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Das Karrieremacherbuch

Das Karrieremacherbuch

Titel: Das Karrieremacherbuch
Autoren: Svenja Hofert
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empfehlen, es geht um Beziehungen. Weder möglichst attraktive Studienabschlüsse noch gute Noten, Auslandsaufenthalte oder Sprachkenntnisse sichern das Überleben auf dem Arbeitsmarkt. Die helfen bestenfalls beim Finden des allerersten Jobs, außerdem sind sie heute schon fast und in zehn Jahren komplett selbstverständlich.
    Die Normalisierung des Faktors »Auslandserfahrung« ist augenscheinlich, wenn man viele Lebensläufe sieht und liest. Rund 26 Prozent eines Jahrgangs haben sie bereits jetzt, belegt eine Studie des Hochschulinformationssystems. 19 Das sind 2009 3 Prozent mehr als 2007. Was Englisch und weitere Sprachen betrifft, brauchen Sie sich nur in Ihrem Umfeld umzuhören: Jeder kann es (oder bemüht sich mithilfe von Rosetta Stone 20 redlich). Es ist eine ganz normale Voraussetzung für die Ausübung ganz normaler Jobs, aber ganz sicher nichts Besonderes mehr.
    Leistung verhindert Erfolg
    Der allseits gefühlte und propagierte Zwang zum Gutsein stellt diejenigen vor große Probleme, die unter Druck schlecht Leistung bringen können. Prüfungsangst etwa ist eine mit der Lebenslaufkrankheit vergleichbare Blockade, die seit der Einführung des Bachelors vermehrt um sich greift. 21 Prüfungsangst haben häufig besonders ehrgeizige, aber unsichere Menschen, die aus ihrer Unsicherheit heraus perfektionistisch sind. Sie fürchten sich vor Fehlern und tun alles, um diese zu vermeiden. Ihr Denken führt dazu, dass der Kopf plötzlich blockiert wie ein ABS im Auto. Doch nicht nur die Prüfungsangst verbreitet sich mit der Bachelorisierung immer mehr, auch andere psychische Erkrankungen häufen sich. »Ich hätte nie gedacht, wie viele meiner Freunde und Bekannten schon beim Psychologen waren«, erzählte mir ein 25-jähriger Privathochschulabsolvent. Sein subjektiver Eindruck stimmt: 11 Prozent der Studierenden leiden an depressiven Verstimmungen: Das kam in der letzten Sozialerhebung des Deutschen Studentenwerks zutage. Und laut Techniker Krankenkasse sind inzwischen fast 10 Prozent der Medikamente, die Studierenden verordnet wurden, Psychopharmaka. 22
    Psychische Wracks sind nicht erfolgreich. Ich behaupte, dass das derzeitige Leistungsprinzip Erfolg eher verhindert. Nicht nur, weil es krank macht, anstatt die Persönlichkeit auszubilden, sondern auch, weil es das Nichtdenken fördert. Ich beobachte, dass immer mehr Einsteiger nach zwei oder drei Jahren innerlich ausgelaugt sind. Sie waren so auf den Job konzentriert, setzten so überbordende Erwartungen in das Jobleben, dass sie nur enttäuscht werden konnten.
    Wer nur funktioniert, verbaut sich die Zukunft
    Das Streben danach, unbedingt am Arbeitsmarkt zu überleben, drängt reihenweise Bewerber in Studiengänge, für die sie sich im Grunde gar nicht oder nur mäßig interessieren. Vor allem die Betriebswirtschaft ist ein Auffangbecken für jene, die Angst haben, mit einem anderen Fach auf der Verliererspur zu stranden. Wer zu oft gehört hat, dass man mit VWL, Soziologie oder den Geisteswissenschaften auch gleich auf Hartz IV oder Taxifahren studieren könne, lässt die Finger davon. Im Gegensatz dazu legen Überzeugungstäter, die sich für ein Neigungsfach entscheiden, meist bessere Ergebnisse hin und knien sich mehr in das Studium rein, was letztendlich selbst die Chancen in so exotischen Fächern wie Indologie erheblich steigert. Kurzum: Ein überzeugter Indologe könnte letztendlich beruflich besser dastehen als ein unambitionierter BWLer. 23
    Eltern entscheiden mit
    Voriges Jahr, noch vor dem Finanzcrash, kam eine Mutter mit ihrem Sohn zu mir, der das Informatikstudium – übrigens trotz guter Leistungen in Mathe und im Abi – nicht schaffte, weil er keinen Draht zu der Thematik aufbauen konnte (und so ein Draht lässt sich leider auch nicht künstlich erzeugen). Sie gab zu, dass es wohl vor allem ihr Wunsch gewesen war und die angeblich tollen Aussichten im IT-Bereich, die bei der Entscheidung des Sohnes mitgewirkt hätten. Nein, sie hätte ihren Sohn nie beeinflussen wollen, das sei wahrscheinlich eher subtil gelaufen. Da sagt man als Eltern dann, schau dir doch mal das Fach Informatik an, lies doch mal diesen Bericht hier, oder ich hab gehört, dass der Thomas jetzt bei Siemens ist und 48 000 Euro im zweiten Berufsjahr verdient. Da merkt man als Eltern doch überhaupt nicht, dass man dadurch das Kind beeinflusst.
    Der Sohn ist inzwischen durch das Assessment-Center der Polizei gekommen und mit seinem scheinbar so gar nicht karriereaffinen Beruf
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