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Das Joshua Gen (German Edition)

Das Joshua Gen (German Edition)

Titel: Das Joshua Gen (German Edition)
Autoren: Andreas Krusch
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Vince genoss es schweigend und fuhr in normalem Tempo zur West End Avenue vor. Kurz vor der Kreuzung hielt er an. »Der Van wird noch im Stau stecken. Wir haben mindestens zwei Blocks Vorsprung herausgeholt, Partner. Wir werden ihn an dieser Ecke abfangen.«
    Mit jedem Schwung Autos, der es über die Kreuzung schaffte, wurde Max aufgeregter. »Aber was machen wir dann?!«
    Der Van tauchte an der Ecke auf.
    Mit aufheulendem Motor raste Vince aus der Seitenstraße. Und stieg auf die Bremse. Der Geruch verbrannten Gummis breitete sich im Wageninnern aus, aber Vince hatte erreicht, was er wollte. Sein Taxi blockierte den hellgrauen Van, und die halbe Kreuzung.
    »Du rührst dich nicht von deinem Sitz!«
    Noch bevor Max auch nur nicken konnte, war Vince aus dem Taxi gesprungen. Das Adrenalin ließ seine Hände zittern. Er nahm die Waffe in beide Hände und stellte sich breitbeinig vor den Van. Sein angespanntes Gesicht und der vernickelte Lauf der Halbautomatik spiegelten sich auf der schwarzen Windschutzscheibe.
    »Hey, ihr da drinnen! Ihr lasst jetzt sofort die Frau frei! Sie war mein Fahrgast! Und ich verstehe keinen Spaß, wenn es um meine Touren geht!«
    In der Ferne begann eine Polizeisirene zu jaulen. Vince stieß den Lauf der Waffe gegen das dunkel getönte Glas. Er zielte direkt auf den Platz des Fahrers. »Meine Geduld ist zu Ende!« Und sein Mut war es auch. Das Kartenhaus stürzte ein. Was tust du hier eigentlich?, fragte Marian ruhig in seinem Kopf. Und sein Vater lachte. Du weißt, dass du nur auf Bewährung draußen bist, oder, mein Junge? Im Augenwinkel sah Vince die Blaulichter der Polizei. Mit einem lauten Klick spannte er den Hahn der Waffe.

    Es kam in den Nachrichten. Ein wackeliges Handyvideo einer Touristin aus Japan. Ein bewaffneter Taxifahrer hatte mittags einen Stau verursacht und war dann mit einer anderen Person in dem Chaos verschwunden. Vince konnte nicht viel auf dem Fernsehbild erkennen. Das Video war unscharf und es zeigte ihn nur von hinten vor dem Van. Er konnte sehen, wie Nona aus dem Wagen gestoßen wurde. »Da, sie geben auf! Diese Typen haben es echt mit der Angst bekommen, da hatten wir mächtig Glück ...«
    »Glück nennst du das?! Du hast vor laufender Kamera gegen deine Bewährungsauflagen verstoßen! Herrgott, was hast du dir bloß dabei gedacht, am helllichten Tag auf der West End Avenue mit einer Waffe herumzufuchteln!«, wetterte Stanley. »Ja, ja, du musstest sie retten, ich weiß – und hast es deinem Sohn auch noch als Geburtstagsüberraschung verkauft!«
    »Sie war es, Stan. Sie hat es Max als Überraschung verkauft. Und mich dabei mit der Waffe bedroht!«
    »Ich kann diese Leier nicht mehr hören – bei dir sind immer die andern schuld! Ich dachte, das hätten wir endlich hinter uns, Vince.«
    »Du klingst wie meine Exfrau, Stan.«
    »Und Marian und ich haben verdammt recht damit!«
    Stanley Woolrich brummte noch ein paar Mal vor sich hin, dann hatte er sich beruhigt und füllte die dritte Tasse mit starkem Kaffee. »Kommen Sie, Nona, nehmen Sie endlich Platz. Ob es euch beiden nun gefällt oder nicht, ihr sitzt im selben Boot, und wir müssen es aus diesem Sturm herausbringen.«
    »Aber wie soll das gehen?« Sie blickte zum Küchentisch.
    »Darüber werden wir nachdenken. Und dieser hervorragende handgebrühte Kaffee wird dabei helfen. Der bringt auch die ältesten grauen Zellen wieder in Schwung!« Stanleys Lachen zauberte unzählige Fältchen um seine himmelblauen Augen. Nona beobachtete es. Der Mann, den Vince seinen einzigen Freund genannt hatte, war ihr gleich sympathisch gewesen. Sie schaute wieder in den kleinen Garten vor dem Haus. Die alte hölzerne Gartentür stand immer offen.
    »Kaffee wird unsere Probleme nicht lösen, Mr. Woolrich, dafür sind es zu viele.«
    »Sie sollen mich Stanley nennen – noch mal sag ich es nicht!« Er klang ruppig, aber seine Augen lächelten kurz in ihre, als sie am Tisch Platz nahm. Er schob die Tasse mit dampfendem Kaffee zu ihr. »Ich habe Sie vorhin schon einmal gefragt und ich frage Sie jetzt noch einmal, Nona: Kannten Sie diese drei Männer in Ihrer Wohnung?«
    Jetzt war er der Mann auf dem Foto über dem Kamin, dachte sie, nur älter, kahler, und ohne die Polizeiuniform. »Nein, ich kannte sie nicht. Und sie waren schon tot, als ich ankam.«
    »Stan, diese drei Typen in ihrer Wohnung waren jung, kräftig, aber da waren keinerlei Kampfspuren. Die wurden eiskalt erledigt!«
    »Was wollten die zwei Männer in dem Van von
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