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Das Joshua Gen (German Edition)

Das Joshua Gen (German Edition)

Titel: Das Joshua Gen (German Edition)
Autoren: Andreas Krusch
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schlichtes Kreuz. »Unsere Väter gingen ihn, unsere Großväter und Urgroßväter – wir gehen den Weg seit eintausend Jahren! Wir beschützen, was er uns gab, wir üben damit, wir bereiten uns vor auf das, was an seinem Ende wartet ...« Ihr Anführer kniete sich nieder und berührte das Kreuz, strich über die drei Symbole darauf. Eine Taube, eine Lilie, ein bärtiges Haupt. Er begann zu beten.
    »Ich bin das Schwert.«
    Die Männer um ihn beteten leise mit. »Er ist das Schwert.«
    »Meine Klinge bringt Himmel und Hölle.«
    »Seine Klinge bringt Himmel und Hölle.«
    »Wer durch mich fällt, wird ewig leben.«
    »Wer durch ihn fällt, wird ewig leben.«
    »Ich bin das Schwert.«
    »Er ist das Schwert.«
    Das Gebet war gesprochen. Seine Männer warteten. Er erhob sich. Sein Blick ruhte noch auf dem Kreuz im Boden, auf der lateinischen Inschrift darauf. VIA DEI . »Das ist unser Weg, der Weg Gottes. Und jeder, der diesen Weg verlässt, muss uns verlassen ... Bringt ihn zu dem Tisch.«
    Sie schleiften den Geprügelten bis vor die hintere Wand des alten Gewölbes.
    »Was willst du jetzt tun? Mich umbringen?!« Dem blutenden Mann stand die Angst im Gesicht. Er sah den kleinen Tisch. Eine Karaffe voller Wein darauf. Und ein leeres Glas. Der Mann starrte auf das dunkle Rot in der Karaffe.
    Sie alle starrten darauf.
    »Nicht vom Weg abweichen, das hättest du tun sollen, nicht Zwietracht säen zwischen uns. Nicht Zweifel.«
    »Das wagst du nicht. Ich entstamme dem Blute der Guérots! Meine Vorfahren entrissen Byzanz das Allerheiligste! Meine Vorfahren brachten es nach Europa! Und du willst mich vergiften mit diesem Wein?!«
    »Ich werde dich nicht vergiften«, erklärte der Anführer der Bruderschaft ruhig. »Du selbst wirst es tun.«

    Garry trank aus. Der Kaffee war längst kalt. Er blickte auf die Uhr. Der Boss hatte vorbeikommen wollen wegen des Videos aus der Klinik. Seitdem wartete Garry hier im Monitorraum. Er wartete jetzt drei Stunden. Hatte sein Boss es vergessen? Die Unruhe trieb den Wachmann vor die Tür. Der Gang war menschenleer, nur die spärliche Nachtbeleuchtung brannte. Es war 22 Uhr.
    Er kannte den Weg zum Büro des Bosses noch vom Einstellungsgespräch. Am zweiten Lift vorbei, dann links zur letzten Tür. Garry sah den Lift. Dieser Aufzug fuhr nicht in die oberen Stockwerke, er fuhr nur nach unten. Manche nannten ihn das Tor zu Minotaurus’ Paradies. Garry grinste. Gerüchte über die untersten Stockwerke machten in der Firma die Runde, über dunkle Experimente und noch dunklere Kammern, in denen die Ergebnisse dieser Experimente vor sich hin vegetierten. Garry hielt nichts von Gerüchten. Doch warum kam man nur mit einer codierten Karte in diesen Lift? Er legte sein Ohr an die kalten Fahrstuhltüren, lauschte. Nichts. Totenstille. Irgendwie doch unheimlich.
    Rasch ging er weiter und konzentrierte sich auf etwas anderes, auf das Ass in seinem Ärmel. Er hatte etwas auf dem Video aus der Klinik entdeckt. Etwas Wichtiges, das wusste Garry. Denn so, wie sein Boss hinter dieser Frau aus dem Krankenzimmer her war, musste es wichtig sein. In jedem Fall half es dabei, sein Vertrauen wieder zu gewinnen und später Zugang zu den unteren Ebenen zu erhalten. Dort würde er schon etwas finden, das sich draußen vergolden ließe – sein Südseetraum würde wahr! Fast konnte Garry schon das Rauschen der Brandung hören, dann vernahm er die Stimmen.
    Er blieb stehen. Die Tür zum Büro stand einen Spalt offen. Die Stimmen kamen von dort. Eine gehörte dem Professor, seinem Boss. Die andere Stimme gehörte dem mit den Handschuhen. Am Nachmittag war er in der Firma herumgeführt worden. Der Mann hatte seine schwarzen Handschuhe auch im Gebäude nicht ausgezogen. Garry lauschte den Männern.
    »Es waren Amateure? Soll das Ihre Entschuldigung sein?!«
    »Es gibt nichts zu entschuldigen. Es ist nichts passiert.«
    »Nichts?! Sie wurde entführt! Und in ihrer Wohnung liegen drei Tote!«
    »Wir haben schon bedeutend mehr als drei Tote hinter uns gelassen, Professor.«
    »Was reden Sie da für einen Unsinn?!«
    »Ich habe unsere Zeit in Vietnam nicht vergessen. Ich habe dort gesehen, wozu Sie fähig sind. Ihre Versuche mit den Entlaubungsmitteln töteten hunderte Menschen, doch Sie zählten nur die Blätter an den Bäumen. Ein wahrer Forscher.«
    »Es war Krieg, meine Forschung diente meinem Land. Ich diente meinem Land!«
    »Aber dieses Land dankte es Ihnen nicht, Professor. Es entzog Ihnen die Gelder, es ignorierte
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