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Das Joshua Gen (German Edition)

Das Joshua Gen (German Edition)

Titel: Das Joshua Gen (German Edition)
Autoren: Andreas Krusch
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Vince!«
    Max hatte sich zu der jungen Frau herumgedreht. »Eigentlich heißt er Vincenzo, das ist italienisch. Aber er möchte lieber Vince genannt werden.«
    »Vincenzo.« Die junge Frau lächelte. »Weißt du denn auch, was Vincenzo bedeutet, Max? Nein? Es kommt vom lateinischen Vincentius. Der Siegende.«
    »Wow!« Max machte große Augen. »Dad, hast du gehört, du bist ein Sieger!«

    Der Ritter des Kreuzes richtete sich auf, er wartete. Niemand erhob sich sonst. Tote bedeckten alles. Freund und Feind gab es nicht mehr. Sie waren nun alle gleich, hatten ihn zurück gelassen, einen einsamen Sieger. Schwer atmend durchschritt er den Gewölbesaal des Bukoleon-Palastes. Er stieg hinweg über die Leichen seiner Freunde. Sein Körper schmerzte, als hätte er zehn Felder an einem Tag gepflügt. Sein linker Arm hing herab, die Schulter brannte. Ein byzantinischer Pfeil steckte tief darin. Er brach den Schaft über dem Kettenhemd ab und warf ihn zurück in die Kapelle des Kaisers. Der Pfeil war von dort gekommen. Dann trat der Ritter selbst in die heilige Kapelle und sah seinen letzten Gegner. Ein zitternder Junge mit einem Bogen, so groß wie er. Er wachte vor fein verzierten Gittertüren, hinter denen die Schätze Konstantinopels ruhten. Seine Pfeile waren verschossen.
    »Verschwinde«, sagte der Ritter.
    »Ich bin der Sohn des Wächters«, erklärte der Junge. »Mein Vater kämpft draußen im Saal. Ich tue es hier.«
    »Da draußen kämpft niemand mehr ... jetzt verschwinde.«
    Der Junge blieb. »Ihr habt schon genug Gold und Silber in Frankreich. Verschwinde du!«, sagte er mutig.
    »Wegen Gold und Silber bin ich nicht gekommen.«
    »Was willst du sonst so weit von deiner Heimat?«
    »Reliquien.«
    Der stolze Junge lachte. »Du stehst vor einem Berg aus Gold und willst zwei rostige Eisennägel? Du siehst einen Turm aus Silber und wählst den wurmstichigen Balken Holz? Du gibst deine Freunde her für ein altes Leichentuch und eine Krone aus dornigen Zweigen?«
    »Ja, das tue ich.«
    Der Ernst in der Stimme des Kreuzritters irritierte den Sohn des Wächters. »Dann ist es nicht klug, was du tust. Auf jedem Markt verkaufen sie Splitter des Kreuzes und alte Nägel. Ein ganzes Schiff könnte man daraus bauen. Du weißt doch gar nicht, ob die Reliquien hier echt sind!«
    Der Ritter lächelte. »Das werden wir jetzt prüfen, Junge.«
    »Wir?«
    »Ja. Du, ich und ein Dämon, den ich beschwören werde.«
    Der Ritter zog einen Lederbeutel unter seinem blutbesudelten Waffenrock hervor. Er streute aus dem Inhalt einen Kreis um sich herum. »Dies alte Salz stammt aus Ägypten. Es schützte die Körper der Könige vor Geistern und Dämonen. Solch ein Schutzkreis ist notwendig im Umgang mit dem Bösen.«
    »Wo ... wo ist denn mein Kreis?«, fragte der Junge. Ihm war nun nicht mehr ganz geheuer.
    »Du brauchst keinen, denn der Dämon soll in dich fahren. Ich werde ihn dann mit den Reliquien wieder aus dir treiben, falls sie echt sind ...«
    »Nein!«, rief der Junge. Er warf den Langbogen seines Vaters auf den Ritter und rannte los.
    »Doch«, sagte der Ritter. Sein wohlplatzierter Schwerthieb durchschnitt eine Sehne am Bein des Jungen. Der Knabe fiel, er konnte nicht mehr laufen. Bange blickte er auf die breite Klinge. Sein Blut lief in darauf eingravierte Buchstaben: V I A D E I. Der Weg Gottes.

    »Und was bedeutet mein Name?«, fragte Max.
    »Was jeder Sohn für seinen Vater ist«, sagte die Frau auf der Rückbank. Sie blickte zu Vince. Der Verkehr schien ihn mehr zu interessieren als ihre kleine Unterhaltung. Das Taxi fuhr auf die George Washington Bridge zu.
    »Was bedeutet Max nun?!«, fragte Vince’ Sohn ungeduldig.
    »Maximus ... der Größte«, sagte die junge Frau lächelnd.
    »Cool! Und wie heißt du?«
    »Dein Vater nennt mich Miss Trenchcoat.«
    Der Junge lachte. »Das ist doch kein Name!«
    »Ich habe keinen anderen.«
    »Du hast keinen Namen? Jeder normale Mensch hat doch einen Namen!«
    »Vielleicht bin ich ja nicht normal ...«
    Sie spürte die schwere Waffe in ihrer Hand und sah wieder zu Vince, sah seine Fingerknöchel weiß werden, so fest packte er das Lenkrad.
    »Dann nenn ich dich Nona!«, erklärte Max in die Stille.
    »Nona?«
    »Ja, aber das kommt nicht aus dem Lateinischen, das kommt aus unserer Sprache, es kommt von No name. «
    »Nona ...«, wiederholte die junge Frau leise und nachdenklich. »Das gefällt mir.« Sie strahlte den Jungen an. »Das gefällt mir gut! Und was sagen Sie, Vince? Wie finden
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