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Das Joshua Gen (German Edition)

Das Joshua Gen (German Edition)

Titel: Das Joshua Gen (German Edition)
Autoren: Andreas Krusch
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nicht bemerkt und auch nicht die festen Gurte, mit denen er an das Bett fixiert worden war.

    Was für ein Albtraum! Vince bekam das Knurren und Bellen dieser Schäferhundbestie nicht aus dem Kopf. Er kramte im Handschuhfach herum. Die Pillen lagen hinter seiner Waffe. Das Metall der Halbautomatik war kühl, doch heute beruhigte es ihn nicht. Heute brauchte er stärkere Kaliber. Er öffnete die Pillendose und nahm zwei Tabletten heraus.
    »Wofür sind die?«, fragte die junge Frau. Sie saß wieder auf der Rückbank seines Taxis.
    »Für meinen Magen. Das Frühstück bei Ihnen ist ihm nicht bekommen.«
    Vince schluckte die kreideweißen Tabletten, er presste sie durch seine trockene Kehle, lehnte sich in seinem Sitz zurück und schaute durch die Frontscheibe hinaus. Allmählich verblasste das Zimmer voll Blut, machte den penibel gepflegten Rasenflächen und gesprengten Auffahrten vor den luxuriösen Einfamilienhäusern Platz.
    »Warum sind wir hierher gefahren?«
    »Meine Exfrau lebt hier mit meinem Sohn. Er hat heute Geburtstag. Ich möchte ihm gratulieren.«
    Die junge Frau schwieg für einen Augenblick, dann lachte sie. »Ein bisschen surreal, finden Sie nicht, Mr. Taxi? Meine aufgebrochene Wohnung, drei tote Männer, ein Teppich aus Blut und danach zur Krönung – ein Kindergeburtstag!«
    Mit versteinerter Miene drehte Vince sich zu ihr um. »Hören Sie gut zu, Miss, denn ich sage es nur einmal: Verschwinden Sie aus meinem Taxi! Verschwinden Sie aus meinem Leben, verdammt!«
    »Hey, ich habe nicht darum gebeten, durch das Fenster aus meiner Wohnung gezerrt zu werden! Ich habe nicht darum gebeten in diese Spießervorstadt chauffiert zu werden! Und außerdem, wer sollte Sie bei der Polizei entlasten, wenn ich verschwinde?«
    Ja. Vince wusste, dass sie damit recht hatte. Aber da war noch mehr. Er hatte sie die Feuerleiter hinunter getrieben, er hatte sie wieder in sein Taxi gesetzt, er hatte auf keine ihrer Fragen reagiert. Er hatte nicht anders gekonnt. Vaters Stimme hatte ihn beeinflusst. Manchmal bei sehr großem Stress tat sie das. Und leider hatte er diesmal zugehört. Nimm die Frau mit. Nur so kannst du sie kontrollieren. Hab ein Auge auf sie, mein Junge, hab ein Auge auf alle Frauen. Denn sie bringen einen in Schwierigkeiten, sie bringen Angst, sie bringen den Tod ... so wie deine Mutter ihn mir brachte. Dann hatte sein Vater in seinem Kopf gelacht. Er hatte geklungen wie der verdammte Schäferhund.
    »Sie haben Angst vor mir, nicht wahr?« Ihre dunklen Augen musterten ihn. »Aber das müssen Sie nicht. Du meine Güte, niemand muss Angst vor mir haben!«
    Er dachte an die Pistole in ihrer Hand und wie sie damit auf sein Gesicht gezielt hatte. Was würde sie der Polizei sagen?
    »Ich habe diese drei Typen nicht erschossen!«
    Genau das würde sie sagen. Und ihn damit belasten.
    »Und wie war das noch mit Ihrem Vater, Miss? Den haben Sie doch umgebracht, sagten Sie vorhin.«
    »Ja ... Nein. Herrgott, ich weiß nicht mehr, was da eigentlich passiert ist!«
    Vince nickte. So eine Zeugin würde mehr schaden als nützen. Er stieg aus. »Wenn ich zurückkomme, sind Sie verschwunden. Hier sind fünf Dollar für den Bus.« Er legte die Banknote auf seinen Sitz.
    Die junge Frau sah ihm durch die geöffnete Wagentür nach. »Ich ... ich brauche Hilfe, Mr. Taxi ... Bitte helfen Sie mir.«
    »Muss mir selber helfen«, murmelte Vince und ging langsam weiter die lange Auffahrt hinauf.
    Wer gibt, dem wird gegeben . Laut las es die junge Frau vor. Ein Spruch auf einem Aufkleber an einem der Sitze. Vince kümmerte sich nicht mehr darum. Er hatte das Haus erreicht. Er konnte den Namen an der Klingel lesen. Den Namen, den er hasste. Den Namen, der sein Leben zerstört hatte. Seinem Therapeuten hatte er von diesem Hass nichts erzählt. Einem Hass, der so hell brennen konnte, dass er blind machte. Und schon ein poliertes Messingschild genügte, um das Feuer zu entfachen. Henry Harris. Vince schlug mit der Faust gegen die Klingel. Der Schmerz in seiner Hand beruhigte ihn. Er konnte Kindergeschrei hinter dem Haus hören. Die Party für seinen Sohn war in vollem Gange. Okay, du reißt dich jetzt zusammen, du bringst das hier ordentlich hinter dich, es geht schließlich um Max, ermahnte sich Vince und klingelte noch einmal.
    Sie öffnete ihm ohne ein Lächeln.
    »Hallo, Marian.«
    Es tat immer noch weh, sie zu sehen.
    »Hallo, Vince. Nur eine knappe Stunde zu spät, du machst Fortschritte.« Ihr Spott sollte ihn verletzen, aber noch
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