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Das Jesus Video

Das Jesus Video

Titel: Das Jesus Video
Autoren: Andreas Eschbach
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Menge von denen tragen Waffen«, sagte Judith, die das Treiben mit zusammengekniffenen Augen verfolgte.
    »Mmh«, machte Stephen Foxx kauend. Die belegten Brote, die sie zu den Pausen erhielten, wurden mit jedem Tag schlechter. Es wurde Zeit, daß er mal mit den beiden Jungs sprach, die für die Verpflegung zuständig waren. Oder sich etwas ausdachte, wie er sich selbst verpflegen konnte. Vielleicht gab es in dem Dorf, von dem immer die Rede war, Möglichkeiten. Dort mußte es ja Läden geben, womöglich so etwas wie einen Supermarkt.
    »Ich frage mich, was das alles soll. Die richten sich ein. Das sind doch Wohnwagen, oder?«
    Foxx nickte.»Klar. Wer sich in so einem Wagen kutschieren läßt, übernachtet nicht in einem simplen Zelt.«
    »Mich wundert, daß so einer überhaupt hier übernachtet.«
    »Mich auch.«Er griff nach seiner Wasserflasche, spülte den faden Geschmack des Brotes mit lauwarmem, abgestandenem Wasser hinab. Ein zweifelhafter Tausch.»Wegen heute abend übrigens — das wird nicht zufällig eine religiöse Familienfeier oder so etwas in der Art?«
    Judith schüttelte kurz den Kopf, ohne den Blick von den Bauarbeiten zu wenden.»Ach was.«
    »Ich muß also kein Käppchen tragen oder meine Schuhe ausziehen?«
    »Da du kein Jude bist, mußt du sowieso kein Käppchen tragen.«
    »Wie steht’s mit Gebeten?«
    »Hör auf. Wir bummeln einfach ein bißchen durch Tel Aviv und gehen dann essen. Yehoshuah kennt den Wirt, und wir kriegen den besten Tisch, das ist alles. — Ich frage mich, Wer der Typ in dem Anzug ist!«
    »Er heißt John Kaun.«
    »Was?«Jetzt sah sie ihn an. Nicht schlecht. Stephen Foxx lochte es, wenn sie ihn ansah mit ihren glutvollen schwarzen Augen. Judith Menez war die Schwester von Yehoshuah Menez, einem archäologischen Assistenten am Rockefeiler Museum von Jerusalem, den er über das Internet kennengelernt und der ihm die Volontärsstelle bei dieser Ausgrabung verschafft hatte. Vor allem aber war sie gertenschlank, mit Ausnahme der Körperregionen, bei denen das von Nachteil gewesen wäre, hatte lange schwarze Locken, eine atemberaubende Hakennase und ein beeindruckendes Temperament, und es war wirklich höchste Zeit, daß er sie mal ins Bett kriegte. Bis jetzt allerdings schien sie noch nicht einmal bemerkt zu haben, daß er sie unaufhörlich anbaggerte, oder wenn, dann verstand sie es jedenfalls hervorragend, das zu ignorieren.
    »John Kaun«, wiederholte Stephen.»Der Besitzer und Vorstandsvorsitzende von Kaun Enterprises. Das Wichtigste, was ihm gehört, ist der Fernsehsender N.E.W., mit dem er seit Jahren versucht, CNN den Platz auf dem Nachrichtenmarkt streitig zu machen.«
    Sie schien beeindruckt.»Das klingt nach ziemlich viel Geld.«
    »Kaun hat seine erste Million gemacht, als er zweiundzwanzig war. Manche nennen ihn auch Johngis Khan, wegen seiner, hmm, rabiaten Geschäftsmethoden. Er ist zweiundvierzig und einer der reichsten Männer der Vereinigten Staaten.«Foxx überlegte einen Moment, ob es an dieser Stelle taktisch klug war, zu erwähnen, daß er seine erste Million bereits mit knapp neunzehn gemacht hatte. Besser nicht. Das hätte geklungen, als wolle er angeben. Natürlich wollte er das, aber wenn man richtig angeben wollte, durfte es nicht angeberisch klingen.»Und er finanziert diese Ausgrabung hier.«
    Ihre Augen wurden noch größer.»Wirklich? Woher weißt du das?«
    »Ich lese die richtigen Zeitungen.«
    »Du liest die richtigen Zeitungen, na klar.«
    Stephen Cornelius Foxx, zweiundzwanzig, stammte aus Maine im Nordosten der USA. Er war schlank, beinahe drahtig, etwas zu klein, verglichen mit dem Durchschnitt, was er jedoch durch eine gerade Haltung und selbstsicheres Auftreten zu kompensieren wußte, und trug eine dünnrandige, sehr intellektuell aussehende Brille. An wissenschaftlichen Forschungsprojekten in aller Welt teilzunehmen war sein Hobby. Er hatte schon auf Island Vögel beringt, in Brasilien Ameisenarten gezählt, in Afrika vergleichende Studien über die Wirksamkeit verschiedener Bewässerungssysteme am Rand der Sahelzone betrieben und in Montana mitgeholfen, Saurierknochen auszugraben. Stephen Foxx war das jüngste Mitglied, das die altehrwürdige New Yorker Explorer’s Society, die seit jeher Ausgrabungen, Urwaldexpeditionen und andere Forschungsvorhaben in aller Welt mit Geld und Hilfspersonal unterstützte, jemals in ihre Reihen aufgenommen hatte. Und zwar als zahlendes Mitglied wie alle anderen auch. Nur deshalb nahm man ihn für voll,
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