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Das Jesus Video

Das Jesus Video

Titel: Das Jesus Video
Autoren: Andreas Eschbach
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Ausdehnung des Grabungsfeldes wurden zeitweise bis zu einhundertneunzehn freiwillige Grabungshelfer beschäftigt.
    Prof. Dr. Charles WilfordSmith Bericht über die Ausgrabungen bei Bet Hamesh DAS TELEFON KLINGELTE kurz vor dem Abendessen. Lydia Eisenhardt kam beim zweiten Läuten aus der Küche und wischte sich die Hände an der Küchenschürze ab, ehe sie abnahm. Es war noch ein Telefon mit einer altmodischen Wählscheibe und einem schweren, massiven Hörer, das im dunklen Hausflur an der Wand hing und einen zwang, alle Telefonate zwischen den an der Garderobe aufgehängten Mänteln und dem mit den bunten Gummistiefeln der Kinder vollgestopften Schuhregal zu führen. Sie hatten es vom Vorbesitzer des Hauses übernommen, der vierzig Jahre hier gelebt hatte, und beschlossen, es zu behalten.»Eisenhardt?«
    Eine glockenklare Stimme war am anderen Ende, die mit einem deutlichen amerikanischen Akzent ein fließendes Deutsch sprach.»Hier ist das Büro von John Kaun, Susan Miller am Apparat. Kann ich bitte Herrn Peter Eisenhardt sprechen?«
    »Einen Moment, ich hole ihn. Sie rufen sicher aus dem Ausland an?«
    »Aus New York, ja.«
    Lydia nickte sich im Garderobenspiegel beeindruckt zu. Ihr Mann erhielt viele Anrufe, aber das war neu.»Ich beeile mich.«
    Sie legte den Hörer beiseite, eilte zur Treppe, die in den ersten Stock hinaufführte, und stieg rasch einige Stufen hoch.»Peter?«
    »Ja!?«kam es hinter der Tür des Arbeitszimmers hervor.
    »Telefon für dich!«Und, betonter:»New York!«
    Manchen Worten scheint ein Zauber innezuwohnen. New York gehörte zu diesen Worten. Für einen Schriftsteller war New York das, was für einen Schauspieler Hollywood war der Mittelpunkt der Welt, der künstlerische Olymp, der begehrte, bewunderte, gefürchtete, verachtete Ort, an dem und nur an dem eine Karriere ihren Höhepunkt finden konnte.
    New York! Das konnte nur heißen: Doubleday. Oder Random House. Oder Simon Schuster. Oder Alfred Knopf. Oder Time Warner… Das konnte nur heißen, daß es geklappt hatte mit dem langersehnten Verkauf der Übersetzungsrechte seiner Bücher in die Vereinigten Staaten…
    Jetzt nur nicht durchdrehen. Peter Eisenhardt schaute auf dem großen Bogen Packpapier umher, der vor ihm an der Wand hinter dem Schreibtisch hing, übersät mit dicken und dünnen Pfeilen, seltsamen Symbolen, Namen, wild durcheinandergekritzelten Notizen, aufgeklebten Zetteln und Zeitschriftenfotos. Der Entwurf seines neuen Romans, an dem er gerade arbeitete. Zumindest dieser Entwurf, drei mal anderthalb Meter groß, war ein Kunstwerk, dachte er manchmal. Jetzt dachte er nur: New York!
    »Ich komme!«
    Er war außer Atem, als er das Telefon erreichte, und hatte keine Ahnung, ob das nun gut war oder schlecht. Lydia stand gespannt lauschend in der Tür zur Küche, aus der es nach Essig und Basilikum und frisch geraspelten Gurken roch.
    »Peter Eisenhardt«, meldete er sich und betrachtete sich dabei im Spiegel. Er war immer noch ziemlich schlank, trotz seiner vorwiegend sitzenden Lebensweise, nur sein Haar begann sich bedenklich zu lichten. Wie würde sich das machen auf dem Umschlag eines amerikanischen Taschenbuches?
    »Guten Tag, Herr Eisenhardt«, hörte er tatsächlich die Stimme einer Amerikanerin, die erstaunlich gut Deutsch sprach.»Mein Name ist Susan Miller, ich bin die Sekretärin von John Kaun. Ist Ihnen dieser Name ein Begriff?«
    Kaun? John Kaun? Er stutzte. Hoffentlich war das niemand, den nicht zu kennen ein k.o.-Kriterium war.»Ehrlich gesagt, nein. Sollte er mir denn ein Begriff sein?«
    »Mister Kaun ist der Vorstandsvorsitzende von Kaun Enterprises, einer Holdinggesellschaft, der unter anderem die Fernsehgesellschaft N.E.W., News and Entertainment Worldwide, gehört…«
    »Der Konkurrent von CNN?«Im nächsten Augenblick hätte er sich die Zunge abbeißen können für diesen Einwurf.
    »Mmmh, ja. Wir arbeiten daran, Nummer eins zu werden.«
    Wirklich blöd.»Schön«, meinte Eisenhardt lahm.
    »Unter anderem«, fuhr die Stimme fort,»gehört zu Kaun Enterprises auch der deutsche Verlag, der Ihre Romane veröffentlicht…«
    »Ah«, machte Eisenhardt. Das hatte er nicht gewußt. Erstaunlich.
    »Mister Kaun läßt Ihnen ausrichten, daß er sehr stolz ist, Ihre Werke zu veröffentlichen. Er läßt Sie fragen, ob er Sie für einige Tage engagieren kann.«
    »Engagieren?«echote Peter Eisenhardt.»Sie meinen, für einige Lesungen? Eine Lesereise?«Das war fast so gut wie ein Rechteverkauf. Dazu hätte er jetzt
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