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Das Jesus Video

Das Jesus Video

Titel: Das Jesus Video
Autoren: Andreas Eschbach
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wenn jemand etwas Epochales entdeckte — einen Außerirdischen, einen Urzeitmenschen — und dann»Wissenschaftler«einfielen wie die Heuschrecken, alles abriegelten, Schutzzäune und Abdekkungen errichteten und überall ihre Meßinstrumente aufstellten.
    Er ließ die Ereignisse noch einmal vor seinem inneren Auge vorbeiziehen. Den gestrigen Tag. Den Fund. Seine Theorie darüber. Wenn er jetzt darüber nachdachte, kam sie ihm nicht mehr so einleuchtend vor. Irgend etwas daran war falsch. Das, was geschah, paßte nicht dazu. Vielleicht ganz gut, wenn er das Ganze heute abend mit Judith und ihrem Bruder noch einmal durchgehen konnte.
    Sein Sitznachbar im Flugzeug erkannte ihn, als unten gerade die Alpen vorbeizogen.»Entschuldigen Sie, aber sind Sie nicht der Schriftsteller Peter Eisenhardt?«sprach er jenen wonnevollen Satz aus, den alle nicht übermäßig bekannten Schriftsteller lieben wie die Namen ihrer Kinder.
    Ja, gab Peter Eisenhardt zu, der sei er.
    »Ich habe ein paar Ihrer Bücher gelesen«, sagte der Mann und nannte die Titel von zwei Romanen, die leider beide von anderen Autoren stammten.»Haben mir sehr gut gefallen, wirklich.«
    Eisenhardt lächelte gequält.»Freut mich zu hören.«
    Er stellte sich vor als Uri Liebermann, Journalist und als Auslandskorrespondent mehrerer israelischer Zeitungen in Deutschland tätig. Er lebe in Bonn, reise aber einmal im Monat nach Hause zu Frau und Kindern, die für einen Auslandsaufenthalt nicht zu gewinnen seien.»Und warum reisen Sie nach Israel?«wollte er wissen.»Machen Sie eine Lesereise? Oder Urlaub?«
    Peter Eisenhardt verneinte die Lesereise, und einen Urlaub würde er gleichfalls nicht ohne Familie unternehmen wollen.
    »Ah«, schlußfolgerte der lebhafte Auslandskorrespondent, der knapp über Vierzig sein mochte und seine hohe Stirn durch einen ausgeprägten, geradezu preußischen Oberlippenbart auszugleichen suchte,»dann betreiben Sie Recherchen?«
    »So ungefähr«, räumte Eisenhardt ein.
    »Heißt das, Ihr nächster Roman spielt womöglich in Israel?«
    »Möglicherweise.«Ein dickes Notizbuch war natürlich, wie immer, wenn er verreiste, das erste gewesen, was er eingepackt hatte. Es gab einen Teil seines Hirns, der sich längst verselbständigt zu haben schien und permanent Ausschau hielt nach ungewöhnlichen Schauplätzen, unbekannten Redewendungen, interessanten Personen und Begebenheiten, und diese Beobachtungen wollten zu Papier gebracht und später in Romanen verwertet werden. Von daher konnte man diese Möglichkeit nicht ausschließen.
    »Großartig, großartig«, freute sich der Journalist und begann, in seinem Handgepäck zu wühlen.»Sagen Sie, darf ich ein Foto von Ihnen machen? Ich würde gerne eine kleine«Meldung bringen in einer der Zeitungen, für die ich arbeite; irgendwas in der Art,» der bekannte deutsche Schriftsteller Peter Eisenhardt bereist zur Zeit Israel «, ich meine, das ist schließlich auch in Ihrem Interesse?«»Gern.«
    Und so ließ Peter Eisenhardt sich fotografieren, lächelte so gewinnend wie möglich, und nach dem dritten Blitz war Uri Liebermann zufrieden. Stolz demonstrierte er danach seine Kamera, ein brandneues Modell mit einem flachen Monitor auf der Rückwand, auf dem man das geschossene Bild in beinahe Originalgröße begutachten konnte, ehe man es auf der kleinen Optical Disc im Inneren abspeicherte.»Voll digital«, erklärte er.»Und sehen Sie, hier an der Seite? Hier kann ich ein serielles Kabel einstecken und die Bilder direkt in jeden handelsüblichen PC übertragen. Schon phantastisch, was heutzutage möglich ist, was? Aber es kommt noch besser.«
    Er zog ein flaches Gerät hervor, das aussah wie ein Mobiltelefon, klappte es jedoch zu Eisenhardts Verblüffung der Länge nach auf und hielt einen winzigen Computer in der Hand, komplett mit einer zierlichen Tastatur und einem schmalen LCD-Bildschirm.»Jetzt müssen wir uns mal ein bißchen klein und unauffällig machen, denn die haben das nicht so gern, wenn man in einem Flugzeug mit diesen Dingern hantiert. Aber ich muß Ihnen das jetzt einfach demonstrieren. Ich schreibe hier also meine Meldung, mühsam zwar, aber es geht ganz gut — meine Finger scheinen irgendwie schmaler zu werden, seit ich dieses Teil habe, bemerkenswert, was? Also, was schreiben wir -» Bekannter deutscher Schriftsteller besucht Israek Das ist die Überschrift. Dann ein bißchen Blabla; ich schätze, ich kriege nicht mehr als zehn, zwölf Zeilen, aber zusammen mit dem Bild…«In
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