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Das Jesus Video

Das Jesus Video

Titel: Das Jesus Video
Autoren: Andreas Eschbach
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Wartenden über die Köpfe hielt, mit seinem Namen darauf, wenn auch ohne das d-t am Schluß: nur Eisenhart. Er ging darauf zu. Der Mann, der das Schild hielt, war ein verschrumpelter alter Mann, der eine schäbige graue Hose von der Art trug, wie sie in den 60er Jahren einmal modern gewesen sein mußte, und dazu ein unaussprechlich scheußliches buntes Hemd mit ausgeprägten Schweißflecken unter den Achseln.
    Als Eisenhardt sich zu erkennen gab, nickte der Mann ohne besondere Begeisterung, nuschelte seinen Namen, den Eisenhardt nicht verstand, und erklärte, er sei beauftragt, ihn zu Mister Kaun zu bringen. Er sprach Deutsch mit einem harten, osteuropäisch klingenden Akzent, und aus der Nähe sah er noch älter aus als vorhin.
    Eisenhardt folgte ihm über den Parkplatz des Flughafens zu einem Taxi. Auf dem Armaturenbrett klebte ein Aufkleber, der die polnische Flagge zeigte.
    »Sie kommen aus Polen?«fragte Eisenhardt, als sie über breite Straßen durch eine wüstenartige Landschaft kurvten und der Flughafen hinter ihnen zurückblieb.
    »Ja. Aus Krakau. Aber das ist lange her.«
    »Sie sprechen gut Deutsch.«
    Das Gesicht des Fahrers blieb unbewegt.»Das habe ich im KZ gelernt.«
    Eisenhardt schluckte unbehaglich, und es fiel ihm nichts ein, was er darauf hätte sagen können. Er sah aus dem Fenster. Das war also Israel.

5
    Nach dem Abtragen der soeben erwähnten, 2 m starken oberen Schicht erreichte man die Höhe +/- 0.00 m. Auf diesem Niveau wurde das Ausgrabungsgelände in ein 5x5 m-Gitter mit l m-Schnitten eingeteilt, wobei die Gitterlinien der Nord-Süd-Achse folgten (siehe Abb. 11.29). Im nördlichen Teil erfolgte die Grabung zwischen F.20 und F.13
    (Feld GL; Abb. 11.30 — siehe hierzu Fotos im Anhang H) in einem ersten Arbeitsgang. Im Schnitt zwischen F.20 und F.19 zeigte sich eine in ost-westlicher Richtung verlaufende Mauerflucht aus behauenen Steinen, die eine Begrenzung der Friedhofsanlage darzustellen scheint (w).
    Prof. Charles WilfordSmith Bericht über die Ausgrabungen bei Bet Hamesh STEPHEN UND JUDITH schlenderten zwischen den Zelten der Grabungshelfer zum Parkplatz hinunter. Das Taxi war inzwischen vor den Wohnwagen zum Stehen gekommen, und der kleine weiße Mitsubishi von Judiths Bruder rumpelte eben von der erbarmungswürdigen Schotterstraße herunter. Yehoshuah winkte ihnen schon durch die Windschutzscheibe zu.
    »Pünktlich, daß man die Uhr nach ihm stellen könnte«, meinte Judith.»Ich frage mich, wie er das immer schafft.«
    »Hmm«, machte Stephen. Zwei Männer stiegen aus dem Taxi aus, ein blasser Mann Ende dreißig mit leichtem Bauchansatz und schütter werdendem Haar, der sich ratlos umsah, als wisse er nicht so recht, wie er hierher geraten sei, und der Fahrer, ein gebückter alter Mann, der derweil einen Koffer und eine Umhängetasche aus dem Kofferraum wuchtete. Und der Neuankömmling schien etwas Besonderes zu sein, denn sowohl Professor WilfordSmith als auch John Kaun ließen sich blicken und kamen ihm entgegen, um ihn zu begrüßen.
    Yehoshuah bremste knirschend unmittelbar vor ihnen, sprang aus dem Auto und reichte Stephen quer über das staubige Autodach hinweg die Hand. Er war ein großer, schlaksiger Mann mit dem krausen dunklen Haar der Sabras, der in Israel geborenen Juden.»Schön, dich mal wieder zu sehen. Na, gut eingelebt hier? Wie ich höre, hast du ja schon die ersten aufsehenerregenden Funde gemacht.«
    »Ja«, meinte Stephen geistesabwesend und deutete mit einem Kopfnicken zum Taxi hinüber.»Sag mal, weißt du, wer das ist?«
    Yehoshuah starrte mit geradezu peinlicher Direktheit in die angegebene Richtung. Als Detektiv wäre er eine Pleite gewesen.»Nein, keine Ahnung. Wieso fragst du?«
    »Ich kenne das Gesicht irgendwoher. Ich komme bloß nicht darauf, woher.«
    Judith warf ihm einen forschenden Blick zu, sagte aber nichts.
    »Okay«, sagte Stephen.»Vielleicht komm’ ich noch drauf. Laßt uns fahren.«
    Sie stiegen ein, Judith auf den Rücksitz. Yehoshuah ließ den Motor an und schaltete das Radio ein, in dem ein Sprecher auf Hebräisch etwas verlas, was dem Klang nach Nachrichten sein mochten. Stephen sah noch einmal zu dem Mann hinüber, der einen bemerkenswert schlechtsitzenden Anzug trug und gerade aufmerksam nickend zuhörte, während Professor WilfordSmith ihm mit seiner typisch britisch anmutenden sparsamen Gestik etwas zu erklären schien. Er kannte diesen Mann, hatte sein Gesicht schon einmal irgendwo gesehen, aber wo? Normalerweise konnte er sich
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