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Das Jahr der stillen Sonne

Das Jahr der stillen Sonne

Titel: Das Jahr der stillen Sonne
Autoren: Wilson Tucker
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Chaney; die anderen sind bereits untersucht. Weitere Untersuchungen finden alle drei Tage statt, bis die eigentliche Erforschung der Zukunft beginnt.«
    »Warum?«
    »Zu Ihrem und unserem Schutz, Sir. Schwerwiegende Mängel müssen rechtzeitig aufgedeckt werden.«
    »Ich bin feige«, sagte Chaney leise.
    »Aber Sie haben sich doch während Ihres Aufenthalts in Israel oft in den vordersten Linien aufgehalten!« sagte Kathryn van Hise erstaunt.
    »Das ist etwas anderes. Gegen Artilleriebeschuß ist nichts zu machen, und ich mußte meine Arbeit zu Ende bringen.«
    »Sie hätten das Land verlassen können.«
    »Nein, das konnte ich nicht, solange die Übersetzung nicht fertig und das Buch nicht abgeschlossen war.«
    Kathryn van Hise legte die Finger zusammen und sah ihn an, als sei das Antwort genug. Chaney zuckte mit den Schultern; wahrscheinlich hing das wieder mit seinem verdammten Computerprofil zusammen, aus dem angeblich Zielbewußtsein und Entschlußkraft sprachen.
    »Wir reisen also in die Zukunft?« erkundigte er sich.
    »Ja, Sir.«
    Chaney wünschte sich, er wäre schon wieder zurück. »Ist das ungefährlich?«
    »Die Affen haben sich noch nicht beschwert«, warf Saltus ein, bevor die Frau antworten konnte. »Folglich haben Sie auch keinen Grund dazu.«
    »Affen?«
    »Die Versuchstiere, Zivilist. Die Biester sind seit Wochen mit dieser verdammten Maschine in allen möglichen Rich tungen unterwegs. Aber sie haben sich noch nicht beschwert – zumindest nicht schriftlich.«
    »Und wenn sie es täten?«
    »Oh, dann würden William und ich Ihnen den Vortritt lassen«, antwortete Saltus ungerührt. »Sie könnten sich um ihre Beschwerde kümmern und die Ursachen feststellen. Die Steuerzahler müssen schließlich auch einmal Glück haben.«
    »Bitte!« sagte Kathryn van Hise.
    »Schon gut, Katrina«, antwortete Saltus grinsend. »Ich finde allerdings, daß Sie diesem Zivilisten sagen sollten, was ihm bevorsteht.«
    Moresby verstand, was er meinte, und lachte.
    Chaney runzelte die Stirn. »Was steht mir bevor?«
    ›Wir reisen nackt.« Arthur Saltus grinste noch breiter. »Wir reisen im Adamskostüm.«
    Chaney starrte ihn an, merkte endlich, daß Saltus ihn keineswegs auf den Arm nehmen wollte, und sah wieder zu Kathryn van Hise hinüber.
    »Es ist eine Frage des Gewichts, Mr. Chaney«, erklärte sie ihm verlegen. »Die Maschine muß sich selbst und Sie in die Zukunft befördern, was gewaltige Energiemengen verschlingt. Die Ingenieure wollen ein bestimmtes Gesamtgewicht unter keinen Umständen überschreiten und bestehen darauf, daß nur der Passagier befördert und zurückgeholt wird.«
    »Nackt? Völlig nackt?«
    »Splitternackt, Zivilist«, antwortete Saltus. »Dadurch sparen wir zehn, fünfzehn Pfund Übergewicht. Die Ingenieure verlangen es. Sie würden sie doch nicht verärgern wollen? Denken Sie daran, daß Ihr Leben in ihren Händen ruht! Die Ingenieure sind empfindsame Leute, wissen Sie – wir müssen ihnen ab und zu einen kleinen Gefallen tun.«
    Chaney bemühte sich, die Sache humorvoll zu sehen. »Was passiert, wenn wir die Zukunft erreichen, wenn wir im Jahr 2000 ankommen?«
    Arthur Saltus war wieder schneller als die Frau. »Oh, Katrina hat an alles gedacht. In Ihrem Indic-Bericht heißt es, daß die Leute in Zukunft weniger Kleidung tragen werden. Katrina besorgt uns die entsprechenden Papiere, damit wir als eingetragene Nudisten auftreten können.«

3
     
    »Ich wollte, ich wüßte, was hier vor sich geht«, klagte Brian Chaney.
    »Das versuche ich Ihnen seit einer halben Stunde zu erklären, Mr. Chaney.«
    »Nehmen Sie noch einen Anlauf!« bat er sie.
    Kathryn van Hise warf ihm einen prüfenden Blick zu. »Ich habe Ihnen schon am Strand erzählt, daß die Westinghouse-Ingenieure ein ZVF gebaut haben. Das Fahrzeug ist hier in diesem Gebäude im Auftrag des Amts für Normung konstruiert worden. Diese Arbeiten sind natürlich streng geheimgehalten worden und stehen unter Aufsicht eines Senatsausschusses, der auch die benötigten Mittel bewilligen muß. Wir arbeiten in enger Verbindung mit dem Weißen Haus. Die endgültigen Ziele werden von dem Präsidenten selbst bestimmt.«
    »Von ihm? Der braucht doch ein Dutzend Berater, die ihm die Entscheidung abnehmen!«
    Kathryn van Hises Mißbilligung war diesmal so ausgeprägt, daß Chaney merkte, daß er eine wunde Stelle berührt haben mußte. Offenbar war ihre Loyalität gegenüber dem Präsidenten nicht nur berufsbedingt, sondern auch ein Ergebnis ihrer
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