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Das Jahr der stillen Sonne

Das Jahr der stillen Sonne

Titel: Das Jahr der stillen Sonne
Autoren: Wilson Tucker
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müssen also ihretwegen nackt und zitternd bis an die Grenze des Jahrtausends vordringen.« Chaney runzelte die Stirn. »Was wohl die kommende Generation von uns denken wird?«
    »Bitte!«
    Chaney verschränkte die Arme. »Ich glaube trotzdem, daß irgend jemand sich geirrt hat, Miss van Hise. Ich verstehe nichts von militärischen Dingen und bin technisch ganz unbegabt. Ich kann mir trotz Ihrer Erklärungen nicht vorstellen, wozu Sie mich für dieses Projekt brauchen. Aber ich verspreche Ihnen, daß ich ganz friedlich bin, wenn es keine weiteren Überraschungen gibt. Oder verschweigen Sie mir noch etwas?«
    Ihre braunen Augen erwiderten unwillig seinen forschenden Blick. Chaney grinste nur. Kathryn van Hise senkte plötzlich den Kopf, griff nach den drei Umschlägen und verteilte sie.
    »Jetzt?« fragte Saltus.
    »Sie dürfen sie jetzt öffnen. Jeder Umschlag enthält eine genaue Beschreibung des ersten Zielgebiets.«
    Brian Chaney riß seinen auf und entnahm ihm einen dicken Stapel hektografierter Blätter und mehrere Karten. Er faltete die erste Landkarte auseinander, richtete sie nach Norden aus und las den Namen der ersten Stadt, die ihm auffiel: Joliet. Genau im Mittelpunkt des Kartenblatts lag Chicago, von den Staaten umgeben, die in die Region hineinragten: Illinois, Indiana, Michigan, Wisconsin und Iowa. Die Forschungsstation war durch ein rotes Quadrat südlich von Joliet markiert. Chaney sah, daß die Karte von Militärkartographen gezeichnet worden war und den Stempel STRENG GEHEIM trug. Bis auf das rote Quadrat war sie mit den an jeder Tankstelle erhältlichen Straßenkarten identisch.
    Die nächste Karte zeigte nur Illinois. Auf ihr war zu erkennen, daß die Forschungsstation etwa acht Meilen südlich von Joliet an einer kaum benutzten Nebenstraße mit der Bezeichnung U 66 lag. Die dritte Karte war gleich groß: eine detaillierte Darstellung des Will County, in dessen Mittelpunkt Joliet lag. Die Forschungsstation war darauf ein großes rotes Quadrat von etwa zwölf Quadratkilometer Fläche; ihre Gebäude waren mit Nummern gekennzeichnet, deren Bedeutung am Kartenrand erklärt wurde. Aus der Station führten zwei Privatstraßen auf die U 66 hinaus. Die Hauptstrecke der Chicago & Mobile Southern Railroad lief an dem Militärbezirk vorbei, der einen eigenen Gleisanschluß hatte.
    Der Major sah von den Landkarten auf. »Die Tests finden also hier statt, Katrina?«
    »Nur teilweise, Sir. Falls Sie in der Forschungsstation normale Verhältnisse antreffen, fahren Sie nach Joliet weiter. Ein Transportmittel steht für Sie bereit. Ihre Sicherheit ist jedoch stets oberstes Gebot.«
    Moresby schien enttäuscht zu sein. »Joliet …«
    »Die Erprobung schließt nur Joliet ein, Sir. Wir dürfen die Risiken nicht unterschätzen. Sollten die Tests jedoch zufriedenstellend sein, werden die eigentlichen Untersuchungen in Chicago und den Vororten angestellt. Studieren Sie die Karten bitte sorgfältig und merken Sie sich mindestens zwei Fluchtwege. Ihr Fahrzeug kann versagen, so daß Sie zu Fuß gehen müssen.«
    »Zu Fuß gehen?« wiederholte Saltus. »Wo überall Autos herumstehen?«
    Die Frau runzelte die Stirn. »Versuchen Sie bitte nicht, einen Wagen zu stehlen. Es könnte schwierig oder gar unmöglich sein, Sie aus dem Gefängnis herauszuholen. Das darf nicht passieren, Sir.«
    »Nackt und verlassen in Joliet im Gefängnis«, murmelte Chaney vor sich hin.
    Kathryn van Hise kniff die Augen zusammen. »Glauben Sie nicht auch, daß dieser Witz allmählich abgedroschen ist, Mr. Chaney? Unterwegs sind Sie selbstverständlich angezogen; Sie müssen sich nur ausziehen, bevor Sie wieder in das Fahrzeug steigen. Am Ziel jeder Reise finden Sie einen ausreichenden Vorrat an Kleidungsstücken, Werkzeugen und Instrumenten vor. Und das Labor ist ständig besetzt: Ingenieure erwarten Ihre Ankunft und halten sich bereit, Ihnen behilflich zu sein.«
    »Ich dachte, Saltus wollte mich hereinlegen«, gab Chaney zu. »Aber wie wollen Sie das mit der Kleidung und den Ingenieuren anfangen? Wie soll das alles in der Zukunft auf uns warten?«
    »Dafür ist bereits gesorgt, Sir. Unter uns liegen neben dem Labor ein atombombensicherer Schutzraum und ein Lager, das Kleidungsstücke für alle Jahreszeiten, Lebensmittel und Waffen enthält. Unser Programm sieht vor, daß das Labor und das ZVF für unbestimmte Zeit ständig bemannt bleiben – notfalls hundert oder mehr Jahre. Alle Reisetermine sind den Ingenieuren in der Zukunft
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