Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das Jahr der stillen Sonne

Das Jahr der stillen Sonne

Titel: Das Jahr der stillen Sonne
Autoren: Wilson Tucker
Vom Netzwerk:
Manchmal sind sie auch von irgendeiner Fernsehgesellschaft. Sie wollen eine Erklärung oder ein Dementi oder eine Entschuldigung. Mir gefällt Ihre Phantasie, aber ich kann mit nichts dienen.«
    »Ich bin keine Reporterin, Mr. Chaney. Ich bin Leiterin einer Forschungsabteilung im Amt für Normung und aus einem ganz bestimmten Grund hier. Es handelt sich um eine ernste Angelegenheit.«
    »Keine Erklärung, kein Dementi und ganz bestimmt keine Entschuldigung. Worum geht es also?«
    »Ich soll Ihnen eine Position in einem neuen Programm anbieten.«
    »Ich habe schon einen Job. Dort gibt es jeden Tag massenhaft neue Programme.«
    »Das Amt meint diesen Vorschlag ernst, Mr. Chaney.«
    »Das Amt für Normung«, sagte er nachdenklich. »Das Bundesamt für Normung, versteht sich – eine Behörde in Washington, in der großköpfige Bürokraten sitzen und Kauderwelsch sprechen. Das wäre schlimmer als der Tod. Ich habe einmal für diese Leute gearbeitet und will es nie wieder tun.« Aber die windbewegte Bluse war ein Blickfang.
    »Sie haben vor drei Jahren eine Untersuchung für das Amt abgeschlossen, bevor Sie Urlaub genommen haben, um zu schreiben«, stellte die Frau fest.
    »Hat das Amt etwas an meinem Buch auszusetzen? Fehlendes Gewicht? Fehlende Seiten? Zuviel Fett im Text? Habe ich die Verbraucher, betrogen? Werden sie mich verklagen? Das wäre der Gipfel!«
    »Bitte, seien Sie ernsthaft, Mr. Chaney.«
    »Nein – nicht heute, nicht morgen – vielleicht erst nächste Woche wieder. Ich habe jetzt Urlaub. Ich habe ihn mir ehrlich verdient. Lassen Sie mich bitte in Ruhe.«
    Die Frau blieb ungerührt stehen.
    Nach einiger Zeit beobachtete Chaney nicht mehr die Wogenkämme, sondern starrte die bloßen Füße im Sand neben seinem Liegestuhl an. Es war schwer, die Frau zu ignorieren, weil sie so dicht neben ihm stand. Ihre Beine und das Dreieckshöschen waren einen weiteren Blick wert.
    Chaney kniff die Augen zusammen, als er zu ihrem Gesicht aufsah. »Diese Aufmachung wäre in Israel verboten – haben Sie das gewußt? Die meisten Frauen tragen Uniform, und das Oberkommando macht sich Sorgen um die Kampfmoral der Männer.« Er zuckte bedauernd mit den Schultern. »War das vorhin Ihr Ernst?«
    »Ja, Sir.«
    »Das Amt braucht einen Bibelübersetzer?«
    »Nein, Sir. Das Amt sucht einen Demographen mit Labor- und Außendiensterfahrung.« Sie machte eine Pause. »Er muß natürlich noch andere Voraussetzungen erfüllen.«
    »Einen Demographen!«
    »Ja, Sir. Sie .«
    »Aber Demographen gibt es doch wie Sand am Meer!«
    »Nicht ganz, Mr. Chaney. Sie sind ausgewählt worden.«
    »Warum ich? Welche anderen Voraussetzungen meinen Sie?«
    »Sie haben Charakterstärke, Zielbewußtsein und Entschlußkraft bewiesen; Sie haben gezeigt, daß Sie Belastungen gewachsen sind. Sie sind emotionell ausgeglichen, und Ihr physisches Durchhaltevermögen steht außer Zweifel. Sie haben sich außer auf Bibelforschung auf sozialpolitische Untersuchungen spezialisiert und genießen einen guten Ruf als extrapolierender Statistiker. Sie sind der Prototyp eines Futurologen. Sie haben bereits für das Amt gearbeitet. Sie sind als Geheimnisträger überprüft worden. Deshalb ist die Wahl auf Sie gefallen.«
    Chaney starrte sie verblüfft an. »Weiß das Amt auch, daß ich Frauen nachlaufe? Frauen aller Rassen und Hautfarben?«
    »Ja, Sir. Das steht in Ihrer Akte, aber es wird nicht als Nachteil angesehen.«
    »Danken Sie dem guten, alten Amt bitte in meinem Namen. Ich bin ihm für diese väterliche Nachsicht sehr verbunden.«
    »Sie brauchen nicht sarkastisch zu werden, Mr. Chaney. Sie haben ein ausgeglichenes Computerprofil. Mr. Seabrooke hat Sie als idealen Futurologen beschrieben.«
    »Herzlichen Dank! Wer ist Seabrooke?«
    »Gilbert Seabrooke ist unser Projektleiter. Er hat Sie persönlich aus einigen wenigen Kandidaten ausgewählt.«
    »Ich bin kein Kandidat; ich habe mich für nichts freiwillig gemeldet.«
    »Es handelt sich um ein strenggeheimes Projekt von einiger Bedeutung, Sir. Die Kandidaten sind vorher nicht gefragt worden.«
    »Deswegen sind wir alle so glücklich darüber.« Chaney zeigte auf das Buch unter ihrem Arm. »Sie interessieren sich nicht für mein Hobby? Das Amt erwartet keinen Widerruf meiner Übersetzung der Schriftrolle mit den Offenbarungen?«
    Ihr Gesicht drückte wieder leichte Mißbilligung aus, aber dann gab sie sich einen Ruck. »Nein, Sir. Das Amt bedauert, daß Ihre Arbeit solches Aufsehen hervorgerufen hat, und Mr.
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher