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Das italienische Maedchen

Das italienische Maedchen

Titel: Das italienische Maedchen
Autoren: Lucinda Riley
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aufgegeben.«
    »Freut mich, dass du endlich in der Lage warst, diese Entscheidung zu treffen. Aber warum bist du nicht nach Hause gekommen?«
    »Wo war dieses Zuhause denn, Rosanna? Ich hatte das Gefühl, keines mehr zu haben. Abi hat mir nicht geantwortet; ich hatte sie verärgert. Also habe ich beschlossen, in Sambia zu bleiben und mich einer dort tätigen britischen Wohltätigkeitsorganisation anzuschließen. Zum ersten Mal im Leben hatte ich das Gefühl, wirklich nützlich zu sein, praktisch wie auch spirituell.« Luca blickte zum Fenster hinaus. »Du kannst dir nicht vorstellen, wie es dort ist. Die Menschen und die Landschaft sind außergewöhnlich, aber das Elend …« Plötzlich sah er sie an. »Bist du von mir enttäuscht, Rosanna?«
    »Nein. Ich weiß nur zu gut, wie viel Mut es erfordert zuzugeben, dass man sich geirrt hat«, antwortete sie.
    »Genug von mir. Sag mir, warum du mich zurückgeholt hast.«
    »Geduld. Es ist nichts Schlimmes«, versicherte Rosanna ihm. »Lass dir zuerst von Roberto erzählen.«
    Luca lauschte verblüfft, als Rosanna ihm die Umstände ihrer Trennung zwei Jahre zuvor erläuterte, und atmete deutlich hörbar aus. »Rosanna, ich hätte nie gedacht, dass du ihn einmal verlassen würdest. Wenn ich das damals gewusst hätte, wäre vielleicht alles anders gekommen. Piccolina , ich bedaure unseren Streit sehr. Ich hätte mich nicht einmischen sollen. Auch wenn ich ihn nicht mochte, hätte ich deine Gefühle für ihn respektieren müssen.«
    »Nein, Luca, du hattest völlig recht. Deine Worte haben mich zu einer Entscheidung gezwungen. Dir habe ich es zu verdanken, dass ich jetzt glücklicher bin als damals, wenn auch hin und wieder ein bisschen einsam«, gestand sie.
    »Einsamkeit ist manchmal der Preis, den wir zahlen«, erklärte er traurig. »Wer passt auf Nico auf, während du mich abholst?«
    »Eine gute Freundin«, antwortete sie. »Erzähl mir doch mehr von Afrika …«
    Als Abi Reifen auf Kies hörte, nahm sie Phoebe auf den Arm und Nico an der Hand und ging hinaus, um Rosanna zu begrüßen.
    »Mamma, Mamma!« Nico ließ Abis Hand los und rannte auf Rosanna zu.
    Da ging die Tür auf der Beifahrerseite auf, und Luca stieg aus. Als Abi und er einander sahen, blieben sie beide wie erstarrt stehen.
    »Luca«, sagte Rosanna leise, »begrüß Abi. Und deine kleine Tochter.«
    »Meine Tochter?«
    » Sie ist der Grund, warum ich dich nach Hause geholt habe. Phoebe braucht deine Liebe und deinen Schutz mehr als jeder andere Mensch.«
    »Und Abi«, presste Luca hervor und machte zaghaft die ersten Schritte auf sie zu.
    »O Gott, Luca«, flüsterte Abi mit Tränen in den Augen.
    Rosanna drückte Nico an sich und begann ebenfalls zu weinen, als Luca seine Familie umarmte.

MET
    NEW YORK
    Es war ein Risiko gewesen, ein großes Risiko, Nico, aber ich hatte das Richtige getan. Möglicherweise war diese Wiedervereinigung von Luca mit Abi und ihrem Kind meine Art, mich endlich für alles, was er für mich getan hatte, zu revanchieren. Danach ist Luca nie mehr nach Afrika zurückgekehrt, sondern hat eine Stelle im Londoner Büro der Wohltätigkeitsorganisation angenommen und wie besessen Spendengelder gesammelt. Es war die reine Freude, sie zu sehen; die Jahre des Schmerzes und der Suche waren vergessen. Zwischen ihren Romanen brachte Abi zwei weitere Kinder zur Welt, und die Familie wohnte in geordnetem Chaos in dem Haus in Notting Hill.
    Und ich, fragst Du, Nico? Deine Mamma?
    Ich gab Dich mit sechs Jahren in die kleine Privatschule, die auch Ella besucht hatte. Die dortigen Lehrer waren wunderbar, nahmen Rücksicht auf Deine Behinderung, sorgten jedoch auch dafür, dass Du an allen Aktivitäten der Schule teilnahmst. Bestimmt erinnerst Du Dich, wie gut es Dir gefiel und wie viele Freunde Du dort fandest. Aber für mich war es schwierig. Ich war es gewöhnt, die ganze Zeit mit Dir zusammen zu sein, und die Stunden, die Du in der Schule verbrachtest, zogen sich endlos dahin.
    Um die Stille zu füllen, begann ich, meine alten Plattenaufnahmen zu spielen und zu ihnen zu singen. Zu meinem Erstaunen hörte sich meine Stimme noch immer gut an. Im Lauf der Jahre war sie weicher und reifer geworden. Mit einunddreißig Jahren regten sich meine Leidenschaft und mein Ehrgeiz von früher wieder.
    Im Ort fand ich eine nette junge Frau, die auf Dich aufpasste, während ich zweimal wöchentlich Stunden bei einem Gesangslehrer in London nahm. Nach vier Monaten harter Arbeit und viel, viel Übung griff ich
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