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Das italienische Maedchen

Das italienische Maedchen

Titel: Das italienische Maedchen
Autoren: Lucinda Riley
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mich am liebsten schon morgen mit ihm vor dem Traualtar sehen, aber ich möchte zuerst noch ein bisschen Spaß haben und das Leben genießen.«
    »Macht Heiraten denn keinen Spaß? Man trägt ein hübsches Hochzeitskleid, bekommt jede Menge Geschenke und eine eigene Wohnung und …«
    »… eine Horde schreiender Kinder und einen Bauch«, führte Carlotta den Satz für sie zu Ende, während sie mit der Seife über ihren schlanken Körper glitt. »Was starrst du so? Verschwinde, Rosanna, und lass mir zehn Minuten meine Ruhe. Mamma braucht dich unten. Und mach die Tür hinter dir zu!«
    Rosanna verließ schweigend das Bad, ging die steile Holztreppe hinunter und betrat das Café. Die Wände waren gerade erst geweißelt worden, und über der Bar im hinteren Bereich des Raums hing ein Gemälde der Madonna neben einem Poster von Frank Sinatra. Die dunklen Holztische waren hochglanzpoliert, auf jedem stand eine leere Weinflasche mit einer Kerze.
    »Da bist du ja! Wo hast du gesteckt? Ich rufe schon die ganze Zeit nach dir. Hilf mir mal beim Aufhängen.«
    »Ja, Mamma.« Rosanna zog einen Holzstuhl unter einem der Tische hervor und rückte ihn zu dem Bogen in der Mitte des Cafés.
    »Beeil dich, Kind! Gott hat dir deine Beine zum Laufen gegeben und dich nicht als Schnecke erschaffen«, sagte Antonia Menici, die bereits auf einem Stuhl stand, eine Ecke eines bunten Lakens in der Hand. Der Stuhl geriet unter ihrem beträchtlichen Gewicht gefährlich ins Wanken. Rosanna ergriff das andere Ende des Stoffs und kletterte hinauf.
    »Schieb die Schlaufe über den Nagel«, wies Antonia sie an.
    Rosanna tat, wie ihr geheißen.
    »Und jetzt hilf deiner Mamma herunter. Wir wollen sehen, ob es gerade hängt.«
    Rosanna sprang auf den Boden und stützte Antonia beim Herunterklettern. Die Handflächen ihrer Mutter waren feucht, Rosanna bemerkte den Schweiß auf ihrer Stirn.
    » Bene, bene .« Antonia betrachtete ihr Werk zufrieden.
    Rosanna las laut die Worte auf dem Transparent: » Herzlichen Glückwunsch zum dreißigsten Hochzeitstag – Maria und Massimo!«
    Antonia legte die Arme um ihre Tochter und drückte diese zu ihrer Verwunderung an sich. »Das wird eine wunderbare Überraschung! Sie glauben, es gibt bloß ein Abendessen mit Papà und mir. Ich bin auf ihre Gesichter gespannt, wenn sie alle ihre Freunde und Verwandten sehen.« Sie strahlte. Antonia löste sich von Rosanna, setzte sich auf den Stuhl und wischte sich die Stirn mit einem Taschentuch ab. Dann beugte sie sich vor und winkte Rosanna zu sich. »Rosanna, ich verrate dir was. Ich hab Roberto geschrieben. Er kommt zu dem Fest eigens aus Mailand und singt für seine Mamma und seinen Papà, hier im Café! Morgen wird die ganze Piedigrotta von uns reden!«
    »Ja, Mamma. Er singt Schnulzen, stimmt’s?«
    »Schnulzen? Was sagst du da? Roberto Rossini ist kein Schnulzensänger, sondern lernt an der scuola di musica der Mailänder Scala. Eines Tages wird er in der Scala auftreten.«
    Antonia presste die Hände auf ihren Busen. Rosanna erinnerte das ein wenig an den Gottesdienst in der Kirche.
    »Geh jetzt Papà und Luca in der Küche zur Hand. Es gibt viel zu tun vor dem Fest, und ich möchte mir noch bei Signora Barezi die Haare machen lassen.«
    »Hilft Carlotta auch?«, fragte Rosanna.
    »Nein. Sie begleitet mich zu Signora Barezi. Wir müssen heute Abend schön sein.«
    »Was soll ich anziehen, Mamma?«
    »Du hast doch das rosafarbene Kleid für die Kirche.«
    »Das ist mir zu klein. Darin sehe ich albern aus«, jammerte Rosanna.
    »Ach was. Eitelkeit ist eine Sünde, Rosanna. Wenn Gott deine eitlen Gedanken hört, reißt er dir in der Nacht alle Haare aus. Dann wachst du am Morgen kahl auf wie Signora Verni, nachdem sie ihren Mann wegen einem Jüngeren verlassen hatte! Und jetzt ab in die Küche.«
    Rosanna entfernte sich. Warum, fragte sie sich, hatte Carlotta noch alle Haare auf dem Kopf? Als sie die Küchentür öffnete, schlug ihr Hitze entgegen. Ihr Vater Marco bereitete an einem langen Holztisch den Pizzateig vor. Marco war schlank und drahtig, das genaue Gegenteil seiner Frau, und seine Glatze glänzte bei der Arbeit von Schweiß. Luca, ihr großgewachsener älterer Bruder mit den dunklen Augen, rührte am Herd in einem riesigen dampfenden Topf. Rosanna sah einen Moment lang fasziniert zu, wie Papà den Teig mit den Fingerspitzen über dem Kopf drehte und ihn rund auf den Tisch klatschte.
    »Mamma hat mich geschickt. Ich soll euch helfen.«
    »Trockne die Teller ab
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