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Das italienische Maedchen

Das italienische Maedchen

Titel: Das italienische Maedchen
Autoren: Lucinda Riley
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mir aus dem Busch geschrieben, aber ich habe nicht geantwortet, aus Angst, dass ich es ihm verrate. Das würde ihn in die Bredouille bringen und ihm möglicherweise die Zukunft verbauen, wenn er nach wie vor Priester werden möchte. Seine geliebte Kirche predigt zwar die Vergebung der Sünden, scheint sie aber bei ihren eigenen Geistlichen nicht sonderlich großzügig zu praktizieren. Deswegen bin ich auch dir aus dem Weg gegangen. Tut mir leid, ich hätte es dir sagen sollen. Bist du entsetzt?«
    »Nein, nur ein bisschen verletzt, weil du nicht genug Vertrauen hattest, mich einzuweihen. Du weißt doch, dass ich für dich da gewesen wäre.«
    »Vielleicht habe ich mich geschämt«, gestand Abi. »Schließlich war mir klar, dass es für uns keine gemeinsame Zukunft geben konnte. Ich habe ihn verführt.«
    »Abi, das Leben hat mich Toleranz gelehrt. Es tut mir leid, dass ich mich so sehr in meine eigene Welt verkrochen und nicht gemerkt habe, was sich zwischen dir und Luca abgespielt hat.«
    »Das mit Luca und mir war nie so dramatisch wie das mit dir und Roberto, aber auf unsere eigene ruhige Art haben wir uns genauso sehr geliebt. Er hat einen besseren Menschen aus mir gemacht.« Sie trank einen Schluck Tee. »Jedenfalls bin ich froh, dass du es jetzt weißt, Rosanna.«
    »Und Luca muss es auch eines Tages erfahren.«
    »Vielleicht.« Abi zuckte mit den Achseln. »Kommt Zeit, kommt Rat.«
    Nachdem Rosanna Nico zu Hause ins Bett gebracht hatte, lief sie in der Küche auf und ab, schaute hinaus auf die Terrasse und erinnerte sich, wie Luca und Abi den Sommer bei ihr verbracht hatten. Wie sie miteinander gelacht und geredet hatten, lange nachdem alle anderen im Bett waren … Ihr fiel Stephens Äußerung ein, er glaube, sie seien ineinander verliebt.
    Konnte es sein, dass Luca sein ganzes Leben lang nach etwas gesucht hatte, das direkt vor seiner Nase lag?
    Am Morgen war Rosanna zu einem Beschluss gelangt. Tags zuvor hatte sie Abi gebeten, ihr Lucas Adresse in Sambia zu geben. Nun war es an ihr , Gott zu spielen. Sie würde Luca finden und nach Hause holen.
    Das Flugzeug aus Lusaka landete pünktlich. Rosanna ließ aufgeregt den Blick über die Gesichter der Eintreffenden schweifen, die durch die automatische Tür der Ankunftshalle eilten.
    Schließlich tauchte Luca auf, schmaler, als sie ihn in Erinnerung hatte, und tief gebräunt. Rosanna lief ihm entgegen und schlang die Arme um ihn. »Luca, wie schön, dich zu sehen.«
    »Rosanna.« Er erwiderte ihre Umarmung, löste sich von ihr und trat einen Schritt zurück, um sie genauer zu betrachten. »Du siehst gut aus für jemanden, der gerade in einer Krise steckt. Gott sei Dank hast du in deinem Brief geschrieben, dass es nichts mit Nico zu tun hat, sonst hätte ich mir schreckliche Sorgen gemacht. Wie geht’s ihm übrigens?«
    »Bestens.«
    »Warum hast du mich dann von Afrika hergeholt?«
    »Das erzähle ich dir während der Fahrt«, versprach sie und nahm seinen Arm. »Mein Brief scheint ja ganz schön lange nach Lusaka gebraucht zu haben. Ich dachte schon, ich kriege gar keine Antwort«, sagte sie, als sie ihn in Richtung Parkplatz schob.
    »Rosanna, ich komme nur einmal pro Woche in den Ort, um meine Post abzuholen. Und ich habe dich gleich angerufen. Du hast mir sehr gefehlt, piccolina .«
    »Und du mir. Hauptsache, du bist da. Steig ein.« Rosanna schloss ihren Volvo auf, und Luca nahm auf dem Beifahrersitz Platz.
    »Du hast den Führerschein gemacht?«, bemerkte er.
    »Ja. Mit einem kleinen Kind kommt man auf dem Land praktisch nicht ohne Auto aus. Aber erzähl mir doch von Afrika. Du siehst aus, als hättest du Wochen nichts gegessen.« Rosanna ließ den Motor an und setzte zurück.
    »Das ist ein bisschen übertrieben, aber in letzter Zeit habe ich tatsächlich schon von Pizza geträumt.«
    »Hat es dir geholfen, so weit wegzugehen?«
    »Du meinst, ob ich mich nun entschieden habe, Priester zu werden oder nicht?«
    »Ja.«
    »Ich habe Carlotta damals leiden sehen, und da waren auch noch andere Dinge, die mich verwirrt haben. In Afrika war ich dann mit so viel Armut konfrontiert, dass ich mir das mit dem Priesterwerden überlegt habe. Mir ist klar geworden, dass Gott etwas anderes mit mir vorhat. Ich soll Menschen in Not helfen, aber nicht indem ich den Gottesdienst halte, ihnen die Beichte abnehme oder mich mit Kirchenbürokratie auseinandersetze. Ich habe meinem Bischof in einem Brief meine Gedanken geschildert und meinen Platz im Priesterseminar kurz danach
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