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Das italienische Maedchen

Das italienische Maedchen

Titel: Das italienische Maedchen
Autoren: Lucinda Riley
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Hause kam, ging sie sofort hinauf in ihr Zimmer. Luca folgte ihr mit mehlweißen Händen.
    »Du hast ohne Probleme nach Hause gefunden?«
    »Du siehst doch, dass ich da bin.« Sein besorgter Gesichtsausdruck amüsierte sie.
    »Wie war’s, Rosanna?«
    »Sehr schön. Luigi ist ausgesprochen nett.«
    »Gut. Ich …«
    »Luca!«, hörten sie Marcos Stimme aus der Küche.
    »Ich muss runter. Wir haben viel zu tun.« Luca küsste Rosanna auf die Wange und eilte nach unten.
    Rosanna legte sich aufs Bett, holte ihr Tagebuch unter der Matratze hervor und begann zu schreiben. Wenig später betrat Carlotta das Zimmer.
    »Wo warst du? Mamma wollte, dass du ihr hilfst, aber wir konnten dich nicht finden. Ich musste den ganzen Nachmittag Gäste bedienen.«
    »Ich war … mit einer Freundin unterwegs. Und ich habe Hunger. Ist was zu essen da?«
    »Keine Ahnung. Frag Mamma. Ich geh aus.«
    »Mit wem?«
    »Ach, nur mit Giulio«, antwortete Carlotta gelangweilt.
    »Ich dachte, du magst Giulio. Er ist doch dein Freund.«
    »Er war … Ich meine, er ist … ach, hör auf mit der Fragerei, Rosanna! Ich nehm jetzt ein Bad.«
    Als Carlotta aus dem Zimmer war, schrieb Rosanna weiter in ihr Tagebuch und schob es wieder in sein Versteck. Anschließend holte sie sich aus dem Kühlschrank in der kleinen Küche ein Glas Wasser. Wenn sie nach unten ginge, um sich etwas zu essen zu nehmen, würden ihre Eltern irgendeine Aufgabe für sie finden, das wusste sie. Und sie war sehr müde. Also schlich sie auf die Feuerleiter hinaus, die zur Straße hinunterführte. Hierher kam sie oft, wenn sie Zeit für sich brauchte, obwohl von dort aus nur die Mülltonnen hinterm Haus zu sehen waren. Sie setzte sich auf die oberste Stufe, nippte an ihrem Wasser und ging im Kopf noch einmal die ganze Stunde bei Luigi durch, in der es nur darum gegangen war, die Noten vom Papier lesen zu lernen, nicht ums Singen. Rosanna liebte Luigis ruhiges Haus, und dass sie nun endlich ein Geheimnis hatte, fand sie aufregend.
    Kurz darauf kehrte sie in ihr Zimmer zurück und schlüpfte in ihr Nachthemd. Carlotta, die sich gerade zum Ausgehen fertig machte, legte ein Tuch um die Schultern.
    »Ich wünsch dir einen schönen Abend«, sagte Rosanna.
    »Danke.« Carlotta bedachte sie eher mit einer Grimasse als einem Lächeln, als sie die Tür öffnete. Kurze Zeit später war nur noch ihr Parfüm zu riechen.
    Im Bett überlegte Rosanna, wie es ihr gelingen könnte, jeden zweiten Dienstag zu Luigis Villa zu fahren, ohne dass es auffiel. Am Ende beschloss sie, sich eine imaginäre Freundin namens Isabella mit reichen Eltern auszudenken, was Papà beeindrucken würde. Diese Isabella konnte sie problemlos jeden zweiten Dienstag besuchen. Und was das Üben anbelangte: Sie würde morgens eine Stunde früher aufstehen und vor dem Gottesdienst in die Kirche laufen.
    Zufrieden über diese Lösungen, schlief Rosanna ein.
    Es war Ende September, im Café wurde es allmählich ruhiger. Die Sommertouristen hatten die Stadt verlassen, und aus der drückenden Hitze war angenehme Wärme geworden. Luca ging auf den Hof hinaus, um sich eine Zigarette anzuzünden und den milden Abend zu genießen. Carlotta gesellte sich zu ihm.
    »Luca, könntest du vor dem großen Ansturm im Café ein paar Minuten für mich erübrigen? Ich … muss mit dir reden.«
    Luca betrachtete Carlottas ungewöhnlich blasses Gesicht.
    »Was ist los, Carlotta? Bist du krank?«
    Als sie den Mund aufmachte, hörte sie Antonia die Treppe herunterkommen.
    »Nicht hier«, flüsterte sie. »Wir treffen uns um sieben bei Renato in der Via Caracciolo. Bitte sei da, Luca.«
    »Versprochen.«
    Carlotta verabschiedete sich mit einem matten Lächeln.
    Als Rosanna einige Tage später die Tür nach oben öffnete, hörte sie Papàs laute Stimme aus dem Wohnzimmer. Besorgt darüber, dass er ihr Geheimnis entdeckt haben könnte, lauschte sie.
    »Wie konntest du nur?«, sagte Marco ein ums andere Mal.
    Carlotta schluchzte laut.
    »Begreifst du denn nicht, dass du alles nur noch schlimmer machst, Marco?« Auch Antonia war den Tränen nahe. »Es hilft uns nicht weiter, wenn du unsere Tochter anbrüllst! Mamma mia , wir müssen jetzt alle ruhig überlegen, was wir am besten machen. Ich hol uns was zu trinken.«
    Antonia trat mit blassem Gesicht heraus.
    »Mamma, was ist los? Ist Carlotta krank?«, fragte Rosanna und folgte ihr in die kleine Küche.
    »Nein. Geh nach unten zu deinem Bruder, Rosanna. Der kocht dir was.« Antonia klang angespannt und
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