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Das Isaac-Quartett

Das Isaac-Quartett

Titel: Das Isaac-Quartett
Autoren: Jerome Charyn
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hielt sie unter den Hahn. Er hatte es nicht nötig, Bullen auf seiner Schwelle zu dulden. Wachtmeister aßen mit ihm zu Abend. Jüdische Inspektoren spielten im Polizeipräsidium Pinokel mit ihm. Außerdem saß ein uniformierter Lieutenant an seinem Tisch. De-Falco richtete Coens Einkaufstasche auf den Boden. Nichts änderte sich an Bummys saurem Blick. DeFalco ging auf ihn zu.
    »Es war nicht meine Idee, Bummy. Irgendein Scheißkerl, der zu meinem Partner gehört, sagt, Chino Reyes hätte hier Lammkoteletts gegessen.«
    »Ich würde niemals einen dreckigen Gelben verstecken. Zieht eure billigen Tricks in einer anderen Kneipe ab. Deine Freunde können mich mal, DeFalco.«
    Der Lieutenant rief von Bummys Tisch herüber: »Bring ihn her, Bummy.« DeFalco blieb steif stehen, während der Lieutenant sich die Uniformjacke glatt strich. »Wer hat euch darum gebeten, mit der Knarre in meinem Revier aufzutauchen?«
    »Wir suchen Chino Reyes.«
    »Scheiß auf Chino Reyes«, sagte der Lieutenant. Er trank puren Roggenwhiskey. »Wer ist der Trottel mit der Knarre?«
    »Coen.«
    Der Lieutenant zog die Schultern zusammen. Seine Kiefer arbeiteten. »Manfred Coen?« Er nuckelte an seinem Whiskey. »Ihr behauptet, es geht um Chino Reyes und setzt den Chorknaben vom First Dep auf Bummy an?«
    »Er ist nicht mehr beim First Dep.«
    »Quatschkopf, wer da mal war, ist auf Lebzeiten abonniert. Er soll die Runde machen, das ist alles. Er wird euch aufgepackt und wieder losgeeist. Ein guter Rat, DeFalco. Lass dich nicht zu oft mit ihm blicken. Die Leute könnten denken, du bist mit ihm verheiratet. Bring ihn hinten raus. Mit der Ratte will ich nicht gesehen werden.«
    Coen wollte nicht gehen. Er stellte die Einkaufstasche unter einen Barhocker und bestellte einen Gin mit Sanddorn. »Weibergesöff«, dachte Bummy bei sich, aber er forderte den Barmixer nicht auf, bestimmte Flaschen zu verschließen. Brown und DeFalco tranken deutsches Bier. Brown sah nur einmal zu dem Lieutenant rüber. Nach dem dritten Gin mit Sanddorn ging Coen vorn raus. Er klaute Erdnüsse für Arnold. Rosenheim saß im Wagen und schlief mit einem spanischen Comic auf dem Gesicht. DeFalco wollte Arnolds Ohren umdrehen. Coens Flunsch hielt ihn zurück. Er begnügte sich damit, Arnold in die Brust zu pieksen.
    »Wie kann man einem Knoblauchfresser glauben? Wer hat dich dafür bezahlt, dass du Bummy anschwärzt? Seit neuestem glaubt der Spanier an Gespenster. Ich glaub’, der schnüffelt Pattex.«
    »Manfred! Chino hat ein Kotelett gegessen. Er hat eine Serviette mit Bummys Namen umgehabt. Er war da.«
    »Ich weiß.«
    DeFalco klatschte sich auf die Schenkel. »Herr im Himmel, du gibst mehr auf Arnold als auf Bummy?« Sie fuhren zum Revier zurück, ohne Chino auch nur noch einmal zu erwähnen.
    Gegen ein Gurkenfass und einen Stapel Tischdecken gelehnt, hatte der Chinese Arnold den Spanier durch das Gitterfenster von Bummys Abstellkammer gesehen. Der Kerl, der nicht leben konnte, ohne in Polizeiwagen zu schlafen und Rost von der Zelle im Mannschaftsraum zu nagen, tat ihm leid. Trotzdem konnte er nicht zulassen, dass ein Typ mit Handschellen ihn verpfiff, den Bullen Manhattans sein Versteck verriet. »Arnold, du wirst dich demnächst zu deinem Herrn und Meister gesellen. Auf dem Judenfriedhof.« Er würde sich Coen und Knoblauch-Arnold gemeinsam vornehmen, ihnen die Zähne einschlagen und zeigen, wie unvorteilhaft es sein konnte, sich mit Chino Reyes einzulassen. Erst als die Bullen den East Broadway verlassen hatten, schlich er sich aus der Kammer, ohne auf Bummy zu stoßen. Er trug einen roten Schopf, den er in der Pell Street gekauft und mit einer Schere ausgelichtet hatte. Weitere Zugeständnisse an die Bullen machte er nicht. Er trug die Perücke hauptsächlich Bummy zuliebe, der für die verschiedensten Captains in seinem Hinterzimmer ein Fass aufmachte und sich nicht leisten konnte, dass in der Bar ein Tumult ausbrach. Andernfalls hätte der Chinese auf Blue Eyes und seine Freunde geschissen.
    Er überquerte die Bowery und mied die gekrümmten Gassen um die Doyers Street, weil er sich nicht von einem der chinesischen Lebensmittelhändler mit einer Perücke ertappen lassen wollte. Auf der Mulberry war er sicherer. Die Italiener und Puerto Ricaner würden wegen eines rothaarigen Chinesen nicht außer sich geraten. Er ging unter den Feuertreppen seiner früheren Schule durch. Als Chinese mit kubanischen Sitten war er von den schweren Jungs der Grundschule Nr. 23 nie
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