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Das Isaac-Quartett

Das Isaac-Quartett

Titel: Das Isaac-Quartett
Autoren: Jerome Charyn
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Commissioner spionierte. Sie beteten, er möge mit einer Kugel im Kopf zurückkommen.
    Nur Isobel wünschte ihm Glück. Vor ihm hatte sie nie einen Israelita mit blauen Augen kennengelernt. Er forderte sie nicht dazu auf, auf einer der harten Bänke hinter dem Mannschaftsraum zu strippen, wie DeFalco und Brown. Coen nahm sie mit in seine Wohnung, zog sie richtig aus, kaufte ihr Erdbeertörtchen, setzte sich eine Stunde lang mit ihr in die Badewanne und drängte sie nicht, sich schnell wieder anzuziehen. Sie bemerkte, dass er seine Waffe in einer Einkaufstasche trug. DeFalco stellte sich zwischen Coen und Isobel. Er erwartete mehr Aufmerksamkeit von ihr. Vor einer Stunde, direkt vor Beginn ihrer Arbeitszeit, hatte sie ihm neben den Umkleidespinden den Reißverschluss aufgezogen. De-Falco befestigte den Lendenschutz an seiner Fiberglasweste und blieb vor Isobel stehen. Sie weigerte sich immer noch, ihn anzusehen. »Wo ist der Knabe?«, knurrte er Coen an.
    »Auf der Treppe.«
    Dann zogen sie los, an Isobel und dem Sicherheitswächter vorbei, vier Bullen aus Manhattan. DeFalco, Rosenheim und Brown ignorierten Arnold den Spanier, der auf den Stufen zum Revier saß und Coens Handschellen trug. Arnold war ein schwarzer Puerto Ricaner mit einem Klumpfuß. Er war mit Polizeibeamten in zivilen Wagen gefahren, immer möglichst nahe an der Sirene, und hatte sein Leben bei der Mordkommission verbracht, bis der Commander ihn rauswarf, weil er männliche Gefangene anspuckte und weiblichen Verdächtigen sowie der Hälfte aller Hilfskräfte unzüchtige Anträge machte. Arnold saß verdrossen unter den grünen Laternen. Er wollte den Bullen helfen, den Taxigangster Chino Reyes am Wickel zu kriegen, weil er sich damit die Erlaubnis erringen wollte, sich wieder um den Drahtverhau im Mannschaftsraum zu kümmern. DeFalco empfand kein Mitleid für Arnold. Der Knoblauchfresser war Coens persönlicher Lockvogel; niemand sonst hätte einen Tipp von ihm bekommen. Mit dem Gewicht auf seinem kaputten Fuß warf Arnold einen kurzen Blick in Coens Einkaufstasche. »Ich habe den Chinesen gesehen, Manfred, ich schwöre es dir. Er hat an einem Lammkotelett geknabbert. Bei Bummy, am East Broadway.«
    Rosenheim runzelte die Stirn. »Seit wann mischt sich der Chinese unter Wachtmeister und Zivilpolizisten? Du weißt selbst, wer bei Bummy rumhängt. Hör mal, Coen, aus der Bar kommen wir nie wieder heil raus.«
    »Bummy«, beharrte Arnold.
    »Steig ein«, sagte Brown. Arnold musste sich ziemlich verrenken, um sich mit seinem orthopädischen Schuh in Bewegung zu setzen. Beim sechsten Versuch kam er die Stufen runter. Er klemmte sich zwischen Coen und Brown auf den Vordersitz des grünen Ford. Brown musste fahren, weil er der Jüngste war. DeFalco und Rosenheim ließen sich auf den Rücksitz fallen. »Knoblauch-Arnold?«, flüsterte DeFalco. »Sirene einschalten?«
    Arnold setzte seiner Haut mit den Handschellen zu. Er rieb, bis sich blaue Striemen auf seinem Handgelenk zeigten, aber er konnte nicht Nein sagen. Sie überfuhren drei rote Ampeln. Unter ihren Knien wirbelte die Sirene, und Arnold wurde steif. Für eine lange Fahrt mit den Bullen hätte er sogar darauf verzichtet, die Frau des Krämers zu bumsen. Er hielt seine Handschellen hoch, damit man sie von draußen sehen konnte.
    »Halt ihn fest. Der Kerl fliegt noch durchs Dach.«
    Coen schaltete die Sirene ab. »Lasst ihn in Ruhe.« Arnold wischte sich die Lippen ab. Rosenheim kriegte sich nicht ein. Coen ließ die Einkaufstasche an seinen Schenkeln entlanggleiten.
    Rosenheim bekam wieder genug Luft, um zu schreien: »Er hat recht. Coen hat recht. Die besten Köpfe unserer Polizei sind auf der Suche nach dem Lippenstift-Freak, und wir geben uns mit einem gewöhnlichen chinesischen Nigger ab, der Taxifahrern eins aufs Dach gibt. Warum hat man nicht mich und den Spanier auf den Freak angesetzt? Wir hätten ihn platt gewalzt, ihm seinen Schneppel abgehackt und ihm gezeigt, dass man in Manhattan North nicht einfach puerto-ricanische Babys abmurksen kann.«
    »Rosenheim«, sagte DeFalco, »jetzt hör schon auf, dem Spanier hausinterne Informationen zu geben. Er könnte sich ein falsches Bild machen. Dann haben wir zwei Freaks am Hals. Soll er doch Chino auf den Fersen bleiben. Coen und der Chinese sind Cousins.«
    Rosenheim und DeFalco lächelten. Sie brauchten sich gar nicht erst zuzuzwinkern; beide wussten, dass Coen als Erster durch Bummys Tür gehen würde, und falls der Chinese ihn zufällig
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