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Das irische Erbe

Das irische Erbe

Titel: Das irische Erbe
Autoren: Dagmar Clemens
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es war die Bourbonenrestauration. Dadurch entstand ein falscher Adel. Leute nannten sich Baron oder Graf, ohne dass sie es waren.«
    »Tatsächlich?«
    »Ja, diese Selbstadelung gibt es heute noch in Frankreich. Wirklich schade, dass du die Gräfin noch nicht kennst. Sie könnte dir die interessantesten Geschichten erzählen.«
    »Ja, wirklich schade«, stimmte Claire scheinheilig zu. Dann fiel ihr etwas ein.
    »Ich habe übrigens in Erfahrung gebracht, dass Patrick Cameron einer der Eigentümer des Hofes war. Du kannst dich doch sicher noch an ihn erinnern.«
    Und so war es auch. Ihre Mutter war entzückt zu hören, dass der Besitz ihrer Kinder einst einem bekannten Unternehmer gehört hatte.
    »Ja, natürlich kann ich mich an ihn erinnern. Ich habe mir die Talkshows nur seinetwegen angesehen. Ich fand ihn ungeheuer aufregend. Er war damals ein richtiger Superstar. Alle Welt sprach von ihm.«
    Sie schilderte noch einige Details und machte dann Schluss.
    »Ich muss jetzt auflegen, wir sind eingeladen und werden gleich abgeholt. Grüß Nina von mir.«
    »Ja, tue ich, danke«, sagte sie verblüfft und wollte schon auflegen, als ihre Mutter noch fragte: »Sag mal, dieser Architekt. Ben irgendwas.«
    Ihr Herz begann dumpf und hart zu pochen, ihr Mund war schlagartig trocken.
    »Was ist mit ihm?«
    »Die Gräfin kennt ihn beziehungsweise seine Frau. Sie sind um einige Ecken miteinander verwandt oder verschwägert. Die Welt ist klein, findest du nicht?«
    Sie lehnte sich an die Wand und starrte nach draußen. Es wurde dunkler. Gleich würde Nina von einem Ausritt mit zwei Reitern zurückkommen. Wenn die Pferde versorgt waren, würden sie zusammen essen und das Hoteltelefon auf das Haus umstellen, um jederzeit erreichbar zu sein.
    »Bist du noch da?«
    »Ja, ja, ich bin noch da. Grüß Papa von mir.«

    Am nächsten Tag musste der Franzose aus familiären Gründen kurzfristig abreisen. Er erzählte, sein Sohn sei von seiner Frau verlassen worden, und er wolle ihn über die Tage nicht alleine lassen. Er versprach, direkt im neuen Jahr wiederkommen. Als er sich von Claire verabschiedete, sagte er: »Ich habe meiner Schwester viel von diesem wunderschönen Haus in Connemara erzählt. Sie will es auch unbedingt kennenlernen.«
    Der Koch kam nachmittags mit unzähligen Kisten beladen aus der Stadt, strahlte sie an und sagte: »Ich habe alles bekommen. Es wird wunderschön, Sie werden sehen.«
    Er war älter und schon fünf Jahre arbeitslos, als er sich bei ihr bewarb. Seine Bewerbung war unbeholfen, seine Schrift hundsmiserabel. Aber er tat ihr leid und sie bestellte ihn zu einem Gespräch. Das Gespräch verlief angenehm. Er war so leicht zu begeistern wie Nina. Als er ihr treuherzig sagte, er möge keine Luxushotels und fände das Burj al Arab in Dubai einfach nur albern, stellte sie ihn ein.
    Nina mochte ihn sofort, Tim schien in ihm sogar eine Vaterfigur zu sehen. Claire sah die beiden hin und wieder miteinander reden. Er trat seinen Dienst sofort an und richtete sich in der Küche ein, und Claire war sich sicher, dass sie eine gute Wahl getroffen hatte. Als er sie fragte, ob sie keine Kupfertöpfe anschaffen könnten, da das Material gute Kocheigenschaften besitze, stimmte sie zu und schickte ihn in die Stadt.
    Abends zeigte er ihr stolz sein Werk. Die Töpfe hingen rund um die große Feuerstelle.
    »Das strahlt Wärme und Gemütlichkeit aus«, sagte er eifrig. »Finden Sie nicht?«
    »Doch«, Claire nickte. »Das war das, was noch fehlte.«
    Sie wollte schon zu Bett gehen, als Nina bei ihr anklopfte. Sie sah ihr sofort an, dass etwas vorgefallen war.
    »Was gibt es denn?«, fragte sie und zeigte auf einen der Sessel.
    »Bitte Claire, du darfst mir nicht böse sein«, begann ihre Schwägerin und Claire sah, dass Tränen in ihre Augen stiegen.
    »Komm, so schlimm kann es schon nicht sein«, ermunterte sie sie und fragte sich, wieso sie sich da so sicher war. Andererseits, wem sollte etwas passiert sein? Tim saß im Wohnzimmer, Nina war bei ihr. Alle waren gesund, die Pferde versorgt, das Hotel mit Alarm- und Sprinkleranlage gesichert.
    »Ich war bei Ben.«
    »Was?«, entsetzt starrte sie sie an.
    »Bitte sei nicht böse«, bat Nina wieder. »Ich habe es nur gut gemeint. Ich wollte, dass du auch glücklich bist, wo ich jetzt so glücklich bin. Mit Tim.«
    Claire holte tief Luft.
    »Okay, schieß los.«
    Nina erzählte, sie sei bei ihm gewesen, weil sie überzeugt davon war, dass er in sie auch verliebt sei. Deshalb habe sie
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