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Das Internat

Das Internat

Titel: Das Internat
Autoren: Suzanne Forster
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Grades", sagte sie, "befinden wir, das Volk von Kalifornien, die Angeklagte für schuldig."
    Der Hammer fiel. Das Geräusch hallte wider wie ein Schuss.
    Mattie griff Schutz suchend nach Breezes Hand. Obwohl sie damit gerechnet hatte, überraschte das Urteil sie. Die Angeklagte hatte es ebenfalls erwartet. Ihre Haltung war kerzengerade, der Gesichtsausdruck stoisch, obwohl die Traurigkeit die Falten um ihre Augen vertieft hatte. Die Frau in dem orangefarbenen Overall, die ins Gefängnis überführt werden würde, war Jane Mantle.
    * * *
    Einen Monat später
    "Sie behaupten, gesehen zu haben, wie Tansy Black ihren Vater kaltblütig erschossen hat. Und trotz allem trägt die Mordwaffe überall Ihre Fingerabdrücke, Richterin Smith – und
nur
ihre Fingerabdrücke. Es ist im Übrigen Ihre Waffe, nicht wahr?"
    Der leitende Anwalt aus Blacks Verteidigungsteam warf einen anklagenden Blick auf Mattie, die im Zeugenstand saß. Er war ein kleiner, drahtiger Mann mit störrischen Haaren, die so braun wie Schuhpolitur gefärbt waren. Mattie begegnete ihm nicht zum ersten Mal. Bei der Verhandlung eines Banküberfalls hatte er ein flammendes Plädoyer gehalten, trotzdem hatte das Berufungsgericht an dem ursprünglichen Urteil festgehalten und den Angeklagten schuldig gesprochen. Mattie hatte die Urteilsbegründung geschrieben. Offenbar hegte der Anwalt seitdem einen Groll gegen sie.
    "Die Pistole wurde aus meinem Haus gestohlen, ja."
    Verächtlich schnaubte der Rechtsanwalt. "Euer Ehren, würden Sie die Zeugin bitte darauf hinweisen, dass sie nur die Fragen beantworten soll, die ich stelle?"
    Den verhandlungsführenden Richter kannte Mattie nur vom Hörensagen, doch sie schätzte seine Entscheidungen und seinen Sinn fürs Fair Play. Natürlich musste er dem Einwand des Anwalts stattgeben. Aber Mattie hatte keine Chance, die Frage nach ihrer gestohlenen Pistole zu beantworten, weil der Anwalt gleich die nächste stellte.
    "Die Pistole ist unter Ihrem Namen registriert, und Sie waren in David Grace' Haus, um dort ein Video zu suchen, von dem Sie hofften, es würde Sie eines Mordverdachts entheben, stimmt das?"
    "Ja."
    "Und Sie waren wie ein Schulmädchen verkleidet, Richterin Smith? Sie haben David Grace angelogen, wollten ihn täuschen, ihn dazu bringen, Verbrechen zu gestehen – ohne den geringsten Beweis, dass er sie begangen hatte?"
    "Einspruch, Euer Ehren." Der Assistent des Bezirksstaatsanwalts sprang auf. "Das sind mehrere Fragen, und Richterin Smith sitzt hier nicht auf der Anklagebank."
    Dem Einwand wurde stattgegeben, und Mattie versuchte, ihre Erleichterung zu verbergen. Wie sich herausgestellt hatte, gab es keinen Beweis dafür, dass David Grace an irgendetwas beteiligt gewesen war. Wenn er jemals auf dem Video zu sehen gewesen war, hatte Tansy jeden Hinweis darauf gelöscht. Und schlimmer noch, die Wanze, die Mattie in Grace' Villa getragen hatte, war wenig hilfreich. Es war nichts aufgenommen worden, das als Beweis dienen konnte. Grace hatte eine Art Sperre auf seinem Anwesen installiert, das die Übertragung gestört hatte.
    "Euer Ehren", beharrte Blacks Anwalt, "ich versuche zu beweisen, dass die Glaubwürdigkeit der Zeugin zweifelhaft ist."
    Tansy Black beobachtet mich, ging es Mattie durch den Kopf, mit der Intensität eines Laserstrahls durchbohrt mich ihr Blick, seit ich im Zeugenstand bin. Die Augen der Frau schienen vor eisiger Wut zu brennen, offenbar wegen der hochgradigen Demütigung, auf der Anklagebank zu sitzen und sich so ausfragen lassen zu müssen. Tansys Augen waren so dunkel und verstört wie ihre Seele. Mattie hatte sie während des Prozesses gemieden. Jetzt erwiderte sie Tansys flammenden Blick absichtlich, Laser gegen Laser – und war überrascht von dem, was sie sah.
    An dem Abend in Grace' Villa hatte Mattie nur Ivys zarte Gestalt gesehen. Jetzt, im grellen Licht des Gerichtssaales, wirkte Tansy Black wie eine jüngere Version von Millicent Rowe. Sie sah ihrer Mutter viel ähnlicher als der Halbschwester – so ähnlich, dass sie leicht der Geist hätte sein können, der Mattie auf Frank O'Neills Party einen großen Schrecken eingejagt hatte.
    Mattie entzog sich Tansys böser Energie und entdeckte einen anderen irritierenden Anblick. Jameson Cross. Am heutigen Verhandlungstag war er als Zeuge der Anklage aufgetreten. Jetzt saß er auf der entsprechenden Seite der Galerie und beobachtete Mattie, allerdings nicht ohne Mitgefühl. Alles an seinem Gesichtsausdruck verriet Besorgnis, und das war
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