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Das Inselcamp

Das Inselcamp

Titel: Das Inselcamp
Autoren: Martina Steinkuehler
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ungestümer Freund hat uns nicht zu Ende zitieren lassen. Jesaja 40,8: Das Gras verdorrt, die Blume verwelkt, das Wort unseres Gottes bleibt ewiglich.«

[ Zum Inhaltsverzeichnis ]
    Die Einladung
    Gedämpfte Stimme klangen aus dem Vogelnest. In einem weiten Kreis saßen zwölf: Petra und Patrick, ihr Mann, Heike und Deike, die Zwillinge, der dicke Niklas und der verbrannte Benedikt. Gabriel, Rebekka und die unsichtbare Anne.
    Dazu Edwin, der Stotterer, und Sibylle, die Sterbende. In der Mitte stand der Rollstuhl, den Edwin mühevoll hügelaufwärts geschoben hatte. Und Gerald redete. »Ihr sollt kommen«, sagte er gerade. »Sie zählen darauf.«
    »Dann sind sie schlecht in Mathe«, sagte Rebekka kühl. »Vier von uns sind ihnen entgegengekommen. Die anderen nicht. Und so soll es bleiben.«
    Deike und Heike wechselten einen Blick. »Aber Simone ist nett.« »Und Matti«, sagte Niklas. »Tamara auch«, sagte Rebekka. »Aber darum geht’s nicht.« Gabriel richtete sich auf. »Worum geht’s denn?«, fragte er. »Um LMB«, sagte Rebekka und sah ihn böse an.
    »Was wollen sie denn?«, fragte Benedikt. »Dass wir kommen«, wiederholte Gerald. »Ohne Ausnahme«, fügte Patrick hinzu.
    So ging es eine Zeitlang hin und her. Lena und Martin, in ihrem Versteck, verfolgten die Debatte mit Ungeduld. Noch immer fehlten die wichtigsten Informationen: Wo und was?
    Schließlich sprach Gabriel eine Art Machtwort. »Alle oder keiner«, sagte er. »Sie sind zwölf und wir sind zwölf. Ist das nicht eine gute Basis?« Rebekka verdrehte die Augen. »Womit wir wieder beim Zählen wären!«
    Quälend spät brachen sie auf, Gerald, den Rollstuhlfahrer in der Mitte. »Hoffentlich ist es nicht so weit«, klagte Martin. Er und Lena folgten den zwölf, und sie schlichen fast wie im Western. Für einen alten Mann wie Martin war das nichts. »Genau genommen«, kommentierte Lena, »ist nichts auf dieser Insel wirklich weit.«
    Martin lachte leise. »Hast du einen Inselkoller, Lenchen?« Lenas Blick wanderte bis hinaus zur kommenden Flut. »Am liebsten nähme ich Judith und führe auf der Stelle nach Hause«, bekannte sie. »Und Jonas?«, fragte Martin. Lena schnalzte ungeduldig mit der Zunge. »Jonas kümmert sich um seine Jungen.«
    Die zwölf schlugen den direkten Weg zum Campingplatz ein. Dem Verwalter, der gerade das Tor schloss, sagte Gabriel: »Wir sind eingeladen.« Aus irgendeinem Grund nickte der Verwalter. »Dann kommt rein«, sagte er und verkniff sich alle Mahnungen und Vorbehalte.

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    In der Welt habt ihr Angst
    Sie waren nicht da. Sie waren einfach nicht da. Lena kämpfte verbissen gegen Panik und Tränen. Die zwölf vom Nest hatten das Aufenthaltszelt angesteuert. Es war ein ruhiger freundlicher Abend nach den Regenfällen der letzten Tage. Die Camper saßen vor ihren Zelten und Wohnwagen. Niemand war im Aufenthaltszelt.
    »Dacht ich mir’s doch!« Rebekka wirkte erleichtert. »Sie halten uns zum Narren. Wir hätten unter uns bleiben sollen. Das hier geht uns gar nichts an.« Sie warf einen anklagenden Blick auf Gabriel. »Seltsam ist es schon«, murmelte der. »Aber, aber, aber«, sagte Edwin. Und Spinne sagte: »Die meinen es ernst.«
    Weil Rebekka es verlangte und weil Elli und Maria im Nest allein waren (und der kleine Josch im Zelt seines Vaters), weil Spinne ihren Schlaf brauchte und Gerald und Edwin für alle anderen wachen konnten, zerstreuten sich die zwölf bald und ließen das leere Zelt hinter sich.
    Da verlor Lena die Nerven. »Ich hätte mit Jonas gehen müssen!«, rief sie außer sich. Und lief zum Strand und weiter und immer weiter bis zum Hafen.

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    Gestörte Verbindungen
    Die Polizisten waren im Laufe der Nacht immer unfreundlicher geworden. Am folgenden Tag begannen sie zu spotten. Zwölf junge Leute in Jesus-Gewändern – wie konnten die verschwunden sein? Ganz gewiss kein Verbrechen. Auch kein Wattunfall. Die Wasserpolizei war sich sicher.
    »Die wollen nicht gefunden werden«, sagte der jüngere der beiden Beamten forsch. »Raus mit der Sprache: Ich wette, es gab Streit.«
    Lena und Jonas hatten Jott auf die Wache genötigt. Da saß er nun, scheinbar unbeteiligt und gelangweilt wie immer, wenn es offiziell wurde. Die Polizisten waren sich rasch einig, dass niemand als Jott die Schuld am Verschwinden der Kinder trug, und sie machten ihm entsprechend die Hölle heiß.
    Sie versuchten auch, die Eltern der verschwundenen Kinder zu benachrichtigen, aber
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