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Das Inselcamp

Das Inselcamp

Titel: Das Inselcamp
Autoren: Martina Steinkuehler
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seltsamerweise führten alle Festnetznummern, die Jott ihnen gab, ins Leere. Nirgendwo wurde abgenommen. Dass Jott außerdem noch die Handy-Nummern der Eltern hatte, sagte er den Polizisten nicht.
    »Eigentlich seltsam«, sagte der ältere Beamte, als er wieder einmal vergeblich gewählt hatte. »Wenn man es genau betrachtet: sehr verdächtig …« Jott verkniff sich ein flüchtiges Grinsen.
    Aber eigentlich hatte er Angst. Angst um die Kinder, vielleicht. Angst aber vor allem vor Britt. Er hatte es von Anfang an geahnt: Die eigentliche Herausforderung war Britt.

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    Ein langer Tag
    Lena und Jonas ließen Jott bei den Polizisten und durchsuchten systematisch die Insel. Wenn Lena am vergangenen Abend noch davon gesprochen hatte, dass die Insel sehr klein sei, so änderte sie im Laufe eines langen Tages ihre Meinung.
    Die Insel war vor allem eines: wild und unerschlossen. Jenseits der wenigen Straßen und Wege gab es Bäume, Gebüsch und Wiesen – jede Menge Verstecke für zwölf, die verschwinden wollten.
    »Und wenn sie doch da draußen …?«, fragte Lena zaghaft. Sie saßen nebeneinander auf der Bank für besondere Augenblicke und schauten über das Meer.
    Jonas legte ihr den Arm um die Schulter. »Glaub ich nicht mehr«, sagte er. »Gestern Abend, ja, da hatte ich Angst.« Er fuhr sich mit der freien Hand durchs Haar, das nicht so kunstvoll strubbelig aussah wie sonst. »Heute« – er senkte die Stimme – »überwiegt die Wut.«
    Lena rutschte von ihm weg. »Auf die Kinder?« Jonas nickte. »Das auch«, sagte er. »Aber sie haben doch …«, wandte Lena ein. »Vor allem aber auf Jott. Auf dich. Auf mich selbst«, fuhr Jonas mit erhobener Stimme fort. »Wir haben unsere Kinder überfordert. Wir alle.«

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    Dann aber bleiben diese drei
    Martin sah sie sitzen. Lena und Jonas. Auf seiner Bank. Er hatte große Lust, ungesehen vorbeizugehen. Aber dann ging er doch hin. »Ich war noch mal im Nest«, sagte er. »Sie sind alle da, auch Edwin, Gerald, Patrick und Spinne. Sie kehren zurück in ihr Einsiedlerleben.«
    Lena nickte. »Ja, so sind sie, die Leute von LMB«, sagte sie. Martin ließ das so stehen. »Ich finde, ihr solltet sie in Ruhe lassen«, sagte er. »Es war nicht geplant, dass jemand das Nest entdeckt. Rebekka hat recht, wenn sie das übel nimmt.«
    Lena unterdrückte einen bitteren Kommentar. Jonas nahm es weniger persönlich. Er hob die Schultern. »Wenn du glaubst, dass sie nichts über unsere Kinder wissen, dann muss ich sie nichts fragen«, meinte er. »Und wenn sie glauben, es geht sie nichts an – dann gehen sie mich auch nichts an.«
    Martin blieb noch einen Augenblick bei ihnen stehen. Er schlug die Arme übereinander und sprach hinaus aufs Meer. »Morgen wird sich alles klären«, sagte er. »Habt nur Geduld. Morgen ist der letzte Tag.«
    Dann ging er zur Hafenpolizei und gab an, die Kinder seien wohlbehalten wieder aufgetaucht. Und es bestehe kein Grund zu weiteren Maßnahmen. Er packte Jott beim Arm und führte ihn zurück zum Lager.
    »Du tust jetzt nichts«, sagte er. »Nichts als warten. In Sack und Asche würde ich sagen – wenn du das nicht sowieso wärst.« Jott sah ihn an, und ein kleines Interesse machte seine Züge beinahe lebhaft.
    »Martin«, fragte er. »Was weißt du?« Martin hob die Schultern. »Morgen ist der letzte Tag«, sagte er nur.
    Was er im Nest erfahren hatte, erzählte er keinem. Nichts von der vergangenen Nacht. Als die einen zwölf die anderen zwölf zum Campingplatz gelockt hatten, um in aller Ruhe (und ohne Augenzeugen) die Hütten zu besetzen.
    Er erzählte nichts von dem großen Duell: Britt und Pitt gegen Patrick und Petra. Und er erzählte nichts von den Bedingungen, die Britt den Unterlegenen diktiert hatte. »Erster Korinther 13«, sagte er nur. »Vers 13, um genau zu sein.«

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    Die Vorladung
    Edwin hatte einen Pfeil geschnitzt. Keiner hatte gewusst, dass er das konnte. Mit einem selbst gebauten Bogen schoss er ihn ab und er flog im hohen Bogen bis gegen die Tür des Küchenzeltes. Dort blieb er kurz stecken und fiel dann ins Gras.
    »Hättest du mich schießen lassen!«, stöhnte Philip. »Wie soll er jetzt die Nachricht finden?« Denn ein Zettel heftete am Schaft des Pfeils, eng gerollt, darauf stand eine rätselhafte Botschaft: »Du bist angeklagt: Mt 22,13.«
    »Gerald …«, stotterte Edwin, »Gerald … hätte … das hinbekommen. Aber Gerald … durfte …
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