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Das Inferno Roman

Titel: Das Inferno Roman
Autoren: Richard Laymon
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Nachbarhaus stürzte eine Hälfte ein, die andere blieb stehen.
    Das ist er jetzt wirklich, dachte Barbara. Der Große Knall.
    Sie sah ihre Mutter vor sich, wie sie sich duckte und ihren Kopf zu schützen versuchte, während die Trümmer ihres Hauses in der Swanson Street auf sie niederprasselten.
    Nein! Nein, es wird ihr nichts passiert sein.
    Vielleicht ist sie gar nicht im Haus, sondern gießt im Garten die Blumen oder …
    Bitte mach, dass es ihr gutgeht. Und Dad auch.
    Dad ist so weit weg, dass er von dem Ganzen hier vielleicht überhaupt nichts mitkriegt. Oder höchstens eine leichte Erschütterung.
    »Sie sollten anhalten, Mr. Wellen«, riet Pete. »Es ist zu gefährlich, jetzt zu fahren …«
    »Sie werden uns alle umbringen!«, heulte Earl.
    »Halt den Mund, Jones! Ich weiß, was ich tue. Ich bin hier der Lehrer, oder etwa nicht?«
    »Das heißt nicht, dass Sie Recht haben.«
    »Ruhe jetzt!«
    Barbara ließ das Armaturenbrett los, fischte sich das Gurtschloss, zog den Gurt über Oberkörper und Becken und tastete nach der Gurtpeitsche. Sie tastete, weil sie
es nicht wagte, ihren Blick von der Zerstörung um sie herum abzuwenden.
    Die ganze Welt fällt in sich zusammen.
    Aber nicht auf uns drauf, sagte sie sich. Jedenfalls bis jetzt nicht.
    Selbst die Mauern, die entlang der Straße einstürzten, waren zu weit entfernt, um sie zu gefährden.
    Solange uns nichts auf den Kopf fällt, kann nichts passieren.
    Sie dachte an ihren Vater. Der würde wie immer seine Witzchen machen. Ein Erdbeben hat noch nie jemandem geschadet. Ein Erdbeben ist harmlos. Es ist der Scheiß, der dir auf den Kopf fällt, der dich umbringt.
    Oder dein Fahrlehrer, der durchdreht und dich bei einem Frontalzusammenstoß unter die Erde bringt.
    Sie führte die Metallzunge in das Gurtschloss ein und spürte es zuschnappen.
     
    Eine Bowlingkugel kam von rechts oben angeflogen und knallte auf die Motorhaube.
    Das kann nicht sein, dachte Barbara. Doch keine Bowlingkugel.
    Aber es war eine.
    Sie konnte die Grifflöcher und die hübsche purpurne Marmorierung erkennen.
    Die Kugel schlug auf der Motorhaube auf, hinterließ eine tiefe Delle, sprang wieder hoch, und in der Luft erwischte sie der vorwärtspreschende Wagen. Auf Höhe von Wellens Gesicht zersprang die Windschutzscheibe in milchige Splitter, von denen einige ihn trafen. Barbara erwartete, dass die Bowlingkugel ins Fahrzeug eindringen würde, aber sie prallte ab und fiel zu Boden.
Zurück blieb ein orangengroßes Loch in der Verbundglasscheibe.
    Wellen fuhr weiter.
    »Alles in Ordnung?«, schrie Barbara. Ihre Stimme kam ihr auf einmal merkwürdig laut vor. Weil der Lärm um sie herum verschwunden war. Nicht nur der Lärm, auch das Gezucke und Geschüttel …
    »Ich glaub, es ist vorbei«, sagte Pete.
    »Ja!«, entfuhr es Earl. »Alles in Ordnung, Sportsfreunde!«
    Heather weinte.
    Barbara drehte sich zu ihr um. Zwischen Earl und Pete wirkte das Mädchen klein und zerbrechlich. Vornübergebeugt hielt sie sich den Bauch, ihr Gesicht verborgen hinter einem Vorhang aus langen braunen Haaren. Ihre Schultern hoben und senkten sich. Sie schluchzte.
    »Alles in Ordnung?«, fragte Barbara.
    Heather schüttelte den Kopf. Bewegung kam in ihr Haar.
    »Wir haben es überstanden«, erklärte ihr Barbara. »Das Beben ist vorbei.«
    Der Wagen nahm eine scharfe Rechtskurve. Barbara wurde seitlich gegen Wellen geschleudert, aber der Gurt fing sie auf. Auf der Rückbank musste sich Pete am Türgriff festhalten, um nicht wegzurutschen. Heather fiel in Earls Schoß.
    Er blickte sie angewidert an, sagte »Runter von den Kronjuwelen« und stieß sie mit dem Arm von sich.
    »Reg dich nicht so auf«, sagte Pete.
    »Die hat ihre Möpse an mich gedrückt.«
    »Tut mir leid«, murmelte Heather.
    »Jetzt reißt euch mal zusammen dahinten!«, befahl Wellen. »Aufhören!«

    Heather richtete sich auf und schob sich von Earl weg. Wobei sie mit ihrer rechten Seite gegen Pete stieß. Sie blickte ihn an, als wolle sie seine Erlaubnis einholen. Er nickte. Dann legte er seinen Arm um ihre Schultern. Seine Hand umschloss ihre linke Schulter mit sanftem Druck.
    Barbara spürte einen Stich tief im Inneren. So etwas wie Verlangen oder Bedauern. Selbst wenn sie nicht wusste, wieso. Sie kannte Pete doch eigentlich gar nicht, nur aus dem Fahrschulunterricht.
    Es gab keinen Grund dafür, aber trotzdem tat es weh, ihn Heather in den Armen halten zu sehen. Barbara drehte sich um und lehnte sich zurück in ihren Sitz.
    Was ist
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