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Das Inferno Roman

Titel: Das Inferno Roman
Autoren: Richard Laymon
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langen Beine gestreckt, schwang sie ihre Arme anmutig und entspannt. Ihre Schuhe und Söckchen waren so weiß wie in der Sonne glänzender Schnee. Ihre goldbraunen Beine leuchteten lebhaft im Spiel der Muskeln. Bis zum goldenen Rand ihrer Shorts waren sie unbedeckt.
    Die königsblauen Shorts schimmerten, als sie lief. Stanley konnte spüren , wie sie Sheila von den Oberschenkeln über den Hintern in fließenden Bewegungen umschmeichelten und sich samtig und warm zwischen ihren Beinen rieben.
    Sie trug ein altes verwaschenes blaues T-Shirt, das ihr zu groß war. Ihre Oberkörper hob und senkte sich mit dem Hüpfen ihrer Brüste. An ihrem beständigen Rhythmus konnte Stanley erkennen, dass sie einen BH trug.
    Sie lief niemals ohne BH.
    Tatsächlich konnte Stanley ihn sehen, als sie ihren rechten Arm zurückzog. Er blitzte in der Ärmelöffnung des T-Shirts auf. An diesem Morgen trug sie einen weißen BH.

    Das Ärmelloch gewährte Stanley einen großzügigen Einblick.
    Wenn sie doch bloß keinen BH tragen würde. Dann hätte er den größten Teil ihrer Brust durch die Ärmelöffnung sehen können. Und so wie das T-Shirt an der Hüfte abgeschnitten war und von ihren Brüsten herabhing, hätte er dann von unten hineinspähen und beide Brüste sehen können. Ihre weichen runden Unterseiten …
    Sicher, dachte er, aber dazu müsste ich auf dem Bürgersteig liegen.
    Nachdem er festgestellt hatte, dass sie heute - wie immer - einen BH trug, lenkte Stanley seinen Blick auf ihr Gesicht. Ein herrliches Gesicht: gleichzeitig weich und hart, zierlich und kraftvoll, Samt und Granit, unschuldig und welterfahren. Und trotzdem so wunderschön - das Gesicht eines Filmstars und einer Kriegergöttin, vereint in der atemberaubenden, unglaublichen Sheila Banner.
    Wie ein üppiges Goldbanner wehte denn auch ihr Haar im Wind. Es war das Letzte, was Stanley von ihr sah, als sie die Hecken am anderen Ende der Einfahrt passierte.
    Zitternd holte er tief Luft.
    Dann griff er sich wieder den Sportteil und ging zum Polstersessel in der Ecke des Zimmers. Nachdem er sich gesetzt hatte, drückte er sich gegen die Rückenlehne, so dass sie nach hinten kippte und die Fußablage hochschwang. Er starrte die Zeitung an.
    Er stellte sich vor, wie er Sheila verfolgte.
    Wie er auf den Bürgersteig hinausrannte, nachdem sie vorbeigelaufen war, und ihr zu folgen begann - selbstverständlich in diskretem Abstand.

    Es wäre nicht gegen das Gesetz.
    Warum tue ich es nicht?, fragte er sich. Warum tue ich es nicht einfach, anstatt nur hier zu sitzen und davon zu träumen?
    Dann müsste sie auf mich aufmerksam werden.
    Und dann?
    Ja, dann. Dann würde sie Stan the Man sehen, die kompletten Einmeterachtundachtzig, sämtliche 140 Kilo, wie sie rot angelaufen und verschwitzt hinter ihr herstolperten. Sie würde nicht gerade vor Zuneigung dahinschmelzen. Sie wäre entweder angeekelt oder verängstigt. Oder beides.
    Vielleicht sähe sie auch, aus welchem Haus ich gekommen bin, und ändert ihre Route. Dann hätte ich sie zum letzten Mal gesehen.
    Vielleicht merkt sie dann auch, dass mein Haus direkt an ihren Gartenzaun anschließt, und macht sich Gedanken darüber, was ich sonst noch anstellen könnte … Vielleicht wird sie dann vorsichtiger, lässt die Vorhänge nicht mehr so weit aufstehen, zeigt sich nicht mehr so oft im Hof. Vielleicht warnt sie dann auch ihre Tochter vor mir.
    Auch ein schönes Mädchen. Aber nicht annähernd in der gleichen Liga wie ihre Mutter. Für Stanley kam niemand an sie heran. Sheila Banner spielte in ihrer eigenen Liga.
    Er wünschte, er hätte Fotos von ihr, aber er traute sich nicht, ein paar heimliche Aufnahmen mit seiner guten Minolta zu machen. Er müsste den Film entwickeln lassen. Die Leute im Fotolabor würden den Film sehen. Sie könnten Verdacht schöpfen. Am Ende wäre einer gar noch ein Freund von Sheila.
    Das konnte Stanley nicht riskieren.

    Stanley hatte mal eine Polaroidkamera. Er hatte sie kurz nach dem Wiedereinzug in das Haus seiner Mutter gekauft, vor zehn Monaten. Er musste einfach Fotos von der unglaublichen Frau haben, die jeden Morgen an seinem Fenster vorbeilief, die direkt hinter ihm lebte .
    Leider hatte er den Fehler begangen, die neue Kamera seiner Mutter zu zeigen. Bevor er überhaupt die Gelegenheit bekam, sie einzusetzen.
    Sie hatte die Polaroid hin und her gedreht und inspiziert. Dann hatte sie die Augen zusammengekniffen. »Glaubst du auch nur eine Sekunde, dass ich nicht weiß, wofür das ist?«
    Er war
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