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Das Imperium

Das Imperium

Titel: Das Imperium
Autoren: Kevin J. Anderson
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einen Vorteil, allein zu reisen. Ich hingegen bemitleide Sie dafür, ohne das Sicherheitsnetz des Thism leben zu müssen.« Kori’nh verbeugte sich mit undeutbarer Miene.
    Am Fenster wurden überraschte Stimmen laut. Ein helles Etwas wuchs aus den Wolkenbändern des Gasriesen, wie ein Geysir aus superheißem Gas. Es war ein sehr ungewöhnlicher Vorgang, doch als die Erscheinung verblasste, ließ auch das Interesse der Zuschauer nach. Nach einer Stunde stand Margaret allein am breiten Fenster. Sie empfand den brodelnden Zorn von Oncier als hypnotisch. Der Planet glühte nun. Photonen gingen von der immer noch implodierenden Welt aus.
    Margaret beobachtete die helle Wölbung des Planeten vor dem Hintergrund des Alls, jenseits der ildiranischen Kriegsschiffe und der Beobachtungsplattform. Plötzlich schossen mehrere unglaublich schnelle kugelförmige Objekte wie Schrotkörner durch den Weltraum. Sie kamen tief aus dem Innern von Oncier und innerhalb weniger Sekunden verschwanden sie in der ewigen Nacht zwischen den Sternen.
    Margaret stockte der Atem, doch die Personen in der Nähe schienen nichts bemerkt zu haben. Ein natürliches Phänomen kam als Erklärung wohl kaum infrage, aber was sonst?
    Verwirrt und beunruhigt drehte sie sich um. Louis unterhielt sich noch immer mit Adar Kori’nh und Basil Wenzeslas. Sie sprachen über Einzelheiten der bevorstehenden Expedition nach Rheindic Co, über die vielen Geheimnisse der Klikiss, ihre seltsamen Roboter, die noch immer funktionierten und behaupteten, nichts über ihre Schöpfer zu wissen. Dr. Serizawa stand bei den Technikern und überwachte den visuellen Datenstrom vom Planeten. Ihre Gesichter wiesen darauf hin, dass sie die Erscheinung ebenfalls gesehen hatten.
    Margaret trat zu ihnen. »Was war das, Dr. Serizawa? Haben Sie gesehen…«
    Der Wissenschaftler sah sie an und lächelte geistesabwesend. »Es ist natürlich eine genaue Analyse erforderlich, aber lassen Sie sich davon nicht beunruhigen. Die sekundären und tertiären Effekte der Klikiss-Fackel sind noch nicht untersucht. Und denken Sie daran: Der extrem hohe Druck eines Gasriesen kann gewöhnliches Gas zu Metallen pressen und Kohlenstoff zu Diamanten.«
    Er blickte wieder auf die Bildschirme, die eine Aufzeichnung des Phänomens zeigten. Leider waren die seltsamen Objekte auf der anderen Seite des brennenden Planeten zum Vorschein gekommen. »Ich wäre nicht überrascht, wenn wir einige aus Onciers Kern stammende metallische Klumpen gesehen haben, exotische Materie, die nach der stellaren Zündung ausgestoßen wurde. Machen Sie sich keine Sorgen, Mrs. Colicos. Ihre Klikiss-Fackel hat alle unsere Erwartungen erfüllt und sie sogar übertroffen.«
    Margaret runzelte die Stirn. »Für mich sahen die Objekte wie Raumschiffe aus, wie Konstruktionen.«
    »Das halte ich für sehr unwahrscheinlich«, erwiderte Serizawa und seine Stimme klang dabei fast herablassend. »Ich meine, welche Art von Leben könnte unter dem hohen Druck eines Gasriesen existieren?«

8 RAYMOND AGUERRA
    Jubelnde Mengen zogen durch den Palastdistrikt. Straßenhändler boten Souvenirs und teure Leckereien an. Überall gab es Blumen, deren herrlicher Duft die Luft erfüllte. Ganze Heerscharen von Wartungsarbeitern und Gärtnern würden sie entfernen, bevor ihre Farbenpracht verblassen konnte. Raymond Aguerra huschte agil durch den Wald aus Ellenbogen und Armen. Der Junge fürchtete keine Taschendiebe, denn er spürte ihre Nähe und vertraute darauf, ihnen rechtzeitig ausweichen zu können, bevor sie zupacken konnten. Außerdem waren seine Taschen leer. Raymond wollte nur den Auftritt des Königs sehen.
    Er war vierzehn Jahre alt, intelligent und sehr attraktiv, mit dem schwarzen Haar, seiner schlanken Gestalt und seinem strahlenden Lächeln. Raymond hatte nur wenige Freunde und noch weniger gute Gelegenheiten, abgesehen von denen, die er sich selbst erarbeitete. Ein hartes Leben hatte ihn so muskulös wie einen Windhund werden lassen, was oft Personen überraschte, die ihn herausforderten. Allerdings regelte er Auseinandersetzungen lieber durch Gespräche, anstatt sich auf eine Prügelei einzulassen.
    Er duckte sich und glitt so geschickt nach vorn, dass die Zuschauer in der ersten Reihe den Neuankömmling gar nicht bemerkten. Raymond musste jeden Tag nicht nur um den eigenen Lebensunterhalt kämpfen, sondern auch um den seiner Mutter und seiner Brüder. Deshalb schenkte er der Politik kaum Beachtung. Aber er beobachtete gern die
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