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Das Hotelbett

Das Hotelbett

Titel: Das Hotelbett
Autoren: Unknown
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spazierten die Gäste umher. Soviel er sehen
konnte, gab es zahlreiche Frauen im sogenannten höheren Mittelalter.
    Der Pornoverleger hatte ihm also einen
sehr ruhigen und behaglichen Ort ausgesucht, damit der Verfasser Olle
Baggenfeldt, alias Wilkins Stake, das beste Pornobuch seines Lebens schreiben
sollte.
    Als er ankam, hatte die stattliche
Wirtin, die sehr freundlich und bescheiden wirkte, ihm erklärt, daß eine
wohllautende Glocke ertöne, wenn es Zeit für die Mahlzeiten sei, die in dem für
diesen Zweck eingerichteten Speisesaal verzehrt würden. Das war Olle bereits
bekannt, aber er wollte die Tirade der Wirtin nicht unterbrechen. Bei kurzem
Nachdenken erkannte er, daß ihm das wahrscheinlich nicht geglückt wäre.
    Nun hörte er etwas, das wie entfernte
Begräbnisglocken klang. Vermutlich war es Essenszeit. Er ging erwartungsvoll
hinunter und fand, daß er vollkommen richtig getippt hatte.
    Das Essen war gut, aber außerdem sehr
fett. Es war nicht sehr geeignet für Leute, die mit Magengeschwüren geplagt
waren, aber die Genießer schätzten die Kost. Olle aß mit Appetit und
verscheuchte den Gedanken, daß er sich vermutlich in der Nacht mit Magenkrämpfen
herumwälzen müßte.
    Nach dem Abendessen, das in allgemeinem
Schweigen verzehrt wurde, servierte man Kaffee in der Glasveranda mit Aussicht
auf den See. Olles Tischgesellschaft bestand aus einem fetten Mann und seiner
leicht korpulenten Gattin. Sie saßen die ganze Zeit stumm da und starrten sich
aus den Augenwinkeln wütend an. Am Tisch daneben saßen drei ununterbrochen
kichernde Damen, die alle männlichen Wesen musterten, die es in ihrer Nähe gab.
    Als sie auf Olle blickten, ergriff er
die Gelegenheit, ihnen zuzulächeln. Das verursachte eine vollkommene
Kicherorgie an ihrem Tisch, und sie steckten ihre — vermutlich — beschränkten
Köpfe zusammen und flüsterten eifrig miteinander.
    Olle fühlte sich schläfrig. Es war wohl
die Luftveränderung, die ihn so müde machte. Er ging in sein Zimmer hinauf und
zog sich aus. Nackt ging er im Raum herum, ordnete seine wenigen Habseligkeiten
und fühlte sich mit dem Verlauf des Tages zufrieden.
    Er stellte die Schreibmaschine auf
einen kleinen, weißlackierten Schreibtisch beim Fenster und plazierte dann
seine Papiere gewohnheitsgemäß in wohlgeordneten Stapeln.
    Dann zog er die Überdecke vom Bett und
legte sich nackt, wie er war, auf das kühle, etwas rauhe Laken. Er streckte
sich in dem bequemen Bett aus, kratzte sich und dachte an die Nummer, die er im
Zug erlebt hatte.
    Er lächelte zufrieden bei diesem
Gedanken. Er war nicht verwöhnt mit erotischen Erlebnissen. Es war nur seine
Verfassertätigkeit, durch die er Entladung für seine Geilheit erhielt, und es
waren vielleicht seine lebhaften Fantasien und dunklen Triebe, die seine Bücher
so populär machten.
    Er fragte sich, ob er irgendwelche
Chancen habe, in diesem Hotel zu ficken. Die drei kichernden Damen am
Nebentisch, als er Kaffee trank, waren vielleicht von der Art, die man sozusagen
auf den Rücken kriegen konnte. Es kam nur darauf an, nicht schüchtern zu sein.
Das hatte er heute gelernt. Man darf nie schüchtern sein. Kommt man in die Nähe
einer Votze, so muß man nach ihr greifen und sie nicht gleich wieder loslassen.
    Er schloß die Augen und dachte an die
Möglichkeit, mit den drei Kicherbienen gleichzeitig zu lieben.
    Darüber schlief er schließlich ein.

MITTWOCH
    Die Sonne stand bereits hoch, als er
erwachte. Daß es dämmerig im Zimmer war, beruhte darauf, daß er die dunkelblaue
Rollgardine heruntergezogen hatte, bevor er sich niederlegte. Er sah sich im
Raum um. Es gab etwas, das nicht war, wie es sein sollte.
    Nun kam er darauf, was es war.
    Er war nicht allein!
    Olle Baggenfeldt atmete erleichtert
auf, als er sah, daß die Person, die sich mit ihm zusammen im Zimmer befand,
nichts Gefährlicheres war als ein Mädchen in blauem Kleid mit einer weißen
Schürze darüber. Auf dem Kopf trug sie ein Häubchen, und in den Händen hielt
sie ein Tablett mit Tee, einem Glas Milch, einem gekochten Ei und einem
Butterbrot mit Käse.
    »Guten Morgen«, sagte sie. »Ach so, Sie
sind jetzt gerade aufgewacht, Herr Baggenfeldt? Ich hoffe, Sie haben gut
geschlafen.«
    Olle streckte sich und fühlte, daß
seine Lebensgeister zu erwachen begannen.
    »Guten Morgen«, antwortete er. »O ja,
jetzt bin ich wach, und gut geschlafen habe ich auch.«
    Sie stellte das Tablett neben ihn auf
den weißen Nachttisch. Dann ging sie zum Fenster hin. Die
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