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Das Horror-Telefon

Das Horror-Telefon

Titel: Das Horror-Telefon
Autoren: Jason Dark
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bemerken. Dann holte sie sich die Flasche mit dem Mineralwasser aus dem Kühlschrank, füllte ein Glas zur Hälfte, aß weiter, schaute aus dem Fenster und entdeckte die auf der Straße spielenden Kinder, die sich mit einem Ball beschäftigten und ihn immer wieder in ein Gebüsch schossen, aus dem sie ihn dann jubelnd hervorholten.
    Ihre Lippen verzogen sich.
    Kinder, dachte sie. Wie gut die es doch hatten. Die bekamen von den Problemen der Welt nicht viel mit. Ihnen wurde alles abgenommen, wenigstens denjenigen, die hier lebten, woanders sah es nicht so gut aus, aber von den Sorgen der Erwachsenen spürten sie nichts.
    Auch nicht von mancher Trauer.
    Da kam es wieder hoch wie ein Kloß. Es brauchte Yvette nur ein Begriff einzufallen, der mit einem bestimmten Vorgang in Zusammenhang stand, und schon drangen die Depressionen von allen Seiten auf sie ein.
    Es ging um Tom Wade, ihren Verlobten.
    Tom, der Supertyp, der immer gut drauf war, der als Redakteur einer Konkurrenzzeitung arbeitete, und den sie bei einem Verlagsfest kennengelernt hatte.
    Sie waren sich sofort sympathisch gewesen, und Yvette Taylor hatte alle Vorbehalte gegen eine Zweierbeziehung über Bord geworfen. Fünf Wochen nach ihrem Kennenlernen hatten sie sich verlobt, und Tom hatte ihnen diese Wohnung besorgt.
    Auch er hatte sich verändert. Sein wildes Leben gehörte der Vergangenheit an, er sprach jetzt über andere Dinge, wie Ehe, Familie und sogar Kinder.
    Dabei waren seine Worte bei Yvette auf fruchtbaren Boden gefallen.
    Auch sie war dafür gewesen. Wenn in ein oder zwei Jahren Kinder kamen und sie so eine richtige Familie wurden.
    Es war alles so wunderbar geplant gewesen, in der Theorie lief es phantastisch, bis zu einem Sonntag, den Yvette nie im Leben vergessen würde.
    Sie trank rasch einen Schluck Wasser, als könnte sie die Erinnerung an diesen Tag auf eine derartige Art und Weise wieder zurückspülen, es war vergebens.
    Der Alptraum verfolgte sie.
    Nicht nur in der Nacht, sondern auch am Tag.
    Dieser Sonntag, dieser Tag im März, dieser Morgen, der so herrlich begonnen hatte und von einem strahlend blauen Himmel begleitet worden war.
    Es war wie immer gewesen. Tom war aufgestanden. Er wollte sich um das Frühstück kümmern und vorher losfahren, um Zeitungen zu besorgen, denn sie beide lasen beim Frühstück und dehnten es dadurch über Stunden hinweg aus.
    Sie sah ihn noch an der Tür zum Schlafzimmer stehen und winken. Ein dreißigjähriger junger Mann mit blonden, immer wilden Haaren und einem jungenhaften Lächeln auf den Lippen.
    Er hatte die Brille mit dem blauen Gestell aufgesetzt, sich mit einem gehauchten Kuß auf den Handrücken verabschiedet, war gegangen, und Yvette hatte ihn erst wiedergesellen, als er tot war.
    Überfahren von einem betrunkenen zehn Jahre jüngeren Mann in einem zu schnellen Auto. Ein Unglück, das der Fahrer überlebt hatte, aber Tom nicht.
    Er lag in seinem Blut…
    Sie hatte ihn so gesehen, weil man sie benachrichtigt hatte, und diese Tatsache war der Beginn eines langen Leidenswegs gewesen und hatte auch ihr Leben verändert.
    Nichts war mehr wie vor Toms Tod.
    Zwar ging Yvette wieder ihrem Beruf nach, sie lebte auch in derselben Wohnung, doch die Zimmer kamen ihr leer, kalt und tot vor. Mehr als die Hälfte des Lebens schien aus ihnen weggesaugt zu sein. Sie fühlte sich so schrecklich allein, und manchmal – vor allen Dingen in der Nacht und an den Wochenenden – saß sie in seinem Lieblingssessel und sprach mit ihm, als wäre er noch da.
    Sie fragte Tom um Rat, wenn es um berufliche Dinge ging, und sie hatte ständig das Gefühl, eine Antwort zu bekommen und beobachtet zu werden, wenn auch von einer anderen Ebene her.
    Aber er war nicht mehr da.
    Sie konnte ihn nicht mehr anfassen und umarmen. Sie konnte nicht mehr seine sanften Hände streichelnd auf ihrem Körper spüren. Tom lag tief in feuchtkalter Friedhofserde begraben und würde nie mehr zurückkehren.
    Was blieb, waren die Fotos und die Erinnerung an ihn, die sich tief in ihr Gedächtnis eingegraben hatte und wohl nie mehr gelöscht werden würde.
    Vorbei…
    Vorbei das Glück, vorbei die hellen Tage.
    Dafür war die Dunkelheit gekommen. Die Trauer, das Weinen in den langen Nächten.
    Auch jetzt, als die Erinnerungen wieder in ihr hochstiegen, konnte sie die Tränen nicht unterdrücken, und die Umrisse der Möbel in der Küche verschwammen vor ihren Augen.
    Alles war so schrecklich anders geworden. Das Leben lag versteckt in einem dicken
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