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Das Horror-Telefon

Das Horror-Telefon

Titel: Das Horror-Telefon
Autoren: Jason Dark
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den Augen der beiden Überwachungskameras der Haustür entgegen schritten.
    »Wie Zwerg Nase.«
    »Ich habe nicht gefragt, wie du aussiehst…« Er stichelte nicht mehr weiter, denn die Tür öffnete sich, schwungvoll aufgezogen von einem engelhaften Wesen, zumindest hatten wir beim ersten Hinschauen diesen Eindruck.
    Das Wesen bestand aus einer Mischung zwischen Blond und Weiß.
    Blond war das Lockenhaar, weiß die Kleidung. Ein Hosenanzug mit Steghose, der dem Mädchen – es war schätzungsweise fünfundzwanzig – perfekt auf den Leib geschnitten war. Die Jacke hatte sie geschlossen.
    Große Goldknöpfe hielten beide Enden zusammen. Das Gesicht war nicht so blaß. Es zeigte eine Bräune, die um diese Jahreszeit noch nicht echt sein konnte. Kräftig geschminkte Lippen verzogen sich zu einem Lächeln, als uns die Kleine mit wohlfeinen Worten begrüßte.
    »Sie sind die Herren von Scotland Yard, denke ich.«
    »Sie denken richtig«, erwiderte Suko.
    Ihm streckte das Wesen auch die Hand entgegen. »Mein Name ist Angela della Casa. Ich arbeite für Ed und darf Sie herzlich willkommen heißen.« Sie schüttelte Sukos Hand einige Male kräftig durch, dann war ich an der Reihe.
    »Was arbeiten Sie denn, Miss Della Casa?«
    »Sagen Sie Angela.«
    »Gern.«
    »Ich bin Mädchen für alles.«
    »Aber Sie sind keine Engel?«
    Ihr Lächeln verkrampfte. Wahrscheinlich fühlte sie sich auf den Arm genommen. »Nein, Mister Sinclair, das bin ich nicht, und ich bin auch kein Geist, wie Sie bestimmt haben sehen können.«
    »Davon konnten wir uns schon überzeugen.« Ich lächelte und dachte dabei an ihre Figur.
    »Darf ich Sie herein bitten?«
    Sie durfte, und wir ließen sie vorgehen. Hinter uns schloß sich die Tür mit einem seidenweichen Laut.
    Wer gedacht hatte, in einen düsteren, nur von wenigen Lichtern erhellten, geisterhaften Raum zu gelangen, der täuschte sich. In diesem Bungalow konnte eine bedrückende Stimmung erst gar nicht aufkommen, wie wir schon auf den ersten Blick sahen.
    Es war alles sehr hell, großzügig, weiß und irgendwie strahlend. Das mochte an den goldenen Verzierungen der Deckenleisten liegen, am strahlenden Messing der Lampen, und so paßten auch die goldenen Knöpfe des Hosenanzugs genau in das Bild.
    Sie brachte uns zu einem Büro. Das war nicht Edsons Höhle, sondern ihr Vorzimmer, sehr nüchtern eingerichtet, woran die moderne Bürotechnik einen Großteil der Schuld trug, wenn ich auf die Monitore, Drucker und Tapes schaute, die einen Halbkreis und damit auch den Arbeitsplatz des Engels bildeten.
    Es gab auch Stühle für Besucher. Die Sitzflächen bestanden aus weißem Leder. Das Fenster war groß, der Blick fiel in den Garten und damit auf einen sorgfältig geschnittenen Rasen, auf dem einige Obstbäume wuchsen. Einige würden im Frühsommer Kirschen tragen.
    Jetzt standen sie in voller Blüte und sahen aus, als wären sie von einer dünnen Schneeschicht bedeckt.
    »Es wird noch einen Moment dauern, meine Herren. Darf ich Ihnen Kaffee anbieten oder Tee?«
    Ich ließ mich von ihrer Freundlichkeit nicht zu stark beeindrucken und war sogar etwas ärgerlich. Wir hatten die Fahrt nicht unternommen, um zu warten, darauf sprach ich die weiße Dame auch an.
    »Es tut mir leid«, sagte sie, »aber Ed fühlt sich noch nicht in der Lage.«
    »Was hat er denn?«
    »Er channelt.«
    »Bitte – was tut er?«
    »Er hat einen Kontakt bekommen. Das Jenseits hat sich bei ihm gemeldet, glaube ich.«
    »Ja, verstehe«, murmelte Suko. »Das Channeling. Dann lassen Sie ihn mal noch am heißen Draht.«
    »Danke, daß Sie Verständnis gehabt haben.«
    »Kommen Sie denn mit Ed gut zurecht?« erkundigte sich mein Freund.
    Es hörte sich an, als wollte er fragen, ob sie miteinander auch ins Bett gingen.
    »O ja, sehr gut. Er ist… er ist perfekt, wissen Sie?«
    »Nein, ich habe noch keinen perfekten Menschen kennengelernt.«
    Ihre Augen bekamen einen bedauernden Blick, während sie die weiße Kaffeemaschine anstellte. »Das ist aber schade für Sie, meine Herren, sehr schade.« Sie kam wieder zurück und bewegte dabei ihre Arme.
    »Wie soll ich Ihnen das erklären? Ich sage es mit einfachen Worten. Ed ist einfach wunderbar.«
    »Sie mögen ihn?«
    »Ja, sehr. Ich kenne keinen, der ihn nicht mag. Ed wird geliebt. Er gibt den Menschen Hoffnung. Ich habe Frauen und Männer erlebt, die in einer tiefen Verzweiflung und Trauer steckten. Sie kamen her, sie wandten sich vertrauensvoll an Ed, und er hat es tatsächlich
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