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Das Horror-Telefon

Das Horror-Telefon

Titel: Das Horror-Telefon
Autoren: Jason Dark
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geschafft, ihnen zu helfen. Er gab ihnen wieder Mut, er riß die Verzweiflung auf. Durch ihn erfuhren sie, daß ihre lieben Verstorbenen nicht endgültig verschwunden sind, sondern einfach nur die Ebene gewechselt haben und sie sich jetzt in einer anderen Welt befinden, wo es keinen Schmerz, keine Tränen und auch keinen Kampf gibt. Sie werden über Ed kontaktiert, und ich kann ihn deshalb nur als einen der ganz wenigen Wohltäter der Menschheit ansehen. Das ist nicht nur meine Ansicht. Viele denken so. Sie schreiben ihm, sie nehmen Kontakt mit ihm auf. Wir haben uns einen Raum einrichten müssen, wo wir die Berge von Post aufbewahren. Es ist wundervoll.«
    Ich hatte mich bewußt aus dem Gespräch herausgehalten und nur den stummen Beobachter gespielt. Nach Angelas Erklärungen und Beschreibungen mußte dieser Ed ein wahrer Übermensch sein. Wenn ich so etwas hörte, war ich immer skeptisch. So nett und toll können Menschen gar nicht sein, sonst wären sie ja keine Menschen. Es gab einfach keine fehlerlosen Individuen, und bei derartigen Erklärungen flammte bei mir stets ein gesundes Mißtrauen auf.
    Ihr Gesicht hatte auch Farbe bekommen. Die Wangen zeigten eine Röte, und selbst der schmale Nasenrücken sah aus, als wäre er von der Sonne beschienen worden.
    »Sie mögen ihn sehr, wie?« fragte ich.
    »Ja.« Beinahe jubelnd stieß sie die Antwort hervor. »Ich mag ihn. Ich bin von ihm begeistert.«
    »Hatten Sie denn auch schon einmal Kontakt zu Ihren lieben verstorbenen Verwandten?«
    »Aber Mister Sinclair«, erwiderte sie beinahe vorwurfsvoll und staunte mich aus großen Augen an. »Einmal? Nein. Wir hatten schon oft miteinander Kontakt. Ich habe meinen Großvater gesprochen. Er hatte ein schweres Leben hier auf Erden geführt, aber im Jenseits war er überaus glücklich. Er sagte mir, daß ich mir keine Sorgen zu machen brauchte und daß er sich vorgenommen hat, mich abzuholen, wenn ich einmal gestorben bin. Er erwartet mich in der anderen Welt. Sie können sich kaum vorstellen, wie beruhigend ein derartiges Gefühl sein kann. Dann weiß man, daß man nicht umsonst gelebt hat.«
    »Das kann ich mir denken.«
    Wir bekamen unseren Kaffee. Er war pechschwarz. Auf der Oberfläche sah er aus wie ein dunkler Spiegel. Kaum hatte ich den ersten Schluck probiert, als ich hinter mir ein schleifendes Geräusch hörte, und zwar deshalb, weil die sich öffnende Tür mit der Unterseite leicht über den hellen Teppichboden streifte.
    Ich drehte mich langsam um, damit ich keinen Kaffee verschüttete. Auch Suko machte die Bewegung mit, und beide starrten wir auf die Person, die auf der Türschwelle stand und Ed Edson war.
    ***
    Ich wußte nicht, was mich erwartet hatte. Sich darüber Gedanken zu machen, fand ich nicht gut, aber was immer ich mir auch vorgestellt hätte, der Wahrheit wäre ich kaum nahe gekommen.
    Da stand ein Mensch, der mehr einem ätherischen Wesen glich. Er war blaß, als hätte er sich geschminkt. Sein gebleichtes Haar bildete einen Kranz aus weichen Wellen auf seinem Kopf, und zwischen dieser eigentlich doch recht dünnen Flut schimmerten kleine Goldpartikel, als hätte er sich diesen Staub soeben in die Frisur geblasen. Ed Edson machte auf mich den Eindruck einer Person, die sich nicht zwischen dem Diesseits und dem Jenseits entscheiden konnte, wo sie nun leben sollte und zwischen den beiden Ebenen pendelte.
    Er trug ein beiges Walle-Walle-Hemd, das Rocklänge hatte und bei jeder Bewegung changierte. Natürlich bestanden auch die Slipper aus weichem Leder. Dafür hatte er auf Socken verzichtet. Sein Gesicht allerdings hatte nicht die ätherische Schönheit eines von einem Maler gezeichneten Engels, es war eher fleischig, für seinen Körper zu aufgedunsen, zu dick; so sahen auch die Lippen des Mannes aus, die sich leicht nach vorn geschoben hatten. Da half kein Pudern oder Schminken, so wie man sich landläufig einen Engel vorstellte, würde er nie werden. Möglicherweise wirkte sein Gesicht auch nur so rot, weil die Haare diese ungewöhnliche Blässe zeigten und auch die Kleidung davon kaum abstach.
    Das also war Ed Edson!
    Als er den Blick hob, schaute ich in seine Augen und mußte feststellen, daß sie in gewisser Hinsicht ohne Ausdruck waren. Die Pupillen waren farblos. Sie waren weder blau, grau noch grün. Sie wirkten bleich, irgendwo auch kühl und abweisend, jedenfalls ohne einen besonderen Ausdruck.
    Angela della Casa staunte und strahlte ihn zugleich an. Auf ihrem Gesicht ging die Sonne auf,
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