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Das Horror-Telefon

Das Horror-Telefon

Titel: Das Horror-Telefon
Autoren: Jason Dark
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Tagen hatte Yvette Taylor versucht, umzudenken.
    Sie brauchte einfach ein anderes Weltbild und Denkmodell, um für einen bestimmten Tag X, der sicherlich kommen würde, bereit zu sein. Dann wollte sie nicht mehr so überrascht sein, sondern sich freudig den neuen Tatsachen stellen.
    Sie hatte viel gelesen. Es gab ja genügend Literatur über unerklärliche Phänomene und nicht nur als knappe Berichte in den entsprechenden Gazetten. Wissenschaftler hatten sich mit den Problemen beschäftigt und sie unter die Lupe genommen. Aus diesen Büchern hatte Yvette einiges erfahren, ohne jedoch einer Lösung oder dem Begreifen der Probleme nähergekommen zu sein. Noch immer war diese Art der Kontaktaufnahme für sie in einen dunklen Nebel gehüllt.
    Sie tupfte sich die letzten Wassertropfen vom Gesicht ab und hängte das Handtuch zur Seite. Danach verließ sie das Bad, durchquerte das leere Wohnzimmer und starrte dabei auf die am Boden liegenden Esoterik-Magazine, die sie in den letzten lagen studiert hatte, ohne großartig schlauer geworden zu sein.
    Sie hatte von Menschen gelesen, die Kontakt mit Verstorbenen aufgenommen hatten, aber diese Berichte waren natürlich sehr subjektiv gewesen. Ob ein anderer die Stimme des Verstorbenen erkannt hätte, dessen Beziehung nicht so intensiv gewesen war, das bezweifelte Yvette.
    Natürlich war ihr auch die Radiosendung des Ed Edson ein Begriff. Der heiße Draht zum Jenseits. Früher hatte sie darüber gelacht, nun waren ihr Zweifel gekommen, und sie hatte bereits bei Edson angerufen und um einen Termin gebeten.
    Man wollte ihr Bescheid geben, hieß es.
    Vor diesem Termin, dieser Stunde der Wahrheit, fürchtete sie sich.
    Schon jetzt malte sie sich aus, was sie tun würde, wenn bestimmte Dinge eintraten, wenn es ihr gelang, tatsächlich Kontakt mit ihrem Verlobten aufzunehmen.
    In letzter Zeit hatte sie immer öfter darüber nachgedacht und auch sehr intensiv. So stark, daß sie hin und wieder Herzrasen und Atembeschwerden bekommen hatte.
    Und ihr war bewußt, daß sich der Zeitpunkt der Wahrheit immer mehr näherte.
    Heute, morgen, übermorgen…
    Sie blieb stehen, als sie die Balkontür erreichte, und preßte ihre Stirn gegen die Scheibe. Draußen hatte die Sonne tagsüber geschienen, und das Glas war noch von ihrer Wärme erfüllt. Sekundenlang blieb sie so stehen, erfüllt von traurigen Gedanken, dann umklammerte sie den Griff und hebelte ihn hoch.
    Die Tür schwang ihr entgegen. Sie überstieg die Schwelle, betrat den Balkon und ärgerte sich jetzt nicht mehr darüber, daß er mit einer grünen Kunststofffläche ausgelegt worden war. Völlig geschmacklos. Es sollte so etwas wie ein Gefühl vermitteln, über einen Rasen zu gehen.
    Tom hatte es auch nicht gefallen. Sie hatten das Zeug entfernen wollen, aber dazu war es nicht gekommen.
    Immer wieder wurde sie durch derartige Dinge an ihren Verlobten erinnert. Auch dann, wenn sie vor bis zum Geländer ging und die zwei Stockwerke nach unten in die Tiefe schaute. So hatten sie oft gemeinsam auf dem Balkon gestanden, nur hinausgeblickt und sich dabei leise über ihre Zukunft unterhalten.
    Jetzt starrte sie ins Leere.
    Die Umgebung hatte sich zwar nicht geändert, sie kam ihr trotzdem völlig anders vor. Viel grauer und abweisender als sonst. Eine Landschaft, die sie nicht mehr mochte. Yvette hatte sich auch mit dem Gedanken befaßt, aus der Wohnung auszuziehen, doch es war zu schwer, eine neue, gleichwertige Bleibe zu bekommen.
    Sie richtete sich wieder auf. Die spielenden Kinder waren verschwunden.
    Der Tag kippte allmählich. Der Abend rollte lautlos heran. Es begann die Zeit einer ungewöhnlichen Stille, die einen Großteil der Geräusche einfach schluckte.
    Sie wollte nicht mehr über die Brüstung schauen. Sie überlegte, ob sie einfach weggehen sollte, in der Gegend umherlaufen, sich irgend etwas ansehen, vielleicht ein paar Worte mit Bekannten wechseln oder zu einer Kollegin fahren, mit der sie sich auch privat gut verstand und die Verständnis für ihre Probleme aufbrachte.
    Yvette Taylor wußte nicht, wie sie sich entscheiden sollte. Das wurde ihr auch abgenommen, denn kaum hatte sie sich wieder der Scheibe zugedreht, um den Balkon zu verlassen, als sie aus der Wohnung das Klingeln des Telefons hörte.
    Sie blieb stehen, schrak zusammen, vereiste für einen Moment, und auf ihrem schmalen Gesicht hätte man die Frage ablesen können, wer sie da anrief.
    Es gab viele Menschen, die sie kannte, aber sie wollte nicht glauben, daß es
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