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Das Hexenschiff

Das Hexenschiff

Titel: Das Hexenschiff
Autoren: Jason Dark
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Gewitter«, sagte Malt.
    Er erntete ein Lachen. »Haben Sie schon ein Frühjahrsgewitter in Wales erlebt?«
    »Nein.«
    »Dann machen Sie sich auf etwas gefaßt.«
    »Wieso?«
    Der Sprecher tippte Malt gegen die Brust. »Es ist die Hölle, Mister. Die reine Hölle, das kann ich Ihnen versprechen. Sie werden sitzen, zittern und beten. Ihnen fallen all Ihre Sünden ein, wenn der Himmel seine Schleusen öffnet. Dann spielt der Teufel mit der Natur, so sieht es aus. Ich kenne Menschen, die sind während eines Gewitters umgekommen, einfach vor Angst gestorben.«
    »Nicht vom Blitz erschlagen?«
    »Nein.«
    »Da, der erste Blitz!« rief jemand und deutete nach Westen, wo tatsächlich ein heller Pfeil über den Himmel wischte und ein gezacktes Muster in die gewaltige Wolkenwand schnitt. Sie wurde für einen Moment aufgerissen, regelrecht gespalten, und in der Lücke sahen die fünf Männer etwas Rotes schimmern.
    Nur für eine kurze Zeitspanne, dann war es wieder verschwunden, und die graue Fläche überdeckte alles.
    Die Männer standen stumm. Zwei von ihnen hatten die Hände wie zum Gebet gefaltet, während die beiden anderen in die Kneipe zurückkehrten und hastig zahlten.
    Auch die anderen gingen. Malts Fragen stießen ins Leere. Niemand wollte eine Antwort geben.
    Er blieb noch vor dem Gasthaus. Die Dorfstraße wirkte wie leergefegt. Nicht einmal ein Tier ließ sich blicken. Die Vierbeiner hatten sich verkrochen.
    Selbst die kleinen Häuser schienen sich in der Erwartung des Gewitters zu ducken, und Malt wurde das Gefühl nicht los, als hätte sich auch die Luft verändert.
    Sie war längst nicht mehr so klar und rein. Irgendwie schmeckte sie anders. Zwar nicht direkt nach Schwefel, aber doch rauher, als hätte man sie mit Gasen angereichert.
    Malt holte tief Luft. Er schnickte mit den Fingern, denn ihm war noch etwas eingefallen.
    Es ging kein Wind. Die berühmte Ruhe vor dem Sturm. Seltsam dünn klangen die Stimmen der Männer aus der Gaststube, und seltsam dünn wirkte auch der Klang der kleinen Kirchenglocke, der plötzlich über den Dächern der Häuser schwebte.
    Ein Bimmeln, das seine Bedeutung besaß. Man warnte vor den Gefahren. Wer jetzt noch draußen war, sollte sich ins Haus zurückkziehen. Auch Jerry Malt wollte dies und war froh, seinen Wagen auf dem Hinterhof der Wirtschaft geparkt zu haben. Wenig später verließen die Männer die Kneipe. Auch der als letzter Eingetroffene hatte es nicht mehr ausgehalten. Er warnte Jerry noch.
    »Sie sollten sich auch zurückziehen, Mister. Es wird bald gefährlich.«
    »Ich kenne Gewitter.«
    »Aber keines wie hier.«
    »Was kann denn schon passieren?«
    Der andere lachte meckernd. »Was passiert schon, wenn die Hölle ihre Pforten öffnet?«
    »Dann kommt der Teufel.«
    Der Einheimische nickte Walt zu und blickte ihn aus großen Augen an.
    »Ja, mein Lieber, dann kommt der Teufel. Und er nimmt auf keinen Rücksicht. Weder auf Sie noch auf mich. Der Satan frißt alle. Haben Sie gehört? Alle!« Es waren die letzten Worte des Walise. So rasch es ging, eilte er den anderen hinterher.
    Jerry Malt hob die Schultern und rückte seine Brille zurecht. Okay, ein wenig mulmig fühlte er sich auch, aber war das ein Grund, in Panik auszubrechen? Nein, sicherlich nicht. Man mußte nur die Nerven behalten. Auch die längsten Gewitter gingen vorbei. Allerdings ärgerte sich der Vertreter darüber, daß durch dieses Gewitter sein Zeitplan durcheinandergeraten war. Dies paßte ihm überhaupt nicht. Er hatte noch vor Anbruch der Dunkelheit fahren wollen, weil er im Nachbarort ebenfalls zu tun hatte. Nun hatte man ihm einen Strich durch die Rechnung gemacht.
    »Wollen Sie nicht wieder hereinkommen, Mister?« hörte er den Wirt rufen.
    »Ja, ich bin gleich da.« Malt hob die Schultern. Während er über die Schwelle trat, zündete er sich eine Zigarette an.
    Hugol erwartete ihn mit einem gefüllten Glas. »Der geht auf Kosten des Hauses.«
    »Danke.«
    Auch der Wirt trank einen Schluck. Malt blieb an der Theke stehen und schüttelte den Kopf. »Ich kann nicht begreifen, daß erwachsene Männer wie kleine Kinder fliehen. Wirklich nicht. Da stimmt doch was nicht. Oder was meinen Sie?«
    Der Wirt hob nur die Schultern.
    »Reden Sie schon!«
    »Gewitter sind eben etwas Besonderes, Sir.«
    »Aber nicht so, daß die Leute fluchtartig wegrennen. Habt ihr böse Erfahrungen gemacht?«
    Jerry Malt bekam keine direkte Antwort. »Hören Sie mal zu, Fremder. Haben sie vielleicht gesehen, daß die
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