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Das Hexenschiff

Das Hexenschiff

Titel: Das Hexenschiff
Autoren: Jason Dark
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Wolkendecke aufgerissen wurde? Durch einen Blitz, meine ich.«
    »Klar.«
    »War es dahinter rot?«
    »Auch.«
    Hugol nickte. »Da haben wir es.«
    »Wieso? Was haben wir?«
    Der Gastwirt beugte sich vor und senkte die Stimme zu einem Flüstern.
    »Es ist so, Mister. Ich habe Ihnen gesagt, daß die Hölle ihre Pforten geöffnet hat. Der Teufel liegt bereits auf der Lauer.«
    Malt grinste. »Hinter den Wolken?« fragte er spöttisch.
    »Genau.«
    »Dann war die rote Farbe wohl das Licht der Hölle.«
    Hugol nickte und machte dabei ein so ernstes Gesicht, daß es Jerry Malt die Sprache verschlug. »Jetzt brauche ich noch einen Whisky. Nehmen Sie auch einen. Wie ich das so sehe, komme ich heute doch nicht mehr weg. Kann man bei Ihnen übernachten?«
    »Im Prinzip nicht«, erwiderte der Wirt. »Ein paar Räume stehen aber leer. Da haben früher meine Kinder geschlafen.«
    »Okay, ich penne zur Not auch im Lager.«
    »Und trinken die Fässer leer?«
    Malt lachte. »Ich trinke nur sehr wenig. Ich will den Whisky verkaufen und nicht mein bester Kunde sein.«
    »Das ist lobenswert.« Dennoch nahmen die beiden Männer einen Schluck. Malt drückte die Zigarette aus. »Folgendes«, sagte er. »Ich kümmere mich um meinen Wagen, komme dann zurück, und Sie zeigen mir mein Zimmer. Alles klar?«
    »Meinetwegen.«
    Jerry Malt ging zu seinem Tisch und hob die Tasche an. Sie sah aus wie ein kleiner Koffer. In extra abgeteilten Fächern standen vier Flaschen mit Whisky, in einem Seitenfach die Mappe mit den Unterlagen: Lieferscheine, Rechnungen usw.
    »Bis gleich dann.« Malt hatte die Tasche aufgenommen, winkte mit der freien Hand und begab sich in Richtung Tür.
    Er hatte das Gefühl, in die Nacht zu geraten. Seiner Ansicht nach war es noch dunkler geworden. Die Schwärze war wie ein großer Sack über den kleinen Ort gefallen und hüllte alles ein.
    Malt zog schnuppernd die Luft ein. Vedammt, es roch doch nach Schwefel. Da hatte er sich beim erstenmal nicht getäuscht. Das war Schwefelgeruch. Er mußte husten.
    Menschen sah er auch jetzt nicht. Bestimmt hockten sie in ihren Häusern und warteten das Gewitter ab. Aber er sah hinter manchen Fenstern einen flackernden Schein. Der stammte von Kerzen.
    Angeblich sollten die brennenden Kerzen vor den Gefahren des Gewitters schützen. Daran glaubte der Vertreter nicht so recht. Jerry Malt war Realist. Ihn interessierte am Ende der Woche nur, was in seinem Auftragsbuch stand, und das war in der letzen Zeit wenig genug gewesen. Die Geschäfte waren eben härter geworden, zudem schlief die Konkurrenz nicht. Die Kirchenglocke hatte längst aufgehört zu bimmeln. Ein wenig hatte der Wind wieder aufgefrischt, dennoch wollte es ihm nicht gelingen, die unnatürliche Schwüle zu vertreiben. Auch so etwas hatte Malt noch nicht erlebt. Das waren schon fast tropische Zustände.
    Malt mußte um das Haus herumgehen. Hinter dem Gebäude gab es einen Parkplatz, der mehr ein Hof war. Dort hatte er seinen Wagen abgestellt. Es war ein Caravan. Auf der Ladefläche hinter der Rückbank standen noch einige Kisten mit Whiskyflaschen.
    Der Volvo parkte unter einem Baum. Die Zweige zeigten das frische Maigrün, aber Malt wollte das Fahrzeug woanders parken. Wenn durch Zufall ein Blitz in den Baum schlug und den Stamm spaltete, konnte es leicht passieren, daß der Wagen in Mitleidenschaft gezogen wurde. Malt startete. Nahe der Hauswand fand er einen Platz, der ihm geeignet erschien.
    Er stieg wieder aus. Kaum hatte er die Tür hinter sich zugeschlagen, als ihn der erste Windstoß packte. Er war so heftig, daß er den Mann gegen den Wagen warf, wo er sich festklammern mußte.
    »Verdammt, jetzt geht es aber los«, schimpfte er. Ins Haus laufen konnte er noch nicht, da er die Hecktür des Volvo noch aufschließen mußte, um sein Gepäck zu holen.
    Als die Tür hochschwang, krachte der erste Donner. Den Blitz hatte Jerry nicht gesehen, er hörte nur dieses schmetternde Krachen, das die Luft erfüllte und dabei peitschend klang, bevor sein Echo irgendwo in der Ferne verrollte.
    Es war für Malt unheimlich, denn einen so harten Donnerschlag hatte er noch nie vernommen.
    Die Männer schienen recht zu haben. Da bahnte sich tatsächlich einiges an.
    Er schaute unwillkürlich zum Himmel, während seine rechte Hand den Koffergriff umklammert hielt.
    Am Himmel spielten sich unheimliche Szenen ab. Die Wolkendecke war aufgerissen. Durch die Lücke schimmerte das Rosarot, dasß sich an einigen Stellen vertieft hatte und in eine
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