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Das Herz des Wolfes (German Edition)

Das Herz des Wolfes (German Edition)

Titel: Das Herz des Wolfes (German Edition)
Autoren: Thea Harrison
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zwei hektische rote Flecken auf den Wangen. Als sie seinen Gesichtsausdruck sah, wich sie von der Tür zurück, bis sie gegen die Passagiere hinter ihr stieß.
    Der Zug ruckte an. Riehl hob die Brauen, zog seine Marke und zeigte sie ihr. Mit großen Augen starrte die Frau sie an. Als der Zug anfuhr, trat sie wieder vor, legte die Hand an die Scheibe und hob den Blick, um ihn anzusehen.
    Er zeigte mit dem Finger auf sie und formte mit den Lippen die Worte: »Gehen Sie zum nächsten Polizeirevier!«
    Als Letztes sah er noch, wie sie ihn anstarrte, während der Zug davonratterte. Er fragte sich, ob es wirkungsvoller gewesen war, ihr seine Marke zu zeigen, als sie auf der Straße anzubrüllen.
    Er sollte das nächste Polizeirevier aufsuchen, um es herauszufinden.

2
Gesetz
    An der nächsten Haltestelle stieg Alice aus der U-Bahn und rannte die Treppen hinauf zur Straße. Sie war völlig durch den Wind und erschrak vor jeder Kleinigkeit, während sie trotz des ungläubigen Aufschreis, der noch immer in ihrem Kopf nachhallte, nachzudenken versuchte.
    Hatte er bei ihrem Anblick die gleiche Offenbarung gehabt?
    Gefährte. Mörder.
    Polizei?
    Sei jetzt klug, sei vorsichtig. Konnte die Marke gefälscht sein? So verunsichert sie auch war, das klang doch sehr weit hergeholt – es sei denn, er hätte sich Zutritt zu Haleys Wohnung verschafft, indem er sich als Polizist ausgegeben hatte. Haleys Tür war geöffnet worden, nicht aufgebrochen. Schon viele Verbrechen waren von Leuten verübt worden, die sich als Polizisten ausgegeben hatten, darunter eines der berühmtesten des zwanzigsten Jahrhunderts: das Valentinstag-Massaker in den 1920er-Jahren.
    Aber er hatte sie aufgefordert, zum nächsten Polizeirevier zu gehen. Das klang authentisch – es sei denn, er wollte sie direkt davor abfangen. Aber warum sollte er das tun? Jetzt hörte sie sich paranoid und irrational an – aber die Grenzen der Normalität hatte sie schon vor zwei Tagen hinter sich gelassen, als sie von Peters Ermordung erfuhr.
    Nicht ohne Grund war ihre Gruppe klein und eng vernetzt. Während sich die Schockwellen von Peters Tod noch ausbreiteten, hatte Alex Schaffer, der Leiter ihrer Gruppe, gestern eine E-Mail an alle Mitglieder geschrieben. Er habe David nicht erreichen können und wollte wissen, ob jemand etwas von ihm gehört hatte.
    Niemand hatte etwas gehört. Alice und Haley hatten diesen Abend zusammen verbringen wollen, um gemeinsam um Peter zu trauern und sich über Davids Verschwinden Gedanken zu machen. Alice hatte Haley überreden wollen, ihre Tasche zu packen und wenigstens übers Wochenende zu ihr nach Hause zu kommen, und vor nicht ganz fünfzehn Minuten hatte sie entdeckt, dass da ein klaffendes, dunkelrotes Loch in Haleys Bauch war.
    Wenn dieser Mann der Mörder war, der in Haleys Wohnung zurückgekehrt war, um Spuren zu beseitigen, und wenn er glaubte, dass sie ihn identifizieren und ihn mit dem Verbrechen in Verbindung bringen konnte, würde er alles in seiner Macht Stehende tun, um sie zu beseitigen. Er würde sogar die Nähe zur Polizeistation riskieren.
    Für einen kurzen Moment war das Glück auf ihrer Seite, denn ein Taxi mit beleuchtetem Schild fuhr die Straße entlang. Sie winkte es heran. Sobald es hielt, sprang sie hinein und verriegelte die Türen. »Fahren Sie los«, sagte sie zum Fahrer.
    »Okay«, murmelte er. Er war ein intelligent und akademisch aussehender Wyr, etwa Mitte vierzig mit einem trockenen, staubigen Geruch und bis aufs Fleisch abgekauten Fingernägeln. Er sah sie über die Schulter an. »Wo soll es denn hingehen?«
    »Sage ich Ihnen gleich«, antwortete sie. »Fahren Sie einfach los.«
    »Na fabelhaft«, sagte der Fahrer mit einem Achselzucken. »Ist ja Ihre Kohle.«
    Alice holte ihr Handy aus der Tasche und rief endlich die 9–1–1 an. Erstaunlicherweise nahm schon nach dem zweiten Klingeln eine Telefonistin ab. »Ich möchte einen Mord melden«, sagte Alice.
    Das Taxi wurde langsamer, und der Fahrer warf ihr im Rückspiegel einen raschen, scharfen Blick zu. Alice funkelte ihn wütend an, und er zog den Kopf ein. Das Taxi beschleunigte wieder.
    Der Schneefall war dichter geworden. Hinter den Scheibenwischern sah Alice die Straße vorüberziehen, während sie der Telefonistin Haleys Adresse und alle ihr bekannten Einzelheiten durchgab. »Als ich das Haus verließ, ist mir ein Mann gefolgt«, sagte sie. »Er war in der Wohnung. Ich habe es in eine U-Bahn geschafft, kurz bevor sich die Türen schlossen, dadurch bin
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