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Das Herz des Wolfes (German Edition)

Das Herz des Wolfes (German Edition)

Titel: Das Herz des Wolfes (German Edition)
Autoren: Thea Harrison
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Gummi und eine stechende chemische Note wahr, die in der Nähe des Opfers in der Luft hing. Er hätte seinen Gehaltsscheck der nächsten Woche darauf verwettet, dass der Mörder Gummihandschuhe getragen hatte und die chemischen Rückstände von K . O. Duftneutral Geruchskiller stammten, einem praktischen Hilfsmittel, das Hirschjäger und kriminelle Wyr auf der ganzen Welt verwendeten.
    Mit den Handschuhen hatte er gerechnet, aber das K . O. ließ darauf schließen, dass der Mörder entweder selbst ein Wyr war oder sich zumindest mit den Ermittlungsmöglichkeiten dieser Spezies auskannte. Der Mörder ging methodisch vor, er wusste, wie er seinen Geruch verdecken konnte, und er plante voraus. Das alles passte zu der wohldurchdachten Sorgfalt, mit der die Organe des Opfers angeordnet worden waren. Eine genaue Übereinstimmung mit dem Massaker von Jacksonville vor sieben Jahren.
    Der zweite interessante Punkt war ein weiterer Geruch in der Wohnung. Es war ein leichter, femininer Duft, der geheimnisvoll und verlockend mit seinen Sinnen spielte. Eindringlich und köstlich deutete er auf eine ungeahnte, geheimnisvolle Realität hin, in die Riehl am liebsten Hals über Kopf eintauchen wollte. Allerdings war die Witterung von Stresspheromonen durchsetzt, die ihn nervös machten und seine Hand näher an seine Waffe rücken ließen. Der Duft hatte nicht sehr tief in die Umgebung eindringen können und verflog bereits.
    Die Leiche war noch warm, und eine Frau war vor ihm in dieser Wohnung gewesen. Was sagte man dazu?
    Nach dem hartnäckigen Prickeln in Riehls Nacken zu urteilen, war es sogar gut möglich, dass die Frau noch in der Nähe war; aber selbst wenn es so war, fand er keinen Anhaltspunkt dafür, wo sie sich versteckte.
    Er traf eine jähe Entscheidung und verließ die Wohnung.
    Der Schnee, der in der letzten Woche gefallen war, hatte sich auf den Straßen und Bürgersteigen in dunklen Matsch verwandelt, doch der kalte, feuchte Dezemberwind versprach Nachschub. Gerade segelten die ersten leichten Flocken vom Himmel herab. Sie wirkten harmlos und märchenhaft schön, sollten jedoch der Vorbote eines großen Wintersturms sein, der die Stadt in den frühen Morgenstunden unter sich begraben haben würde. Schon jetzt arbeiteten sich die Schneepflüge durch die Straßen. Der Wind roch nach Abgasen, frittiertem Essen, Salz und Streusand.
    Als Riehl auf die Straße trat, erkundete er die Lage mit einem schnellen Blick. Keine Spur von einem Täter, der sich noch hier herumtrieb, aber das hatte er auch nicht erwartet. Der Kerl mochte ein durchgedrehter Psychokiller sein, aber er war nicht dumm. So viel Glück hatte Riehl an diesem Abend nicht.
    Die Wohnung der toten Frau lag in einem Schmelztiegel im nördlichen Teil von Brooklyn, wo sich verschiedene Alte Völker mit allen möglichen menschlichen Ethnien vermischten. Im verschwommenen Grau des frühen Abends leuchteten die Festtagsdekorationen in den Schaufenstern. An der nächsten Straßenecke gab es ein Feinkost- und Lebensmittelgeschäft. Die Wyr-Familie, die es führte, gehörte einer Weidetierart an, die gerne Grüppchen bildete. Gegenüber dem Lebensmittelgeschäft lag ein Schnapsladen, der von einem älteren amerikanischen Ehepaar betrieben wurde. Ein Zeitungskiosk an der Straße verströmte an Tür und Verkaufstheke den kräftigen, erdigen Geruch eines Zwergs. Der Kiosk hatte für heute bereits geschlossen, ebenso die chemische Reinigung einen halben Block weiter. Doch der dunkle Eingang der Reinigung bot viel zu wenig Platz als Schlupfwinkel für seinen breitschultrigen Körper. Es gab kein geeignetes Versteck, von dem aus er das Apartmenthaus ungestört hätte beobachten können.
    Mehreren Autos ausweichend rannte Riehl über die Straße zu dem Feinkostgeschäft. Er stürmte durch die Tür und blieb vor der Kasse stehen, die sich am Fenster zur Straße befand. Der Kassierer, ein schlaksiger Mann mittleren Alters, lächelte ihn nervös an, doch sein Lächeln verschwand, als Riehl seine Marke zog und sie dem Mann zeigte.
    »Beachten Sie mich nicht«, sagte Riehl. Mit großen Augen nickte der Mann.
    Riehl trat dicht an das Spiegelglasfenster und drückte sich flach gegen die Wand. In diesem Winkel war er vom Eingang des Apartmenthauses aus nicht zu sehen. Er beugte den Kopf so weit vor, dass er die Eingangstür sehen konnte. Dann wartete er. Selbst unter besseren Bedingungen machte Riehls Gegenwart die Leute nervös, und wenn sich eine Frau in der Wohnung versteckt
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