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Das Herz des Wolfes (German Edition)

Das Herz des Wolfes (German Edition)

Titel: Das Herz des Wolfes (German Edition)
Autoren: Thea Harrison
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hatte, aber Haley war ein Einzelkind … gewesen. Die Nachricht über ihren Verlust musste ein vernichtender Schlag für ihre Eltern sein. Vielleicht konnte Alice der Polizei ihre Hilfe anbieten.
    Und Peter. Über seinen Tod waren noch keine Einzelheiten veröffentlicht worden, nur dass er überfallen und ermordet worden war. David hatte man noch nicht gefunden. Aber schon seit zwei Tagen, seit sie und Haley im Lehrerzimmer flüsternd über Peter gesprochen hatten, wusste Alice Bescheid.
    Der Albtraum war zurückgekehrt.
    Obwohl der Freitagabend noch jung war, hatte sich der Verkehr bereits zu einem Tröpfeln ausgedünnt, da man nur noch wenige Meter weit sehen konnte. In der Unwetterwarnung wurde eindringlich von allen nicht unbedingt notwendigen Fahrten abgeraten, und selbst die entschlossensten Feiertagseinkäufer hatten von ihrer Mission abgelassen.
    Die Welt war so verlassen und heimtückisch geworden, dass selbst die anheimelnden elektrischen Lichter in der Dunkelheit verblassten. Der Wind heulte, als wären unsichtbare Wölfe auf der Jagd, und trieb den Schnee mit solcher Wucht vor sich her, dass kleine Nadeln aus Eis jedes Stück entblößter Haut attackierten.
    Es gab zwei Sorten von Stürmen, dachte Alice. Der eine war der freundliche, den man sich gern mit einer Tasse Tee vom Fenster aus ansah. Er tobte theatralisch über den Himmel, war aber eigentlich nicht bösartig.
    Dieser Sturm war von der anderen, der mörderischen Sorte. Manche Schrecken wohnen in der Nacht, flüsterte der scharfe Wind, Schrecken, wie nur Kinder und Dämonen sie kennen. Aber manche Schrecken wohnen auch in den Gedanken, und mit diesem Grauen ist jeder allein. Der Winterwind sang von Dingen, an die sich die Vernunft nicht mehr erinnerte, die aber die Angst niemals vergaß, denn in uns wohnen die Geister und Tragödien, aus denen die Schatten unseres Lebens bestehen. Wir können sie nicht ertragen, flüsterte der Wind, denn wenn uns das Licht und die Wärme genommen werden, bleiben wir nackt und zitternd in der Dunkelheit zurück. Und dann hören wir dicht neben uns das heisere Kichern, das uns sagt, dass wir Beute sind.
    Nicht einmal die Lichter des 94. Reviers konnten Alice Trost spenden, als der quadratische Back- und Sandsteinbau plötzlich als riesenhafte, gedrungene Masse in der grauschwarzen Nacht auftauchte. Eine gesichtslose, dunkle Macht hatte ihre Freunde vernichtet und verfolgte ihre Gemeinschaft. Trauer und Angst drohten Alice zu erdrücken.
    Und dann war da noch der andere Grund, aus dem sie zitterte, dieses unmögliche Gefühl, jemanden zu erkennen, dem sie noch nie zuvor begegnet war. Die Überzeugung drang ihr bis ins Mark und bestürmte ihre misstrauische, widerwillige Seele.
    Sie wollte keinen Gefährten. Sie ging nicht mal gern aus. Es waren immer die gleichen Fragen, die alle stellten, immer wieder und wieder. Was machst du beruflich? Was sind deine Hobbys? Was isst du gern? Triffst du dich noch mit jemand anderem?
    Beantwortete irgendjemand diese Fragen beim ersten Date ehrlich?
    Alice’ Vorlieben entsprachen ihrer scheuen Wyr-Natur. Sie war eine ruhige Person, die Einzelgänger-Beschäftigungen nachging. Dazu gehörten Lesen, das Nähen von Quilts, lange Spaziergänge und Radfahren im Park, Camping und Hörbücher. Ihre Vorstellung von Rebellion bestand darin, stark von einem Kochrezept abzuweichen. Zwar liebte sie jedes der fünfzehn eigenwilligen, ausgelassenen Kinder in ihrer Klasse, doch oft verbrachte sie ihre Abende zu Hause damit, sich von den intensiven Kontakten des Tages zu erholen. Für ihre sozialen Bedürfnisse reichten die Zusammenkünfte ihrer Gruppe, die Mittagessen mit anderen Lehrern, regelmäßige Telefonate und Briefwechsel mit ihren Eltern und … gute Götter, Haley .
    Dieser gewaltige, bedrohliche Fremde – wie hatte Garcia ihn genannt? Detective Gideon Riehl. Er konnte nicht der sein, für den sie ihn hielt. Sie musste unter einer körperlichen Funktionsstörung leiden, einer Art ungewöhnlicher Reaktion auf den ganzen Stress der letzten Tage.
    Wenn Wyr kriminell wurden, waren sie tödlich. Jeder, der beim WDG, der Eliteeinheit der New Yorker Polizei, arbeitete, führte erklärtermaßen ein gewalttätiges, gefährliches Leben. Um kriminelle Wyr zur Strecke zu bringen, mussten die Mitglieder des WDG bessere, effizientere Killer sein als die, auf die sie Jagd machten. Alice konnte sich niemanden vorstellen, der weniger mit ihr gemeinsam hätte. Kein Wunder, dass er sie so in Angst und
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