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Das Hausbuch der Legenden

Das Hausbuch der Legenden

Titel: Das Hausbuch der Legenden
Autoren: Georg Adolf Narciss
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von der Erde in den Himmel hinauf, wo die große Versammlung auf sie wartete.
    Und der Höchste von allen sprach: »Du, Herr über Geburt und Tod, Gott hat mir auferlegt, dir zu sagen, daß du sogleich zur Erde zurückkehren und dort deine Aufgabe weiterführen sollst, so wie du sie getan hast vor deinem unschicklichen Begräbnis. Doch wirst du von nun an nur einmal zu den Menschen kommen, nur, wenn du die Seele bringst oder von ihnen nimmst. Ankündigen darfst du Geburt oder Tod nicht mehr. Dies wird zur Folge haben, daß du von niemandem mehr gesehen oder gehört wirst: es sei eine Strafe für deinen Stolz.
    Geh nun und befreie die Alten, die auf dich warten, den greisen Lappen aber als letzten, denn er hat sehr unrecht getan.« Seitdem ist die Erde wie sie heute ist. Kein Mensch weiß im voraus, wann er ein Kind bekommen oder wann seine Seele von ihm genommen wird. Aber immer noch und
    wahrscheinlich in alle Ewigkeit, geht der schöne Jüngling, der Herr über Geburt und Tod, von niemandem gesehen, über die Erde.

    Lumimuut geht um die Welt

    DIE ERDE war noch weich, eine große zähe Masse aus Schlamm, als sie zwei Weiber hervorbrachte: das eine war alt, es war sehr alt, eine Schamanin. Sie hieß Karemah. Das andere Weib war noch in der Blüte seiner Jugend. Es hieß Lumimuut.
    Karemah befahl ihrer jungen Gefährtin, sich gegen den Wind zu stellen; und dann beschwor die Schamanin den Wind, gegen Lumimuut zu blasen, damit sie schwanger werde. Und
    Lumimuut stellte sich gegen den Südwind, sie stellte sich gegen den Ostwind, sie stellte sich gegen den Nordwind, aber sie wurde nicht schwanger. Erst als sie sich gegen den Westwind stellte, wurde sie wirklich schwanger. Und als ihre Zeit erfüllt war, gebar sie einen Sohn. Sie nannte ihn Toar.
    Nach vielen Tagen und Nächten war Toar zum Jüngling
    herangewachsen, da rief Karemah ihn und Lumimuut und sagte: »Dreht einander den Rücken zu, und dann geht immer geradeaus, rings um die Erde; Toar, du gehst nach rechts, Lumimuut, du gehst nach links!« Karemah nahm zwei gleich lange Stäbe und gab Toar einen und Lumimuut einen; Toar gab sie ein Kano-kano-Rohr, Lumimuut aber einen großen
    Durianstengel. Sie sagte dazu: »Toar, merk dir diese meine Worte: Wenn du auf deinem Weg einer Frau begegnest, dann sieh zu, ob eure Stäbe gleich lang sind. Ist dies der Fall, dann bist du Lumimuut begegnet. Sind die Stäbe nicht gleich lang, dann ist es eine andere Frau. Die sollst du als deine Gattin zu dir nehmen.« Dann unterrichtete Karemah Lumimuut im
    gleichen Sinne.
    Und Toar und Lumimuut wandten einander den Rücken zu und gingen rings um die Erde. Sie waren lange gegangen, da begegneten sie einander am Ende der Welt. Da sagte Toar:
    »Du siehst aus wie meine Mutter, laß uns unsere Stäbe vergleichen!« Dabei stellte sich heraus, daß die Stäbe nicht gleich lang waren. Der Stab der Frau war länger. Da sagte Toar: »Du bist doch nicht meine Mutter. Ich nehme dich zur Frau.« Und sie heirateten. Und nach vielen Tagen und Nächten bekamen sie Kinder: zweimal neun, dreimal sieben, neunmal drei. Und ihre Nachkommen zerstreuten sich über die ganze Erde, bis in unser Land, bis nach Celebes.

    Legenden aus dem Fernen Osten

    Buddha und der Elefant

    BUDDHA HATTE an die fünfhundert Jünger. Sechzehn oder achtzehn gehörten zum engsten Kreis. Sein Vetter Devadatta war unter ihnen. Er wollte die Nachfolge des Erhabenen antreten. Dem Meister aber enthüllte sich alles Verborgene. Er bestimmte einen anderen. Da sann Devadatta auf Mord. Er wollte sich nicht selbst mit dem Blut des Asketen Gotama beflecken. Er bat den Sohn des Königs, den Mordbefehl zu geben. Er bezichtigte den Buddha, eine falsche Lehre zu verbreiten. Der Prinz gab den Befehl. Aber die zwei, die vier, die acht, die sechzehn Männer, denen die Tat aufgetragen wurde, befiel Angst, Zittern und Erstarrung, sobald sie den Erhabenen von Angesicht zu Angesicht sahen. Gotama redete zu einem jeden von ihnen. Er verkündete ihnen die Lehre der Buddhas, und sie erkannten und bekannten ihre Schuld. Sie suchten Zuflucht beim Erhabenen, bei der Lehre, in der Gemeinde der Mönche. Da sagte Devadatta: »Ich selbst werde den Asketen Gotama ums Leben bringen.« Der Erhabene ging gerade im Schatten des Berges Giyhakuta (Geierspitze) spazieren. Devadatta bestieg den Gipfel der Geierspitze und warf einen mächtigen Felsblock auf den Weg des Buddha. Da neigten sich zwei Bergspitzen zueinander und fingen den Felsblock auf. Nur ein Splitter
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