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Das Haus Zeor

Das Haus Zeor

Titel: Das Haus Zeor
Autoren: Jacqueline Lichtenberg
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zurückließen … als würde seine Seele aus seinem Körper heraus, in einen riesigen, schwarzen Abgrund gesaugt!
    Er wehrte sich, versuchte, sich loszureißen, sein Messer hochzubekommen. Aber jeder Sime kann die Kraft von zehn Gens aufbieten. Valleroy war gelähmt. Nur sein Wille konnte dem gewaltsamen Abgleiten seiner Lebenskraft – sicher bis zum Tod – widerstehen.
    Er widerstand. Mit allem, was er aufbieten konnte, bemühte er sich, diesem entsetzlichen Ausströmen Herr zu werden. Für eine Sekunde dachte er, er habe diese Strömung bewältigt und Kontrolle über sie erlangt. Aber dann brach sie wieder aus und riß ihn in einer steigenden Flut sprühenden Schreckens mit sich.
    Das letzte, woran er sich erinnerte, war Klyds Stimme, die besorgt seinen Namen rief … Wieder … und wieder … und wieder …

 
Der Arensti-Wettbewerb
     
     
     
    Valleroy spürte, daß er auf etwas Hartem, jedoch warm und trocken lag.
    Ein scharfes Stechen an den Nasenlöchern. Krankenhaus.
    Warmes Licht spielte auf seinen Lidern. Dann eine Stimme, leise, aber auf eine durchdringende, fast hypnotische Art beharrlich. Eine besondere Stimme, die sich in seinen Verstand hineinzusaugen und eine unbestreitbare Wahrheit in sich zu tragen schien. „Sie können jetzt aufwachen. Sie sind sicher. Sie sind bei Freunden.“
    Klyds Stimme. Es war Klyds Stimme – aber, erinnerte sich Valleroy verschwommen, ich darf ihn nicht erkennen.
    Vorsichtig öffnete er die Augen, blinzelte in das helle Sonnenlicht, das durch ein offenes Fenster strömte und von polierten Schränken spiegelte. Sonnenlicht? Er mußte mehr als zehn Stunden statt nur drei weggetreten gewesen sein!
    Er dachte daran, aufzustehen zu versuchen, aber er konnte sich nicht bewegen. Sein ganzer Körper war eine Ansammlung von Schmerz, der ihn schwächte.
    Ein schlankes Mädchen ging, um die Vorhänge zu schließen, was den Raum in erträgliches Dämmerlicht tauchte.
    Jetzt sah Valleroy, daß sich auch andere Simes neben den Gens im Zimmer aufhielten. Es war schwer, die Simes von den Gens zu unterscheiden, wenn ihre Unterarme nicht wie die Klyds entblößt waren. Seine Blicke hefteten sich auf Klyds Arme und Hände. Er brauchte seine Reaktion nicht vorzutäuschen. Er hatte Sime-Tentakel noch nie wirklich so nahe gesehen, und die Realität ließ seine Haut kribbeln.
    Sechs Tentakel an jedem Unterarm, zwei »Vordere« an der Oberseite, zwei »Hintere« an der Unterseite und kleinere, außer beim Selyn-Transfer stets eingezogene »Seitliche« an jeder Seite. Zusammengezogen lagen sie wie Taue aus knorrigem Muskel vom Ellenbogen bis zum Handgelenk an den Unterarmen. Doch ausgestreckt waren sie wie perlgraue Schlangen, biegsam, muskulös und hypnotisch faszinierend.
    Als Valleroy darauf starrte und sein Herz immer schneller klopfte, zog Klyd seine Tentakel ein und verlagerte das Glas, das er an seine Finger hielt. Dann bot er die schillernde Flüssigkeit an. „Trinken Sie dies. Sie werden sich bald besser fühlen, obgleich Sie uns eine schwere Nacht bereitet haben.“
    „Wer sind Sie?“
    „Sectuib Klyd Farris vom Haushalt Zeor. Ich habe Sie bewußtlos im Dreck gefunden und Sie in der Hoffnung hierhergebracht, Sie retten zu können. Bitte akzeptieren Sie meine Gastfreundschaft.“ Er hielt das Glas wieder hin, wobei er die Lippen seines Gesichts mit der knappesten Andeutung eines Lächelns erweichte.
    Valleroy zögerte noch einmal, bevor er die Hand ausstreckte, um das Glas zu nehmen. Aber selbst wenn es ihn tötete, wäre es eine willkommene Erleichterung gewesen, deshalb nahm er das Glas und murmelte einen passenden Dank auf Simelisch. Dies ließ die Augenbrauen aller Anwesenden nach oben schnellen, hielt das Sime-Mädchen, das die Vorhänge geschlossen hatte, jedoch nicht davon ab, heranzukommen und Valleroy zu helfen, sich zum Trinken aufzusetzen.
    Während Valleroy den scheußlich schmeckenden Trank hinunterwürgte, bemerkte er, wie gut die Szenerie arrangiert war. Simes und Gens vermischten sich ungezwungen, als sie sich an die Arbeiten machten, das Behandlungszimmer aufzuräumen. Die Botschaft war anschaulich klar – diese Simes töteten keine Gens. Es existierte sehr wenig anderes im Zimmer, das er nicht verstehen konnte. Es gab Arbeitsbänke und mit seltsamen Gegenständen und sonderbar geformten Behältnissen gefüllte verglaste Schränke. Er sagte: „Ich habe von Orten wie diesem gehört, doch nie wirklich geglaubt, daß es sie gibt. Ihr seid – Kanäle?“
    „Manche
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