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Das Haus Zeor

Das Haus Zeor

Titel: Das Haus Zeor
Autoren: Jacqueline Lichtenberg
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von uns, ja.“ Klyd machte eine Handbewegung, die Tentakel sorgfältig eingrollt. „Trinken Sie es ganz aus, Mr … .?“
    „Valleroy. Hugh Valleroy.“
    „Darf ich Sie Hugh nennen?“ Klyd hakte ein Knie lässig über die Ecke des fahrbaren Tisches, auf dem Valleroy lag.
    „Du hast mein Leben gerettet. Ich nehme an, das berechtigt dazu.“
    „Die Verpflichtung liegt bei mir“, sagte Klyd gewichtig. „Du sprichst Simelisch?“
    „Nur ein bißchen.“ Und das ist wahr genug, dachte Valleroy. Bis auf das Verhören von Gefangenen hatte er die Sprache privat seit dem Tod seiner Mutter nicht mehr gesprochen. Und davor nur in geheimen Augenblicken, wenn sie allein gewesen waren.
    „Evahnee spricht ein wenig von deiner Sprache.“ Klyd deutete auf das Sime-Mädchen, das die Vorhänge geschlossen hatte. „Ich werde sie für dich sorgen lassen, bis es dir wieder gut genug geht, um aufbrechen zu können.“
    „Sectuib“, rief einer der herankommenden Gens. Er war ein weißhaariger Teddybär von Mann, alterslos, so wie Valleroy sich immer seine unbekannten Großväter vorgestellt hatte.
    „Was ist los, Charnye?“
    „Sectuib, du solltest jetzt gehen. Du hättest vor Stunden gehen sollen!“
    „Das hast du oft genug gesagt. Die ganze Nacht. Aber ich werde hier gebraucht.“
    „Nicht mehr. Denrau muß inzwischen furchtbar besorgt sein. Du bist mehr als neun Stunden überfällig!“
    „Zehneinhalb. Aber ich fühle mich okay.“
    Mit einem kurzen Bellen leichten Spotts ergriff Charnye eine von Klyds Händen und zeigte auf die »Seitlichen«, die Tentakel an den Seiten seines Arms. „Sieh nur!“
    Valleroy konnte nichts Eigenartiges sehen, aber offenbar konnten das die anderen, denn die Angelegenheit brachte Klyd in Verlegenheit. Der Kanal zerrte seinen Arm wieder frei und vergrub ihn in den Falten seines Umhangs. „Ich weiß, aber …“
    „Geh, Klyd. Du hast im letzten Monat eine schlechte Zeit durchgemacht. Du bist dir selbst etwas schuldig. Nach mir ist Denrau der beste Gefährte in Zeor. Du solltest ihn nicht warten lassen.“
    „Du gibst mir keine Befehle, Naztehr.“
    „Ich tue es, wenn du die Not hast! Warum bist du denn noch hier? Du benimmst dich so schuldbewußt, als hättest du ihn selbst ausgebrannt!“
    Valleroy sah, wie sich Klyd dabei versteifte, doch der Sime überdeckte es mit einem Lachen. „Sei nicht lächerlich! Habe ich jemals irgend jemandem weh getan?“
    „Ich habe nicht gesagt, daß du ihn ausgebrannt hast. Ich habe gesagt, du benimmst dich, als hättest du es getan. Du kannst nicht einmal mehr richtig zuhören. Du solltest gehen.“
    Klyd erhob sich, als schmerze ihn jedes Gelenk. „Charnye, ich fühle mich verantwortlich, weil es innerhalb der Grenzen von Zeor geschehen ist. Unsere Lage ist ohnehin schon prekär. Ich möchte diesen Gen nicht verlieren. Er könnte der Schlüssel für die Vorbeugung von Gen-Überfällen von jenseits des Flusses sein. Aber wenn er stirbt …“
    „Er schwebt nicht mehr in Gefahr … obwohl es wirklich ein Wunder ist.“
    „Stimmt.“
    „Also gehst du. Du bist auch für uns verantwortlich, denk daran. Wir werden morgen deine Kraft brauchen.“ Er blickte zum Fenster. „Heute, meine ich.“
    „Evahnee“, rief Klyd. „Kümmere dich gut um unseren Gast.“ Zu Valleroy lächelte er hinunter und sagte auf Englisch: „Sie ist kein Kanal, aber trotzdem vertrauenswürdig. Du wirst während des nächsten Monats sehr feldschwach sein, was bedeutet, daß du einen Sime nicht dazu verlocken könntest, dich anzugreifen, selbst wenn du das wolltest. Ruhe sicher bei uns.“ Er schritt davon, ohne einen Blick zurückzuwerfen, jetzt offenbar in Eile, da er gehen konnte.
    Aha, dachte Valleroy, ein wenig überrascht über seine Fähigkeit, der Unterhaltung zu folgen, Klyd hatte letzte Nacht die Not gehabt! Kein Wunder, daß er nervös gewirkt hatte! Selbst die Kanäle, die Selyn von einem Gen nehmen konnten, ohne zu töten, und es dann in einen gewöhnlichen Sime »kanalisierten«, damit dieser Sime nicht das Bedürfnis empfand zu töten – selbst ein Kanal erfuhr ein persönliches Bedürfnis nach Selyn, der Lebensenergie, die nur ein Gen-Körper produzierte. Und wenn ein Kanal »die Not hatte«, war er sogar noch gefährlicher als ein gewöhnlicher Sime – für jeden außer den sehr qualifizierten Gefährten. Valleroy schätzte sich glücklich, noch am Leben zu sein!
    Die Bediensteten rollten seine Liege in ein Privatzimmer. Als sie ihn behutsam auf das Bett
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