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Das Haus der glücklichen Alten

Das Haus der glücklichen Alten

Titel: Das Haus der glücklichen Alten
Autoren: Valter Hugo Mae
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Waffen, die sich miteinander verbanden, als sie Kabel über meinen Körper legten, mit Halterungen für Nadeln und Tropfe, und mit Kugeln, die wie Tee kochten. Dort liefen kleine Schläuche in unterschiedlichen Farben entlang, und einer der Männer hatte eine Kopfleuchte, als wolle er ein Bergwerk erkunden, und sie sahen sich ein paar große Blätter an, diskutierten, wie sie das beste Ergebnis erreichen konnten, und beobachteten heimlich mein Gesicht und meine Augen, sie kamen ganz nahe, als suchten sie nach etwas. Jemand begrüßte Senhor Medeiros. Er stand an einer Stelle, wo ich ihn nicht sehen konnte, aber ich hörte, dass er sich recht überschwenglich mit Senhor Medeiros unterhielt. Eine Frau fing nun an, ein paar Knöpfe zu drücken, sie tippte auf einer Tastatur und stellte mehrere Schalter ein. Plötzlich flammte ein Feuerblitz auf, und ein anderer Mann sagte zu ihr, Vorsicht, sonst steckst du hier noch einmal alles in Brand, und sie entschuldigte sich und sagte, der Rhythmus müsse bei mir angepasst werden, ich würde zu viel vertragen. Jemand pflichtete ihr bei, dass ich ja vielleicht wirklich zu viel vertrage, und eine andere Frau widersprach, aber nicht doch, er braucht es wirklich, er bewegt sich nicht, er redet nicht mal, es ist dringend, ein dringender Fall. Und damit sie sich wieder beruhigten, stellte jemand fest, ich würde tatsächlich nicht so viel vertragen wie der andere, und ich hatte keine Ahnung, wer der andere sein konnte. Jetzt haut der Rhythmus besser hin. Es wird gut laufen, versicherte er. Er beugte sich über mich und sagte, alles wird gut, alles ist gut. Ich sah, wie sie über mir einen unglaublichen Apparat von Maschine aufbauten, wie ich ihn noch nie gesehen hatte, er ragte hinauf bis zur Zimmerdecke, die nicht niedrig war, nahm das ganze Zimmer ein und reichte sogar über Senhor Medeiros und bis hin zur Tür, überall hatte sie ineinanderverschlungene Schlaufen und Drähte und weiß ich was für Kinkerlitzchen, und als Füße für dies sonderbare Gerät bauten diese verrückten Wissenschaftler irgendwelche Gelenkeisen zusammen, die wie O-Beine aussahen. Ich sah, dass sie die Aufgaben genau verteilt hatten und sich jeden Augenblick ablösten, damit alle irgendetwas taten, was dieses Etwas ein wenig erbeben ließ, in einer tiefen, dröhnenden Stille, die scheinbar immer lauter wurde, bis sie explodierte wie eine Bombe.
    In diesem Augenblick musste ich schreien. Ich musste sagen, dass ich bereute, dass ich nicht ohne Metaphysik enden wolle, dass man mich mit Metaphysik und als Portugiese beerdigen solle. Ich bereute den Faschismus und dass ich ein dummes Schaf gewesen war, lammfromm so nah am Gewissen, wobei ich genau wusste, was das Wertvollste ist, das der Mensch besitzt, und trotzdem setzte ich mich immer wieder darüber hinweg und entschied mich lieber für die Sicherheit der herrschenden Heuchelei. Ich musste schreien, ich wolle als Portugiese sterben, ich wolle Portugiese sein, mit aller Unmündigkeit, die das bedeute, weil ich ein Dreckskerl sei und Strafe verdient hätte, ich hätte aus meiner Heimat ein Land mit Leuten voll Misstrauen gemacht und durchaus kein einiges Volk. Ich wolle ganz sterben. Ein Haufen aus niedergestürzten Haut- und Fleischteilen, aber noch vollständig, mich meiner schämend, dass ich ein Mitläufer war, stolz auf mich, weil ich alles durchschaut habe. Denn ich musste mit vollem Bewusstsein sterben, jede Minute der Zeit erinnern, die ich mit meiner Laura verbrachte, und erinnern, wie das Leben nur um sie und die Familie kreiste, wie ich glaubte, ein Mann müsse so sein, so wie mir die Staatsbürgerschaft genügte und ich nichts wissen wollte von Bürgerrecht, Grundmauer der Liebe. Sie sollen mir nicht das Bewusstsein der Liebe nehmen und das ihres Verlustes!
    Am Morgen danach, heute, stehen die Fensterläden offen, ruhiges Licht dringt ins Zimmer, und ich fühle mich wohl. Das ist das Hochgefühl vor dem Tod, mit Sicherheit. Dieser barmherzige Augenblick, in dem es uns alles von oben sehen lässt, wer weiß, um uns zu verstehen, um uns den Rest zu geben, bevor alles vorbei ist. Die ganze Nacht war ich im Fegefeuer des Wunschtraums, und ich bin aufgewacht, um in den flüchtigen Strudel der Erinnerung einzutauchen, alles zurückzugewinnen, mich an alles zu erinnern, als verdichte sich das Leben in ein paar Minuten. Jetzt kamen Américo, der europäische Silva und Anísio, sie umringten mein Bett, erwiesen mir kleine Aufmerksamkeiten und zeigten sich
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