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Das Haus der glücklichen Alten

Das Haus der glücklichen Alten

Titel: Das Haus der glücklichen Alten
Autoren: Valter Hugo Mae
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Büchergeschichten, die finden sich an jeder Ecke. Anísio lächelte. Er sah sich eingeengt, an Händen und Füßen gefesselt von dieser Frau, die ständig sanft blieb, aber nur zu ihm. Ich hielt mich zurück. Ich sagte, ich muss an die frische Luft. Ich stand auf, und da kam Américo und sagte, Senhor Pereira sei gerade gestorben.
    Ich stand von Anísios Bett auf, von dem Rand, auf dem wir immer saßen, wenn wir uns besuchten. Ich bekam keine Luft, weil mich das Gespräch quälte, weil mich die Enttäuschung quälte, dass diese Frau da war und alles verdarb, und ich machte mich schon auf den Weg, um wie gewohnt bei mir, in meinem Zimmer, zu trauern. Da sah ich, dass, nachdem er leise angeklopft hatte, Américo hereinkam. Er trat mit der düsteren Miene eines Mannes ein, dessen Amt es war, uns zu betrüben. Ich setzte mich wieder hin. Américo sagte, ihr sollt es von mir erfahren, und versucht bitte, ruhig zu bleiben, so traurig es ist. Ich bin auch sehr traurig. Dona Glória do Linho rief, ach, mein Gott, wer ist es denn diesmal? Dann antwortete Américo, und sie fühlte sich erleichtert, weil sie nicht das Geringste für Senhor Pereira übrighatte. Aus einem grausamen Grund war die Anwesenheit dieser Frau die größte Respektlosigkeit, die man gegen Senhor Pereira, unseren Freund, in dem schweren Moment, da wir ihn verloren hatten, begehen konnte. Ich weinte draußen auf dem Korridor. Américo stützte mich am Arm und weinte ebenfalls.
    Als der europäische Silva es erfuhr, kam er zu mir. Ich konnte nicht mit ihm sprechen, weil ich keine Luft bekam. Die Schwester versuchte mich mit Sauerstoff zu beruhigen und bat darum, mich allein zu lassen. Ich gab Américos Hand nicht frei. Sosehr sie ihn loswerden wollte, ich gab Américos Hand nicht frei. Doktor Bernardo telefonierte gerade mit Elisa. Ich verbot, dass man einen Pfarrer holte. Wenn ich sterben müsste, sagte ich, sollten sie für mich nicht um einen Platz im Himmel bitten. Ich hasste den Himmel. Ich wollte, dass der Himmel über unseren Köpfen einstürzt, selbst wenn sein gezähntes Maul weit aufgerissen wäre, um mich zu beißen. Américo gab mich nicht frei. Das war entscheidend dafür, dass es mir gelang, mich überraschend schnell zu beruhigen.
    Dann gestand ich ihm, ich brauchte diesen Rest an Einsamkeit, um etwas über diesen Rest an Gesellschaft zu lernen. Dieser Lebensrest, Américo, den ich schon für übertrieben lang, für eine Verirrung gehalten hatte, hat mir die Freunde hier eingebracht. Und ich, der Freundschaft nie verstanden hat, der nie Solidarität erhofft hatte, allenfalls ein Nebeneinander, einen gewissen Gehorsam, den Zustand eines Schafs. Ich brauchte diesen Rest an Einsamkeit, um etwas über diesen Rest von Freundschaft zu lernen. Heute bedaure ich meine Laura, weil sie mich nicht überlebt hat und in ihren Schmerzen keine fast unerforschlichen Wege zu neuen Wirklichkeiten fand: zu den anderen. Die anderen, Américo, rechtfertigen das Leben ausreichend, und das wollte ich nie sagen. Ich habe immer alles für Laura und die Kinder gegeben. Ich habe mich viel zu sehr für mein nächstes Umfeld verausgabt, und ich hätte weitergehen können. Heute sterbe ich nicht, Junge, ich sterbe nicht, bevor ich nicht Senhor Pereira zum Friedhof begleitet habe. Sag Doktor Bernardo, er soll seine Psychologie und seine Ängste auf den Müll werfen, ich will nur sehen, wie mein Freund unter die Erde kommt, weil ich meinen Freund danach nie wiedersehen werde.
    Mit der Schuhsohle konnte ich ein Stück Wolke von der Statuette der Heiligen Jungfrau von Fátima abschlagen. Es war ein ebenso blaues und vollkommen gezeichnetes Wolkenstück wie eine Kuchenglasur, dafür aber für die Ewigkeit. Es hatte eine heitere Farbe, eine Himmelsfarbe. Ich packte das Keramikstückchen ein und wollte es für Senhor Pereiras Sarg mitnehmen. Es mussten nicht unsere Täubchen sein, die so viel geflogen waren, bis sie den Heimweg vergessen hatten. Mir genügte dieses Stück Wolke, ein bisschen so etwas wie ein Spiel, um ihn an mich zu erinnern und ihm etwas von mir zu Füßen zu legen, das mich an jeden Moment erinnerte, das die Ungeheuer besiegen und noch lange in der Welt sein würde. Wenn es keinen Himmel gibt, Senhor Pereira, dann kann ich Ihnen hier noch etwas schenken, das nicht so schnell vergeht, auch wenn es tief im Dunkeln begraben ist. Mariechen war sich gleich geblieben, unglaublich gleich, dass ich schon zu erwarten schien, dass sie sich bewegte, dass sie sich zu so
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