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Das Haus der glücklichen Alten

Das Haus der glücklichen Alten

Titel: Das Haus der glücklichen Alten
Autoren: Valter Hugo Mae
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durch die Tür, auf die Schwester gestützt, an der Wand entlang. Wir verließen Esteves’ Zimmer wie zwei lächerliche, besiegte Krieger. Das ist Teufelswerk, und ich antwortete, Sie hatten recht, Senhor Pereira, Sie hatten völlig recht. Er weinte immerzu und sagte mehrmals, wir sind in Gefahr. Wir sind alle in Gefahr. Während wir die Treppen hinunterstiegen, verbreitete sich ein strenger Geruch, und die Schwester fragte, was zum Teufel nur habt ihr gesehen, als ihr da gehockt habt, ihr Dummköpfe, was zum Teufel sollte dort sein? Ich glaubte, ich würde einen Herzanfall bekommen. Etwas in meiner Brust pochte hartnäckig, als suchte es nach einer Möglichkeit, sich einen Weg aus meinem Körper zu bahnen. In diesem Moment sagte ich, Dona Carminho, ich glaube, mir bleibt das Herz stehen. Wir setzten uns auf die Treppe. Die kalte Treppe ließ mir kalte Schauer über den Rücken laufen, und ich wurde ohnmächtig. Ich hörte noch, wie Senhor Pereira sagte, mein Freund, er stirbt!

21 Ich brauchte diesen Rest Einsamkeit,
um etwas über diesen Rest an
Gesellschaft zu lernen

    Der Spanier Enrique erzählte, in der Nacht seien ein paar Männer in sein Zimmer eingedrungen, sie hätten Senhor Medeiros begrüßt, der bewegt und vertrauensvoll mit ihnen gesprochen habe, und danach hätten sie einen sonderbaren Apparat über ihm aufgebaut, mit Kabeln und Schläuchen, Bildschirmen und Computerzeug, wie Tastaturen etwa, und sogar mit Farbnäpfchen und Reagenzgläsern, in denen chemische Präparate dampften. In der Nacht seien die Männer aufgetaucht, und sie hätten ausgesehen wie Geheimwissenschaftler, von denen niemand etwas wusste, und sie hätten eine schreckliche Maschine aufgebaut, die Portugiesen in Spanier verwandelt. Er will ihnen nachdrücklich erklärt haben, dass er Portugiese sei, dass er sich als Portugiese wohlfühlt und keinerlei Unterstützung braucht, um rauszukommen aus diesem Land, das Land wegzuwerfen und ein anderer zu werden. Aber die Männer hätten nichts von seinem nachdrücklich geäußerten Willen wissen wollen, es wäre ihre Aufgabe von Amts wegen gewesen, die Bürger davon zu überzeugen, die Lebensweise des Nachbarlands hochzuschätzen, wobei sie auf seine faszinierende Geschichte hinwiesen sowie darauf, dass es als Geburtshelfer unserer Nation gewirkt hat, und sie sollen sogar an die sechzig Jahre erinnert haben, als es schien, der Traum von der Heimkehr ins gemeinsame Vaterhaus hätte sich vollendet. Es sollen sehr entschlossene Männer gewesen sein. Sie hätten nicht einsehen wollen, dass es gegen eine solch grandiose Umgestaltung Widerstand geben könnte. Enrique aus Badajoz will darauf bestanden haben, dass Badajoz eine urportugiesische Stadt sei, und er hat wohl aus Leibeskräften geschrien, während ihm Senhor Medeiros konkrete Anweisungen für den Tod gegeben hätte. So soll es sich in dieser Nacht und in vielen Nächten zuvor zugetragen haben, Esteves’ früheres Zimmer würde für die absonderlichsten Experimente der Männer benützt, die Maschinen zu dem Zweck erfinden, den Tod der Heimgäste zu beschleunigen. Senhor Medeiros, der nie sterben würde, soll einen merkwürdigen Teufelspakt abgeschlossen haben.
    Dona Glória do Linho, die sich zum ersten Mal im Leben verliebt hatte, ohne dass man wusste, ob es überhaupt zu Sex oder auch nur zu einem heißeren Kuss gekommen war, wollte nicht die Gelegenheit versäumen, eine Amour fou zu erleben. Darum benahm sie sich, als würde sie Stare aus ihrem Kirschgarten verjagen. Das Sprechen fiel mir schwer, vor allem, weil ich so beunruhigt und betrübt war, und sie unterbrach meinen Bericht mit den Worten, ja, ja, das ist wahr, das ist ein Problem. Damit wollte sie sehen, ob ich die Geschichte als beendet ansah und mich von Anísio fernhielt. Dona Glória do Linho, ein Zwickel von einer Frau, hatte sich noch nie so als Eigentümerin gefühlt wie in Anísios Minimuseum, und sie gewöhnte sich schnell an die Vorstellung, diese Dinge wären ein Geschenk des Himmels. Ich hielt mich etwas zurück. Ich fragte nur, und Ihr Buch, Anísio, wie steht es mit Ihrem Buch über alte Kunst? Er antwortete, so viel habe ich nicht mehr geschrieben, aber ich mache mich schon wieder an die Arbeit, ja, das tue ich. Dann fragte er, und Ihre Gedichte? Ich sagte, nichts, ich bin kein Dichter. Sie mischte sich ein und fügte hinzu, das ist kein Leben, wenn man seine Nase immer nur in Bücher steckt, man muss auch spazieren gehen. Spazieren gehen, weil, die guten
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