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Das Haus der bösen Mädchen: Roman

Das Haus der bösen Mädchen: Roman

Titel: Das Haus der bösen Mädchen: Roman
Autoren: Polina Daschkowa
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auf der Datscha geschildert, ihre eigene Flucht von dort und die nachfolgenden Ereignisse – das alles mit einer merkwürdigen Heiterkeit, als erzählte sie eine Filmkomödie nach.
    Borodin unterhielt sich noch immer mit ihr, als Kossizki ihn auf dem Handy anrief und ihm mitteilte, dass er für Solodkin den Notarzt rufen musste.
    »Entzug«, erklärte er, »und eine heftige seelische Erschütterung. Ljussja ist seine Tochter. Von dem Mord wusste er nichts.«
    »Er muss die Adresse kennen«, sagte Borodin hastig und leise, »er hat Videoaufnahmen gemacht, du musst unbedingt die Kassetten finden.«
    »Die sind weg. Zwei Mädchen waren hier, blonde Zwillinge um die achtzehn. Die Haushälterin behauptet, nur sie könnten die Kassetten genommen haben. Solodkin hat im Augenblick eine Sprachstörung. Der Arzt sagt, er kann erst in vierundzwanzig Stunden vernommen werden. Er hat deutlich ›Lobnja‹ gesagt, mehr war nicht zu verstehen.«
    »Dann ruf sofort dort an, beim dortigen Revier.« Borodin hob die Stimme. »Gib eine Beschreibung der beiden Mädchen durch und ihr ungefähres Alter. Ich habe schon eine Anfrage ans Informationszentrum geschickt, aber bislang ohne Erfolg.«
    »Ich hab schon dort angerufen. In einer Stunde wollen Sie Bescheid geben.«
    »Gut. Wo bist du jetzt?«
    »Im Auto. Auf dem Weg nach Lobnja.«
    »Was hast du vor?«
    »Das entscheide ich vor Ort. Ich denke, wir sollten Mama Isa vernehmen und das Haus überwachen lassen.«
    »Ja, richtig. Andere Möglichkeiten sehe ich vorerst nicht. Den Durchsuchungsbefehl faxe ich an das Milizrevier in Lobnja. Nimm ein paar Leute von dort mit.«
    »Xenia, ich habe eine unangenehme Nachricht für Sie«, sagte Borodin und legte das Telefon beiseite. »Ihr Mann wurde ins Krankenhaus gebracht. Mit schweren Entzugserscheinungen.«
    »Ist er in Lebensgefahr?«, fragte sie ohne jede Erregung. »Die Ärzte sagen nein.«
    »Gott sei Dank. Vielleicht hat er noch einmal Glück. Und wird geheilt. Wahrscheinlich sollte man seine Mutter benachrichtigen? Sie macht gerade Urlaub in Südfrankreich.«
    »Ja, auf jeden Fall. Wie ist sie zu erreichen?«
    »Per Mobiltelefon. Rufen Sie sie an?« Xenia sah Borodin kläglich an. »Ich schreibe Ihnen die Nummer auf.«
    »Gut.« Borodin nickte. »Ich rufe an und bitte sie, herzukommen. Gehen Sie jetzt nach Hause?«
    »Nein.« Xenia schaute rasch auf die Uhr. »Ich will jemanden besuchen.«
    »Wo?«
    »Sie meinen, dieser Bastard ist noch immer hinter mir her?« Sie lachte nervös. »Wollen Sie mir Leibwächter mitgeben?«
    »Ich möchte wissen, wo Sie sich befinden, solange der Täter nicht gefasst ist. Hier ist meine Karte, da steht meine Handynummer drauf. Rufen Sie mich an, wenn Sie wieder zu Hause sind. Egal, wie spät es ist.«
     
    Radtschenko keuchte und schnaufte, sein rundes Gesicht war schweißnass.
    »Wo rennen wir denn hin?«
    »Wir sind gleich da. Einen Augenblick, ich muss jemanden anrufen.« Ohne stehenzubleiben, griff Warja zum Telefon und wählte Pnyrjas Nummer.
    »Bist du allein?«, rief sie in den Hörer.
    »Ja, aber ich fahre gleich zum Flughafen. Ich muss zu meiner Schwester nach Woronesh.«
    »Warte auf mich, ich bin ganz in der Nähe. Ich bin in einer Minute da, lass das hintere Tor aufmachen.«
    »Mit wem haben Sie eben gesprochen?« Radtschenko sah Warja misstrauisch an. »Hören Sie, ich komme nicht mit. Hier, nehmen Sie das Geld – und auf Wiedersehen. Sie haben schon genug angerichtet. Ihr Vollstrecker hat ein Kleid geklaut und wurde gesehen.«
    »Wer hat ihn gesehen? Wo?«
    »Ein alter Sack in Zivil kam in die Einkaufsgalerie gerannt und hat mich mit Fragen über dieses blöde Kleid gelöchert. Die Verkäuferin hatte mich zwanzig Minuten vor der Explosion auf dem Handy angerufen und nach einem Preisnachlass dafür gefragt. Und dann hat dieser alte Sack das Kleid gesehen, er hat es ziemlich genau beschrieben, er wusste sogar den Preis und die Größe, verstehen Sie?«
    »Noch nicht«, bekannte Warja. »Seien Sie nicht so nervös, wir klären das an Ort und Stelle. Da können Sie alle Ihre Vorwürfe loswerden, bei mir sind Sie damit an der falschen Adresse. Ich soll Sie bloß hinbringen.«
    »Wohin? Warum so kompliziert?«
    »Weil Sie verfolgt werden!«, rief Warja gereizt. »Weil Sie sich irgendwie verdächtig gemacht haben. Wenn ich jetzt das Geld von Ihnen nehme, werden wir beide verhaftet!«
    »Von wem? Hier ist kein Mensch!«
    Er hatte recht. Sie liefen eine schmale Allee im Sokolniki-Park entlang, und es
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