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Das Haus auf den Klippen

Das Haus auf den Klippen

Titel: Das Haus auf den Klippen
Autoren: Mary Higgins Clark
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Immobilienfirma. Elaine hat uns
das erste Haus angeboten und schwört darauf, sie hätte einen
phantastischen Ersatz parat. Hoffentlich ist Adam der gleichen
Meinung.«
»Wenn du also in diesem Fall hinfährst…«
»Jane, falls wir wirklich fahren, recherchiere ich für ein neues
Buch in der David-Serie. Ich hab schon so viel von Adam über
das Cape gehört, daß ich die nächste Geschichte vielleicht dort
spielen lasse.« David war die zehnjährige Hauptfigur in einer
Romanreihe, die Menley zu einer bekannten Kinderbuchautorin
gemacht hatte.
»Ich weiß, daß ich dich damit um einen Gefallen bitte, Menley, aber die besondere Art, wie du den historischen Hintergrund
einarbeitest, ist das, was ich für eine Story brauche«, plädierte
die Redakteurin.
Als Menley eine Viertelstunde später auflegte, hatte sie sich
dazu überreden lassen, einen Artikel über Cape Cod für die Travel Times zu verfassen.
»Ach, ja, Hannah«, sagte sie, während sie der Kleinen einen
letzten sanften Klaps auf den Rücken gab, »Jane hat mir nun
mal vor zehn Jahren meine erste Chance gegeben. Richtig? Es
ist das Mindeste, was ich tun kann.«
Hannah aber schlief bereits zufrieden auf ihrer Schulter. Menley ging gemächlich zum Fenster hinüber. Die Wohnung im
siebenundzwanzigsten Stock an der East End Avenue gewährte
einen spektakulären Blick auf den East River und die Brücken,
die ihn überspannen.
Daß sie nach dem Verlust von Bobby aus Rye wieder nach
Manhattan zurückgezogen waren, hatte ihr geholfen, nicht völlig
durchzudrehen. Aber es würde guttun, für den August wegzukommen. Nach dem ersten schrecklichen Angstanfall hatte ihre
Frauenärztin sie ermutigt, sich in psychiatrische Behandlung zu
begeben. »Sie haben das, was man ein verzögertes posttraumatisches Streßsyndrom nennt, und das ist nach einer erschreckenden Erfahrung nicht ungewöhnlich, aber es gibt eine Behandlung dafür, und ich würde sie Ihnen empfehlen.«
Sie suchte seither einmal pro Woche die Psychiaterin Dr.
Kaufman auf, und Kaufman unterstützte die Idee, Urlaub zu
machen, voll und ganz.
»Diese Angstphasen sind verständlich und auf lange Sicht von
Nutzen«, erklärte sie. »Fast zwei Jahre lang seit Bobbys Tod
waren Sie in einem Zustand der Verdrängung. Jetzt, da Sie Hannah haben, setzen Sie sich endlich damit auseinander. Machen
Sie den Urlaub. Fahren Sie weg. Machen Sie sich eine gute Zeit.
Aber nehmen Sie Ihr Mittel ein. Und rufen Sie mich natürlich
jederzeit an, wenn Sie mich brauchen. Ansonsten sehe ich Sie
dann im September wieder.«
Wir werden uns eine schöne Zeit machen, dachte Menley. Sie
trug den schlummernden Säugling in das Kinderzimmer, legte
die Kleine hin und wechselte ihr schnell die Windeln und deckte
sie zu. »So, jetzt sei schön lieb und mach ein nettes langes Nikkerchen«, flüsterte sie mit einem Blick in das Kinderbett.
Schultern und Nackenbereich fühlten sich verkrampft an, und
Menley streckte die Arme aus und machte Drehbewegungen mit
dem Kopf. Die braunen Haare, denen Adam die Farbe von
Ahornsirup zuschrieb, tanzten um den Kragen ihres Trainingsanzugs. Solange sie zurückdenken konnte, hatte Menley sich
gewünscht, noch größer zu werden. Doch im Alter von einunddreißig hatte sie sich schließlich mit einer dauerhaften Körpergröße von einem Meter zweiundsechzig abgefunden. Wenigstens kann ich stark sein, hatte sie sich getröstet, und ihr fester,
schlanker Körper war Zeugnis für ihre täglichen Besuche im
Gymnastikraum im ersten Stock des Gebäudes.
Bevor sie das Licht ausmachte, betrachtete sie das Baby. Ein
Wunder, ein Wunder, dachte sie. Sie war mit einem älteren Bruder aufgewachsen, der sie zum Wildfang gemacht hatte. Als
Folge davon hatte sie Puppen stets verachtet und lieber mit einem Football geworfen, als »Mutter, Vater, Kind« zu spielen.
Sie fühlte sich immer in der Gesellschaft von Jungen wohl und
wurde in ihren Teenager-Jahren zur Lieblingsvertrauten und
bereitwilligen Babysitterin ihrer zwei Neffen.
Nichts aber hatte sie auf die stürmische Liebe vorbereitet, die
sie nach Bobbys Geburt überkam und die nun wieder von dieser
vollkommen gestalteten, rundgesichtigen und gelegentlich grantigen Kleinen hervorgerufen wurde.
Das Telefon klingelte, als sie ins Wohnzimmer kam. Das ist
garantiert Adam, und er hat bestimmt versucht, mich zu erreichen, während ich mit Jane gesprochen habe, dachte sie, als sie
zum Apparat eilte.
Es war Adam. »Hallo, mein Lieber«, sagte
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