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Das Haus an der Montego Bay: Roman (German Edition)

Das Haus an der Montego Bay: Roman (German Edition)

Titel: Das Haus an der Montego Bay: Roman (German Edition)
Autoren: Ava Bennett
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hell, wenn ich mich nicht täusche, und Vater, gut, er hat dunkles Haar, aber er ist auch kein Schwarzer. Großmutter, sprich doch endlich!«
    Grandma ließ sich auf einen Stuhl fallen. »Glaube mir, mein Kind, du sollst einmal alles erfahren, was deine Familie betrifft. Bitte, hab Geduld bis zu deinem einundzwanzigsten Geburtstag!«
    Valerie hob abwehrend die Hände. »Warum, Grandma? Warum soll ich warten? Glaubst du, ich bin nicht reif genug? Ich bin achtzehn Jahre, und ich bin stark. Ganz gleich, was ich erfahren werde, es bringt mich nicht aus der Fassung. Aber ich möchte, sollte ich noch einmal von einer dummen Gans wie Misses Fuller derart auf den Prüfstand gestellt werden, eine Antwort parat haben. Und wenn ich ihr erwidern müsste: Ja, ich bin ein Mischling, so ist mir das tausendmal lieber, als unwissend zu bleiben.«
    Valerie blickte ihre Großmutter flehend an, als diese sich erhob und langsam zur Anrichte hinüberging. Zum ersten Mal wurde Valerie Zeugin, wie die stolze Haltung der Großmutter vor ihren Augen in sich zusammenfiel. Sie ging gebückt und wirkte wie eine alte Frau. Valerie schlug die Hände vors Gesicht. Das hatte sie doch nicht gewollt.
    »Grandma, es tut mir leid. Ich habe kein Recht, so in dich zu dringen. Es war nur mein Zorn auf James und seine Familie …«
    Grandma wandte sich zu ihr um. Sie wirkte bleich und schwach. »Nein, Valerie, du irrst. Natürlich hast du ein Recht, alles über deine Familie zu erfahren. Ich war als junge Frau genauso wie du. Glaub es mir. Ungestüm, leidenschaftlich und ungeduldig! Mein Begleiter in schweren wie in guten Zeiten war dieses Buch. Zum Teil war es mein einziger Vertrauter. Wie eine gute Freundin. Dann gab es ein Ereignis in meinem Leben, da habe ich aufgehört zu vertrauen, selbst diesem Buch nicht mehr. Doch vor vielen Jahren, nachdem deine Eltern gestorben sind, habe ich schonungslos alles niedergeschrieben, was ich lieber für mich behalten hätte, um endlich zur Ruhe zu kommen. Danach wurde ich zu der Frau, die du kennst. Nie wieder wollte ich auch nur einen Gedanken an die Vergangenheit verschwenden. Mir konnte keiner mehr etwas anhaben …« Grandma griff in die rechte Schublade und holte ein dickes Buch mit einem braunen Lederumschlag hervor. Sie drückte es an ihr Herz und warf einen entrückten Blick an Valerie vorbei in die Ferne. »Ich habe viele Jahre nicht mehr daran gedacht, und ich habe Angst, dass mich alles wieder überfällt und mich auffrisst wie eine tödliche Krankheit«, murmelte sie.
    Valerie hielt den Atem an. Sie bedauerte zutiefst, darauf gedrungen zu haben, in Grandmas Geheimnisse eingeweiht zu werden. Und zum ersten Mal kamen ihr Zweifel, ob es wirklich besser wäre, wenn sie die Wahrheit um ihre Herkunft kannte. Was, wenn sie dieses Wissen nicht entlasten, sondern eher beschweren würde? Doch nun gab es kein Entrinnen mehr, denn Grandma legte das schwere Buch vor ihrer Enkelin auf den Tisch. »Ich habe nur eine Bitte, mein Kind. Bitte urteile nicht vorschnell über mich und andere. Im Übrigen möchte ich den Weg in die Vergangenheit nicht noch einmal gehen, und sei es nur als deine Begleiterin. Du bist also allein auf dich gestellt. Ich möchte nichts davon wissen. Alle Fragen wird dir dieses Tagebuch beantworten.«
    Erschrocken schob Valerie das Buch von sich weg. »Nimm es zurück! Ich will es nicht. Ich will überhaupt nichts mehr wissen«, stieß sie ängstlich hervor.
    »Nein, mein Kind, nimm es an dich. Es gehört dir. Und wenn du es nicht lesen möchtest, verwahre es in deiner Schublade. Aber von heute an kannst du allein entscheiden, ob du etwas erfahren willst oder nicht. Ich sehe ein, dass es unsinnig wäre, bis zu deinem einundzwanzigsten Geburtstag zu warten. Du musst dich allein entscheiden, ob du dein Herz an James Fuller verschenken möchtest oder nicht …«
    »Hör auf mit James Fuller! Die Entscheidung ist längst getroffen! Ich hasse ihn und will ihn niemals wiedersehen.«
    Ein wissendes Lächeln umspielte Grandmas Mund, und sie strich ihrer Enkelin zärtlich eine Haarsträhne aus dem Gesicht. »Was habe ich dir stets gepredigt? Urteile niemals vorschnell. Und vor allem: Versuche nie, dein Herz zu betrügen.«
    Valerie lief  knallrot an. Es ist zum Verrücktwerden, dachte sie, woher weiß sie, dass er mir nicht gleichgültig ist, geschweige denn, dass ich ihn nicht hasse, sosehr ich mir das auch wünschte?
    Unwirsch griff sie nach dem Tagebuch ihrer Großmutter. »Gut, ich nehme es mit! Aber
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