Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das Haus am Lake Macquarie

Das Haus am Lake Macquarie

Titel: Das Haus am Lake Macquarie
Autoren: Miranda Lee
Vom Netzwerk:
verschieben”, pflichtete der Anwalt ihm energisch bei. “Gerade Ihr Vater hat sich sehr über Ihre Entscheidung gefreut, sich hier in Australien niederzulassen und eine Familie zu gründen. Sie haben ihm sehr gefehlt, als Sie im Ausland gearbeitet haben. Er hatte damals Angst, Sie würden sich dort in eine Frau verlieben und gar nicht mehr zurückkommen.”
    “Das hätte ich niemals getan.” Luke stand auf. “Ich freue mich darauf, Sie und Ihre Frau bei der Hochzeit zu sehen.”
    Auch Harvey erhob sich. “Ich freue mich ebenfalls.”
    Sie gaben einander die Hand, und Luke ging hinaus. Er war erleichtert, die nach dem Tod seiner Eltern notwendigen rechtlichen Formalitäten zumindest vorerst erledigt zu haben. Er hatte so viele Entscheidungen treffen müssen. Doch wer sollte es sonst tun? Schließlich war er ein Einzelkind. Luke hoffte, alles so erledigt zu haben, wie sein Vater es gewünscht hätte. Als er mit dem Fahrstuhl nach unten fuhr, musste er plötzlich wieder an Miss Jessica Gilbert denken. Er fragte sich, wer diese Frau war und wo sein Vater sie kennen gelernt hatte. War sie vielleicht eine ehemalige Angestellte? Die Haushälterin, die damals im Wochenendhaus in Pretty Point für Ordnung gesorgt und nach dem Rechten gesehen hatte? Vielleicht handelte es sich auch einfach um eine vom Schicksal schwer gezeichnete Frau, die sein Vater bei einer der zahlreichen Wohltätigkeitsveranstaltungen kennen gelernt hatte – eine ältere Dame, die in einfachen Verhältnissen lebte.
    Luke wünschte, Harvey hätte ihm mehr über die geheimnisvolle Miss Gilbert erzählen können. Vielleicht werde ich ihr die Schenkungsurkunde persönlich überbringen, dachte er. So könnte er seine Neugier befriedigen und den leisen Zweifel besänftigen, dass sein Vater doch nicht so perfekt gewesen war, wie er, Luke, immer geglaubt hatte.
    Die Fahrstuhltüren gingen auf. Er ging hinaus und sah Isabel, die auf ihn wartete. In dem schlichten schwarzen Kleid sah sie genauso hübsch aus wie immer. Isabel war eine klassische, elegante Schönheit. Das lange blonde Haar hatte sie hochgesteckt, so dass ihr schlanker Hals zu sehen war. Isabel trug die Diamantohrringe, die er ihr vor kurzem zum Geburtstag geschenkt hatte.
    Sie lächelte ihn an. Und wie immer fühlte Luke sich von ihrer heiteren Gelassenheit getröstet. Er erwiderte das Lächeln und ging auf sie zu. Ihm wurde bewusst, wie viel Glück er hatte, eine Frau wie Isabel gefunden zu haben: schön, klug, äußerst vernünftig und praktisch veranlagt. Im Gegensatz zu seinen früheren Freundinnen war sie nicht besitzergreifend und machte ihm nie Eifersuchtsszenen. Sie konnte ausgezeichnet kochen und hatte bereits ihre Arbeitsstelle aufgegeben, um Ehefrau und Mutter zu sein – genau wie seine Mutter.
    Isabel war als Empfangssekretärin bei dem Architekturunternehmen angestellt gewesen, für das auch Luke arbeitete. Dort hatten sie sich bei der Weihnachtsfeier im vergangenen Jahr kennen gelernt. Nach der Hochzeit wollten Isabel und Luke so bald wie möglich ein Baby bekommen.
    Isabel war dreißig Jahre alt und hatte genug Lebenserfahrung, um eine Familie zu gründen. Luke war zweiunddreißig. Sie waren beide viel gereist und hatten verschiedene Beziehungen gehabt.
    Es gefiel Luke, dass Isabel als erfahrene Liebhaberin im Bett unbefangen und selbstsicher war. Außerdem wünschten sie und er sich dieselben Dinge: eine harmonische, dauerhafte Ehe und eine Familie mit mindestens zwei Kindern.
    Sie waren zwar nicht ineinander verliebt, aber was machte das schon? Luke war einige Mal verliebt gewesen. Diese Beziehungen waren nie von langer Dauer gewesen. Als er sich entschieden hatte, eine Familie zu gründen, wurde ihm klar, dass Leidenschaft und romantische Gefühle keine Basis für eine Ehe waren. Isabel teilte diese Meinung.
    Sie stimmten also in allen wichtigen Dingen überein, deshalb stritten sie sich auch nie. Das war Luke sehr wichtig. Er wünschte sich eine so harmonische Beziehung, wie die seiner Eltern es gewesen war.
    “Hast du alles erledigt?” Isabel gab ihm einen Kuss auf die Wange.
    “Vorerst ja.” Wieder musste er an die geheimnisvolle Miss Gilbert denken. Er überlegte, ob er Isabel davon erzählen sollte, entschied sich aber dagegen. Sicher ist Miss Gilbert nur eine bedürftige ältere Dame, versuchte er sich einzureden. Doch er glaubte es selbst nicht. Denn warum hätte sein Vater die Angelegenheit dann vor seiner Frau geheim halten sollen? Sie wäre doch nur dann
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher