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Das Haus am Lake Macquarie

Das Haus am Lake Macquarie

Titel: Das Haus am Lake Macquarie
Autoren: Miranda Lee
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aus gewesen. Warum auch sollte eine junge, begehrenswerte Frau wie sie ein Verhältnis mit einem Mann haben, der so alt war wie ihr Vater?
    Luke überlegte, um wie viel Geld sie ihn wohl bereits erleichtert hatte, ganz zu schweigen von den Geschenken, die reiche ältere Männer ihren wunderschönen jungen Gespielinnen gern machten: Kleider, Schmuck, Parfüm, Unterwäsche. In schwarzer Spitze würde sie unglaublich sexy aussehen, dachte er unwillkürlich.
    “Worauf würde es ankommen?”, wiederholte sie.
    Luke blickte Miss Gilbert an. Er fragte sich, was sie wohl sagen würde, wenn er ihr das Haus anböte im Austausch dafür, dass sie ab jetzt an den Wochenenden
seine
Geliebte wäre und ihm all das geben würde, was sie seinem Vater gegeben hatte – und mehr als das. Oh ja, er, Luke, würde mehr wollen. Er war erst zweiunddreißig Jahre alt, ein Mann in der Blüte seiner Jahre und auf dem Höhepunkt seiner sexuellen Aktivität, der seit mehreren Wochen nicht mehr mit seiner Verlobten geschlafen hatte.
    Schuldgefühle überkamen ihn, als er an Isabel dachte – die Frau, der er ewige Treue gelobt hatte. Was geschah nur mit ihm? Natürlich würde er so etwas niemals tun. Und aus in Gedanken begangener Untreue konnte man niemandem einen Vorwurf machen. Schon gar nicht in Gegenwart einer derart verführerischen jungen Frau. Ob Miss Gilbert wusste, wie sexy sie aussah mit den lackierten Zehennägeln und dem immer weiter hochrutschenden Rock, der den Blick auf die ganze Innenseite ihres linken Beines freigab? Sie nippte am Wein und sah ihn, Luke, über den Rand des Glases aufmerksam an – wie eine Raubkatze, die ihre Beute betrachtete.
    Luke begann zu verstehen, warum sein Vater ihren Verlockungen zum Opfer gefallen war. Er wusste, dass er sich so schnell wie möglich aus dem Staub machen sollte. Doch das Verlangen war stärker als seine Vernunft.
    “Es hängt davon ab, ob Sie mir alles über Ihre Beziehung zu meinem Vater erzählen”, sagte er schroff.
    Sie nahm das linke Bein herunter, so dass der Rock wieder zurückrutschte und alles verdeckte. Als sie das Glas absetzte, konnte Luke erkennen, dass ihre Hand etwas zitterte. “Alles? Was meinen Sie damit?”
    Es gefiel Luke, dass sie so nervös war. Vielleicht weil er sie nicht wirklich als skrupellos und geldgierig sehen wollte. Denn sollte sie tatsächlich nur aus Berechnung und Geldgier mit seinem Vater geschlafen haben, zu was wäre sie dann bei
ihm
, Luke, in der Lage?
    Noch nie zuvor war Luke so stark in Versuchung geführt worden. Während seines Studiums hatte er manches Mal im Liebesleben leichtsinnig und unüberlegt gehandelt. Und als er in London gewesen war, das erste Mal weit weg von zu Hause, war er ein richtiger Draufgänger gewesen. Doch seit er vor zwei Jahren nach Australien zurückgekommen war, hatte er keine Lust mehr auf sexuelle Abenteuer verspürt. Luke wünschte sich ein ruhiges, sicheres und harmonisches Leben – wie das seines Vaters.
    Luke betrachtete Miss Gilbert und musste sich hilflos eingestehen, dass er noch immer wollte, was sein Vater gehabt hatte: eine liebevolle Ehefrau zu Hause – und eine sinnliche, verführerische Geliebte wie sie am Wochenende. Ihm wurde schwindelig, und sein Herz raste.
    Das sind nur verrückte Gedanken, versuchte er sich zu beruhigen. Er würde sie um keinen Preis in die Tat umsetzen, egal, wie stark die Verlockung war. Sonst würde er sich bis an sein Lebensende dafür hassen. Doch Luke wollte alles über die Affäre seines Vaters wissen. Er musste zumindest
versuchen
, ihn zu verstehen.
    “Wenn ich ‘alles’ sage, dann meine ich ‘alles’“, sagte er brüsk. “Ich will wissen, wie und wann Sie meinen Vater kennen gelernt haben. Wer machte den ersten Schritt und warum? Wie häufig haben Sie sich getroffen und wo? Ich will wissen, ob er Sie aufrichtig geliebt hat oder nur Sex mit Ihnen haben wollte. Erzählen Sie mir einfach die ganze verdammte Wahrheit, Miss Gilbert, und dieses Haus gehört dann Ihnen.”

4. KAPITEL
    C elia verspürte den Wunsch, ihn zu schlagen. Doch dann merkte sie, wie verletzt Luke war. Mitgefühl erfüllte sie. Es musste schmerzhaft sein, festzustellen, dass der eigene Vater kein so großartiger Mensch gewesen war, wie man gedacht hatte.
    “Sie sind wütend auf Ihren Vater, stimmt’s?”, fragte sie leise.
    Um Lukes Mund zuckte es leicht. Er war nicht nur wütend, sondern auch verzweifelt. Celia merkte es Luke deutlich an – daran, wie angespannt er sich bewegte und sie
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