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Das Haus am Lake Macquarie

Das Haus am Lake Macquarie

Titel: Das Haus am Lake Macquarie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Miranda Lee
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anblickte.
    Sie nahm ihr Glas und trank den Rest Wein. Luke schwieg noch immer. Mit seinen glänzenden dunklen Augen sah er Celia so eindringlich an, dass sie sich unsicher fühlte. Eigentlich war sie schon nervös gewesen, seit er das Haus betreten hatte.
    “Mein Vater war verheiratet”, sagte Luke plötzlich heftig. “Und Sie haben ihn ja nicht einmal geliebt.”
    Celia wünschte, sie hätte ihm die Wahrheit gesagt. Doch nun war es zu spät. Es ging nicht mehr nur darum, ihre Mutter zu beschützen. Es ging auch um das Haus. Jessica verdiente es. Sie musste ja nicht selbst hier wohnen, aber es wäre eine ausgezeichnete Altersvorsorge. Celia musste sich eingestehen, dass sie sich auch an Lionel rächen wollte. Doch sie wollte weder sich noch ihre Mutter als berechnende Opportunistin bezeichnen lassen, der es nur um Lionels Geld gegangen war.
    Sie versuchte, sich in ihre Mutter hineinzuversetzen. “Da irren Sie sich. Ich habe Lionel sogar sehr geliebt.” Überrascht stellte sie fest, wie überzeugend es klang. Aber schließlich hatte sie Jessica diese Worte oft genug sagen hören. Celia bemühte sich, so träumerisch zu blicken wie ihre Mutter, wenn diese von ihrem Geliebten gesprochen hatte.
    Auch Luke war überrascht. Spielte sie ihm nur etwas vor, oder hatte sie die Wahrheit gesagt?
    “Sie erwarten doch nicht, dass ich Ihnen glaube?”, fragte er kühl.
    “Nein”, erwiderte sie. “Aber Sie wollten die Wahrheit wissen – und die habe ich Ihnen gesagt.”
    “Wie Sie meinen. Wann und wie haben Sie meinen Vater kennen gelernt?”
    Sie überlegte. “Als ich zweiundzwanzig Jahre alt war.”
    “Und wie alt sind Sie jetzt?”
    “Sechsundzwanzig.”
    “Also vor vier Jahren.” Damals war sein Vater fünfzig gewesen – du meine Güte!
    “Ich sehe schon, dass Sie ausgezeichnet rechnen können. Aber Sie sind ja auch Architekt, wie Lionel es war, stimmt’s?”
    “Ja, ich habe viel mit meinem Vater gemeinsam”, erwiderte Luke ironisch.
    “Das ist wahr.”
    “Was wollen Sie damit sagen?”, fragte er scharf.
    “Ich … ich meinte nur, dass Sie ihm sehr ähnlich sehen.”
    Unwillkürlich fragte Luke sich, ob die junge Frau ihn wohl auch attraktiv fand, da sie sich ja zu seinem Vater hingezogen gefühlt hatte. Wenn ihr das Geld ihres Geliebten gefallen hat, wird ihr meins auch gefallen, dachte er ironisch. Nach dem Tod seines Vaters war er noch um einiges reicher geworden. Er verdrängte den Gedanken und fragte: “Wo haben Sie meinen Vater das erste Mal getroffen?”
    “Wir lernten uns in einem Hotel kennen, das im Weinanbaugebiet Hunter Valley lag. Lionel besuchte dort ein zweitägiges Architektur-Symposium, und ich habe damals als Physiotherapeutin und Masseurin in einem der Hotels gearbeitet. Lionel hatte nach dem Abendessen einen Massagetermin in seinem Zimmer gebucht. Und dann …”
    Luke kämpfte mit den Bildern, die diese kurze Schilderung in ihm heraufbeschwor. Plötzlich wollte er seinen Vater nicht mehr verstehen – und ihm auch nicht verzeihen. Doch welchen leidenschaftlichen Mann hätte es nicht in Versuchung geführt, die Hände dieser jungen Frau auf seiner bloßen Haut zu spüren?
    “Hatte er etwas getrunken?”, fragte er unumwunden.
    “Wahrscheinlich etwas Wein zum Abendessen. Lionel liebte Wein.”
    “Wann haben Sie erfahren, dass er verheiratet war?”
    “Er hat es mir am nächsten Morgen erzählt.”
    “Und wie haben Sie darauf reagiert?”
    “Ich war natürlich sehr verletzt und gekränkt, aber …” Sie unterbrach sich, als müsste sie nach den richtigen Worten suchen.
    “Aber was?”, fragte Luke unbarmherzig.
    “Aber ich hatte mich in ihn verliebt.” Sie seufzte wehmütig.
    Er lachte verächtlich. “So schnell verliebt man sich nicht.”
    “
Sie
vielleicht nicht.” Sie wich seinem Blick aus.
    “Was ist dann passiert?”
    Sie blickte auf und sah ihm in die Augen. “Ich habe ihm gesagt, dass ich ihn nie wiedersehen wolle. Aber er war nicht bereit, es zu akzeptieren.”
    “Was meinen Sie damit?”
    “Er ist mir überallhin gefolgt – und dann hat er mich noch einmal verführt.”
    “Ich glaube nicht, dass mein Vater Sie auch nur ein einziges Mal verführt hat. Ich vermute, es war genau umgekehrt.”
    Verwirrt blickte sie ihn an. “Warum hätte ich denn so etwas tun sollen?”
    “Zum einen waren Sie erst zweiundzwanzig Jahre alt. Ich bin oft mit jungen Frauen dieses Alters ausgegangen. Normalerweise fühlen sie sich nicht zu fünfzigjährigen Männern hingezogen,

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