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Das Haus am Lake Macquarie

Das Haus am Lake Macquarie

Titel: Das Haus am Lake Macquarie
Autoren: Miranda Lee
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Weise. Nicht streng und glatt, sondern in widerspenstigen Löckchen, die ihr zartes Gesicht umrahmten und den schlanken Hals umschmeichelten.
    “Miss Gilbert?”, fragte Luke. Vielleicht ist sie es nicht, dachte er. Womöglich war die junge Frau nur mit der Bewohnerin befreundet, eine Gemeindeschwester oder die Pflegekraft der alten Dame … Genau, und ich bekomme morgen den Nobelpreis für Architektur, dachte er ironisch.
    “Ja”, sagte die junge Frau – und gab Luke die Antwort auf die Frage, die ihn quälte, seit er ihren Namen zum ersten Mal gehört hatte.

3. KAPITEL
    E rstaunt blickte Celia zu dem dunkelhaarigen und äußerst attraktiven Mann hoch, der im Türrahmen stand. Sie überlegte fieberhaft, warum er ihr so bekannt vorkam: die markanten Gesichtszüge, die tief liegenden, fast schwarzen Augen mit den dichten Wimpern. Plötzlich fiel es ihr ein.
    “Du meine Güte”, sagte sie und umklammerte den Türknauf. “Sie müssen Luke sein, Lionels Sohn.” Erschrocken blickte sie ihn an. Es war, als würde sie gerade Lionel gegenüberstehen – vor zwanzig Jahren.
    “Genau richtig, Miss Gilbert.”
    Die Tatsache, dass er
ihren
Namen kannte, registrierte Celia erst nach einer Weile. Dann spürte sie auch seine unterdrückte Wut. Ganz eindeutig wollte Luke Freeman das geerbte Haus einfordern oder in Augenschein nehmen. Er musste von der außerehelichen Affäre seines Vaters mit ihrer Mutter erfahren haben und war hergekommen, um sich dieser Sache anzunehmen.
    Doch was genau wollte er? Aus erster Hand alle intimen Einzelheiten erfahren? Der Geliebten seines Vaters persönlich gegenübertreten? Oder ihr Vorwürfe machen, weil sie seine Eltern auseinandergebracht hatte?
    Nur über meine Leiche, schwor sie sich. Ihre Mutter hatte wegen Lionel Freeman schon genug gelitten. Sie, Celia, würde um keinen Preis zulassen, dass der Sohn das zu Ende brachte, was sein Vater begonnen hatte. Sie verschränkte die Arme vor der Brust und bereitete sich darauf vor, sich der Herausforderung zu stellen. “Ich weiß nicht, wie Sie es herausbekommen haben”, sagte sie, um Fassung ringend. “Doch ich nehme an, Sie wissen bereits alles.” Sie schluckte und strich sich nervös durchs Haar.
    “Sie meinen Ihre Affäre mit meinem Vater?”, fragte er kühl. “Oh ja. Davon weiß ich. Die Wahrheit wurde mir klar, als Sie mir die Tür öffneten. Aber ich muss meinem Vater ein Lob aussprechen. Er hatte Geschmack. Sie sind eine wunderschöne Frau, Miss Jessica Gilbert.”
    Celia war viel zu erstaunt, um von diesem Kompliment geschmeichelt zu sein. Du meine Güte! Er dachte,
sie
wäre die Geliebte seines Vaters gewesen!
    Fieberhaft überlegte sie, wie sie vorgehen sollte. Wenn Luke glaubte, sie wäre die Geliebte seines Vaters gewesen, dann wusste er tatsächlich nur sehr wenig. Weder kannte er Jessica, noch wusste er sonst irgendetwas über sie. Er hatte mit Sicherheit keine Ahnung, dass sie eine zweiundvierzigjährige allein stehende Frau mit einer sechsundzwanzigjährigen Tochter war. Und er hatte eindeutig keine Vorstellung davon, wie lange die Affäre angedauert hatte. Celia wurde klar, dass Lionels Sohn ihr höchstwahrscheinlich alles glauben würde, was sie ihm erzählte. Sie dachte an ihre Mutter und wusste, was sie zu tun hatte.
    Celia atmete tief durch, ließ die Arme sinken und trat einen Schritt zur Seite. “Ich schlage vor, Sie kommen besser herein”, sagte sie mit einer einladenden Bewegung, während sie insgeheim weiter nachdachte.
    Lionels Sohn war kein Dummkopf. Sie würde also am besten so nah wie möglich an der Wahrheit bleiben, um keinen Fehler zu riskieren. Celia beschloss, die Affäre einfach zwanzig Jahre nach vorne zu verlegen und sich selbst die Rolle ihrer Mutter zuzuschreiben. Es würde nicht einfach sein, vorzugeben, dass sie den rücksichtslosen Lionel geliebt hatte, ganz zu schweigen davon, mit ihm im Bett gewesen zu sein. Doch sie würde es schaffen – irgendwie.
    Luke versuchte, seine Wut zu unterdrücken, als er die widerstrebende Einladung annahm und das geheime Liebesnest seines Vaters betrat. Aber auf wen genau war er eigentlich wütend? Auf seinen Vater, weil er nicht der Held war, für den er, Luke, ihn immer gehalten hatte? Oder auf diese unglaublich sinnliche junge Frau mit den faszinierenden grünen Augen?
    Luke durchschritt das großzügig geschnittene Wohnzimmer und nahm mit flüchtigem Blick die schlichte Eleganz des Raumes wahr. Der ausgiebige Gebrauch von Holz bei der Gestaltung trug
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