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Das Haus am Lake Macquarie

Das Haus am Lake Macquarie

Titel: Das Haus am Lake Macquarie
Autoren: Miranda Lee
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die Handschrift seines Vaters. Küche und Wände waren aus Pinienholz, der polierte Holzfußboden aus Buchsbaum und die hohe vertäfelte Decke aus verschiedenen Zedernhölzern. Der Esszimmertisch bestand aus edlem Walnussholz, ebenso die fein gearbeiteten Stühle mit den Sitzpolstern aus dunkelgrünem Samt. Das große Sofa vor dem Sandsteinkamin war mit demselben Stoff bezogen.
    Unwillkürlich überlegte Luke, was sich wohl auf diesem Sofa zwischen seinem Vater und seiner Geliebten alles abgespielt haben mochte – und auf dem cremefarbenen, flauschigen Läufer vor dem Kamin. Er stellte sich vor, wie Miss Gilberts rotgoldenes Haar im Feuerschein glänzte, die Flammen ihr die samtige Haut wärmten und sie sich die Zunge über die sinnlichen Lippen gleiten ließ, während sie ihren verheirateten Liebhaber mit sich zog – in das Feuer der Lust und der Leidenschaft, das ihn Ehefrau und Familie vergessen ließ.
    Mit aller Macht verdrängte Luke diese Gedanken. Er zog sich einen Stuhl am Esstisch hervor, ließ sich seitwärts darauf nieder und stützte einen Ellbogen auf den Tisch, den anderen auf die Rückenlehne des Stuhls. Um nichts in der Welt wollte er sich auf das Sofa setzen oder es sich zu bequem machen. Es würde ein sehr kurzer Besuch werden.
    “Darf ich Ihnen etwas zu trinken anbieten?”, fragte Miss Gilbert höflich, nachdem sie die Tür geschlossen hatte. “Tee? Kaffee? Oder vielleicht ein Glas Wein?”
    “Nein, danke”, lehnte er etwas schroff ab.
    “Ich könnte noch ein Glas vertragen”, sagte sie mit ihrer verführerischen Stimme.
    Während sie zur kleinen Küchenzeile ging, ließ er den Blick über ihren Körper gleiten. Die junge Frau war schlank, aber perfekt gerundet. Und sie war genau so gekleidet, wie man es von einer Geliebten erwartete. Zu einem langen Wickelrock aus weich fließendem Stoff in tiefem Weinrot trug sie eine tief ausgeschnittene schwarze Strickjacke, deren Knöpfe leicht zu öffnen waren. Sie hatte keinen BH an und war barfuß.
    Luke schätzte, dass ein Mann sie in weniger als zwanzig Sekunden ausziehen könnte – vorausgesetzt, sie leistete keinen Widerstand. Unwillkürlich stellte er sich vor, wie sein Vater zur Tür hereinkam und genau das tat. Der Gedanke erfüllte Luke erneut mit Wut. Doch zu seiner Verwirrung verspürte er vor allem Eifersucht.
    Miss Gilbert goss sich ein Glas Weißwein ein und setzte sich auf einen der Hocker an der Küchentheke. Nachdenklich blickte sie Luke mit ihren grünen Augen an.
    “
Was
möchten Sie dann?” Sie trank einen Schluck Wein und schlug die Beine übereinander. Der Rock rutschte ein wenig hoch und gab den Blick auf ihre wohlgeformten Beine frei. Luke zwang sich, den Blick abzuwenden.
    “Ich möchte nur mit Ihnen sprechen.” Erleichtert stellte er fest, dass seine Stimme wieder gelassener und neutral klang.
    Sie zog ironisch die Augenbrauen hoch. Luke fragte sich, ob sein Vater ihr beim ersten Treffen vielleicht ebenfalls gesagt hatte, er wolle sich nur mit ihr unterhalten. Die Vorstellung von seinem Vater als rücksichtslosem Verführer gefiel Luke genauso wenig wie das Bild eines bis über beide Ohren verliebten älteren Mannes, der nicht merkte, dass man ihn zum Narren hielt.
    “Haben Sie ihn geliebt?”, fragte er unvermittelt und beobachtete ihre Reaktion.
    Die schönen Augen wirkten plötzlich noch größer. Sie atmete tief ein. “Ich finde nicht, dass Sie das etwas angeht”, erwiderte sie kühl.
    “Ich denke doch, Miss Gilbert. Mein Vater war kurz vor seinem Tod bei seinem Rechtsanwalt”, fuhr er fort. “Er hatte vor, Ihnen dieses Haus zu schenken. Doch er starb, bevor die Schenkungsurkunde ausgestellt werden konnte. Der Anwalt sagte mir, mein Vater habe Sie die letzten Jahre hier mietfrei wohnen lassen. Offenbar hat er beschlossen, dass Sie diese Sicherheit für immer haben sollten.”
    “Ich verstehe …”
    Ihre grünen Augen funkelten verächtlich. Luke zerbrach sich den Kopf, wem ihre Verachtung wohl galt.
    “Sie glauben, ich hätte nur mit Ihrem Vater geschlafen, um so viel Geld wie möglich aus ihm rauszuholen”, mutmaßte sie.
    “Ja, der Gedanke ist mir gekommen.”
    “Ich nehme an,
Sie
werden mir diese Wohnung in diesem Fall nicht überschreiben”, sagte sie ironisch.
    “Das kommt darauf an”, sagte er.
    “Worauf?”, fragte sie vorsichtig.
    Jetzt kannte er zumindest die Antwort auf eine seiner Fragen. Miss Gilbert hatte seinen Vater
nicht
geliebt. Sie war ausschließlich auf das Geld ihres Liebhabers
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