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Das Halsband der Königin

Das Halsband der Königin

Titel: Das Halsband der Königin
Autoren: Alexandre Dumas
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Kardinals mit der Gräfi n allein reden können.
    Nach dem Verbleib des Halsbands gefragt, antwortete sie diesem, sie wisse darüber nichts, doch hätte man es ihr mit Fug und Recht schenken können. Die Dienste, die sie der Königin und dem Kardinal geleistet habe, seien wohl anderthalb Millionen wert.
    Als dem Kardinal diese Worte überbracht wurden, erblaßte er tödlich und begriff, daß er in die Schlinge gegangen war. Er erwog einen Verzicht auf weitere Verteidigung, um die Königin nicht zu ruinieren, aber seine Freunde und Verwandten drängten ihn, den Kampf auszutragen. Sie gaben ihm zu bedenken, daß seine Ehre auf dem Spiel stand und daß seine Unschuld ohne einen formellen Freispruch nicht bestätigt werden konnte. Sollte aber seine Unschuld erwiesen werden, mußten die Beziehungen des Kardinals zu Marie-Antoinette öffentlich erörtert werden.
    Jeanne erklärte, daß sie niemals die Königin anklagen werde, ebensowenig den Kardinal; doch wenn man fortfahre, ihr die Verantwortung für das Halsband aufzulasten, würde sie beweisen, daß die Königin wie der Kardinal interessiert seien, sie der Lüge zu beschuldigen.
    Als man diese Äußerungen Herrn de Rohan mitteilte, erklärte der Fürst, er verstehe das Betragen Jeannes bis zu einem gewissen Punkt, das der Königin aber gar nicht. Diese Äußerung kam Marie-Antoinette zu Ohren und brachte sie außer Rand und Band. Sie forderte, daß die Aufmerksamkeit der Untersuchungsrichter sich vornehmlich diesen geheimnisvollen Punkten zuwen-de. So wurden nun doch jene nächtlichen Zusammenkünfte ans Tageslicht gezogen und der öffentlichen Neugier und Spekulation preisgegeben.
    Sooft man Jeanne in die Enge trieb, entgegnete sie dasselbe:
    »Man möge mich in Ruhe lassen, wenn man nicht will, daß ich zuviel sage!«
    Diese Andeutungen verschafften ihr beinahe den Ruf einer Heldin und verwirrten die Fäden der Untersuchung immer aufs neue. Kein Untersuchungsrichter mochte mit der gefährlichen Frau zu tun haben.
    Heraus kam bei alledem, daß die Königin keine Verteidiger mehr fand. Alle früheren Verleumdungen und Beschuldigungen, die sie lange tapfer bekämpft hatte, schienen durch die Ergebnisse der Untersuchungen bestätigt. Jetzt war es nicht mehr die Frage, ob die Königin das Halsband unterschlagen hatte, man verlangte zu wissen, ob sie es durch jemanden hatte stehlen lassen, der in die Umstände ihres Ehebruchs eingeweiht war.
    So weit hatte es Madame de La Motte gebracht. Schon glaubte die Königin, ihr bleibe kein anderer Ausweg als die Schmach, da traf die Nachricht ein, daß die Polizei das Fräulein Oliva ge-faßt hatte.
    Man errät, mit welch vergnügtem Händereiben Herr de Crosne der Königin eine Überraschung versprach und mit welcher Freude sie diese Ankündigung aufnahm. Sie hatte seit geraumer Zeit nur mehr düstere Mienen um sich gesehen.
    Mit einem hermetisch verschlossenen Wagen, der seiner Kutsche folgte, fuhr Herr de Crosne nach Versailles. Die Königin wies ihn an, ihr seine Überraschung in der Bibliothek ihres Lieb-lingsschlosses Trianon vorzuführen, wo sie durch ein Guckloch in der Wand sehen konnte, ohne selbst gesehen zu werden.
    Wenig später stand die Königin mit klopfendem Herzen an ihrem Beobachtungsposten. Da wurde eine verschleierte Gestalt in den Nebenraum geführt. Der begleitende Beamte zog der Per son den Schleier ab; und die Königin verhielt nur mit Mühe einen Schrei der Überraschung. Oliva trug eins der Lieblings-kleider Marie-Antoinettes, ein grünes Kleid mit breiten, schwarzen Moirébändern. Die hohe Frisur, die grünseidenen Pantoffeln mit den Stöckelabsätzen, auch alles Beiwerk waren genau nach dem Vorbild der Königin gewählt. Entgeistert betrachtete sie ihr leibhaftiges Spiegelbild.
    »Nun, was sagen Majestät zu dieser Ähnlichkeit?« fragte Herr de Crosne hochbefriedigt.
    Die Königin bezeugte dem Polizeichef ihre große Dankbarkeit.
    Jetzt könnte die Aufklärung aller Mysterien vonstatten gehen, meinte sie und wünschte, daß der König und ganz besonders ihr böswilliger Schwager, der Graf de Provence, schnellstens sähen, was sie soeben gesehen hatte.
    »Weiß Herr de Rohan bereits um Ihren Fund?«
    »Herr de Rohan ist vollkommen ahnungslos.«
    »Nun, jetzt ist es erwiesen«, sagte die Königin, »diese Frau ist der ganze Irrtum des Kardinals.«
    »Wenn sie der Irrtum des Kardinals ist, so ist sie auch das Verbrechen anderer.«
    »Suchen Sie gut, Monsieur, die Ehre der französischen Dynastie liegt in
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